Stadt Luzern kürzt Budget deutlich

Nach «Tatort»-Aus: «Filmlocation Lucerne» muss neue Geldgeber suchen

Schon bald ist das Luzerner Kommissarenteam Geschichte: Stefan Gubser (als Reto Flückiger) und Delia Mayer (Liz Ritschard).

(Bild: SRF/Daniel Winkler)

Der Luzerner «Tatort» zieht nach Zürich. Zurück bleibt zwar ein breites Netzwerk an Filmschaffenden, aber auch ein deutlich kleineres Budget. Für den Verein «Filmlocation Lucerne» gibt es künftig von der Stadt nur noch 100’000 statt der bisherigen 220’000 Franken.

Nach fast zehn Jahren heisst es schon bald «adieu ‹Tatort›» – zumindest für die Stadt Luzern. Der Schweizer Beitrag zur Kriminalreihe wird nach den kommenden zwei Luzerner Folgen in Zürich gedreht. Die insgesamt 17 Folgen, welche in Luzern produziert wurden, wiesen regelmässig schlechte Quoten auf. Unter anderem deshalb wird nun auf die Hochburg Zürich gesetzt (zentralplus berichtete).

Dies ist für die Stadt Luzern, die sonst schon so oft mit Minderwertigkeitskomplexen gegenüber Zürich zu kämpfen scheint, sehr bedauerlich, meint auch der Luzerner Stadtrat: «Der Wegzug der erfolgreichsten Krimiserie des deutschen Sprachraums ‹Tatort› von Luzern nach Zürich ist zu bedauern», schreibt er als Antwort auf einen Vorstoss von Albert Schwarzenbach. 

Wichtiger Tätigkeitsbereich fällt weg

Mit dem Wegzug des «Tatorts» fällt besonders für den Verein «Film und Fernsehen Luzern-Zentralschweiz» (FFLZ) ein wichtiger Tätigkeitsbereich weg. Der Verein, der sich unter anderem aus der Stadt Luzern und Luzern Tourismus zusammensetzt, trägt die «Filmlocation Lucerne». Diese fördert verschiedene Fernseh- und Filmproduktionen in Luzern und der Zentralschweiz, darunter auch den Luzerner «Tatort». Durch die Produktion der Krimiserie gewann der Verein FFLZ, wie auch die Branche an Bekanntheit und Ansehen. 

«Die produzierten Folgen gaben dem Verein und der Filmlocation die Chance, Know-how und ein Netzwerk in der Film- und TV-Branche aufzubauen.» 

Luzerner Stadtrat 

«Die produzierten Folgen gaben dem Verein und der Filmlocation die Chance, Know-how und ein Netzwerk in der Film- und TV-Branche aufzubauen», so der Stadtrat. Zu diesem Netzwerk gehören Filmproduzenten, Regisseure, Schauspieler so wie auch filmtechnische Spezialisten. Doch diese durch den «Tatort» gewonnenen Ressourcen können nun für weitere Produktionen genutzt werden, so der Stadtrat weiter: «Das Know-how und Netzwerk ermöglicht ihnen jetzt gezielt, neue Produktionen zu akquirieren. Dazu stehen nun Ressourcen zur Verfügung, die vorher für den ‹Tatort› reserviert waren.»

Im sechsten Luzerner Tatort «Zwischen zwei Welten» war auch Hans-Caspar Gattiker, von 2009-2016 im Ensemble des Luzerner Theaters, zu sehen. (Foto: Daniel Winkler/SRF)

Nach neun Jahren und 17 Folgen zieht die Krimiserie weiter von Luzern nach Zürich. (Foto: Daniel Winkler/SRF)

Wegfall des «Tatorts» schafft Platz für neue Produktionen

Der Stadtrat sieht den Wegfall der Serie sogar als durchaus positiv: «Der Wegzug des ‹Tatorts› ist auch als Chance zu sehen, sich vermehrt für internationale Kinoproduktionen einsetzen zu können.» Diese Produktionen hätten zudem einen höheren Wirkungsgrad als TV-Serien im deutschen Sprachraum.

Künftig seien zwar noch keine «Tatort»-ähnliche Produktionen bekannt, die «Filmlocation Lucerne» plant jedoch zwei grössere Produktionen: Zum einen eine TV-Serie und eine Kinoproduktion. Diese sollen jedoch nicht auf die Stadt Luzern begrenzt sein, sondern sich zunehmend für die ganze Zentralschweiz und Nidwalden öffnen. In Stein gemeisselt sei jedoch noch nichts, so Niklaus Zeier, Vizepräsident Film und Fernsehen Zentralschweiz: «Geplant ist noch nichts definitiv. Dank dem guten Netzwerk aus dem ‹Tatort› und anderen Produktionen, bestehen jedoch erfolgversprechende Kontakte zu diversen Produktionsgesellschaften.»

«Der Verein hat mit dem Wegzug des ‹Tatorts› weniger Fixkosten wie zum Beispiel Studiomieten.»

Niklaus Zeier, Vizepräsident «Film und Fernsehen Luzern-Zentralschweiz»

Um die Produktion des «Tatorts» zu sichern, unterstützte der Stadtrat bisher die «Filmlocation Lucerne» mit 220’000 Franken. Dieser Betrag soll jedoch auf kommendes Jahr deutlich gesenkt werden. Nur noch 100’000 Franken werden ab nächstem Jahr aufs Konto des Vereins überwiesen. Die Stadt bleibt somit finanzielle Mittäterin und profitiert weiterhin vom Stadt- und Standortmarketing der zukünftigen Zentralschweizer Produktionen.

Für «Filmlocation Lucerne» bedeutet die Einsparungen jedoch einen grossen Einschnitt im Budget. Doch bringt der Wegfall des «Tatorts» durchaus seine Vorteile, meint Zeier: «Einerseits hat der Verein mit dem Wegzug des ‹Tatorts› weniger Fixkosten, zum Beispiel Studiomieten. Andererseits sind wir auf der Suche nach finanziellen Beteiligungen Dritter, vor allem privater Kreise.»

Die 60’000 Franken von Luzern Tourismus, so Zeier, sollen ungefähr in gleicher Höhe auch weiter ausgezahlt werden. «Zusätzlich unterstützen diverse Hotels die Produktionen mit Vergünstigungen bei den Übernachtungen», ergänzt Zeier.

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