Zug: Köpferollen in der Psychiatrischen Klinik

Nach schlechter Mitarbeiterbefragung erkrankte der Klinikdirektor

Die psychiatrische Klinik Zugersee. (Bild: zvg)

Es kriselt bereits seit Monaten in der Psychiatrischen Klinik Zugersee. Erst im April ging die Chefärztin freiwillig – nicht so Direktor Reto Fausch. Sein Arbeitsverhältnis wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst. Bis die Klinik in eine AG überführt wird, übernimmt der ehemalige Direktor Markus Müller die Führung. Ist das Image der Klinik durch die Vorfälle nun ramponiert?

Die Führungskrise in der Klinik Zugersee erreicht einen neuen Höhepunkt, nachdem bereits die Chefärztin ihren Posten im April verliess (zentralplus berichtete). Die Betriebskommission und Klinikdirektor Reto Fausch sind übereingekommen, das Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen, schreibt die Gesundheitsinstitution. Bis zur Überführung der Klinik in die Triaplus AG liegt die Führungsverantwortung bei Markus Müller.

Unterschiede immer deutlicher fassbar

Reto Fausch hat seine Tätigkeit als Direktor der Psychiatrischen Klinik Zugersee am 1. November 2015 aufgenommen. Er engagierte sich von Beginn weg mit grossem Einsatz für die Klinik und trug insbesondere wesentlich dazu bei, dass die neuen Abteilungen im Haus F im Herbst 2016 erfolgreich und termingerecht eröffnet werden konnten. Ebenso hat die Klinik unter seiner Leitung die finanziellen Ziele deutlich übertroffen.

Im Verlauf der letzten Monate wurden jedoch unterschiedliche Auffassungen über die Führungs- und Betriebskultur immer deutlicher fassbar, schreibt die Klinik. Schliesslich hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Vorstellungen zu stark auseinander gehen.

Deshalb seien Reto Fausch und die Betriebskommission – in Absprache mit dem Konkordatsrat des Psychiatriekonkordats Uri, Schwyz und Zug – zum Schluss gekommen, das Arbeitsverhältnis unter Berücksichtigung der weiteren Entwicklung der Klinik einvernehmlich aufzulösen.

Doch was heisst eigentlich konkret «unterschiedliche Auffassungen über die Führungs- und Betriebskultur»? Und wird die Psychiatrische Klinik Zugersee nicht langsam zur unführbaren Klinik? Schliesslich ist schon der Vorgänger von Reto Fausch, Christoph Ziörjen, nach nur wenigen Monaten als Klinikdirektor gescheitert. Und jetzt Fausch nach knapp zwei Jahren.

«Die Mitarbeiterbefragung ist sehr schlecht ausgefallen.»

Hans Küng, Präsident der Betriebskommission

Hans Küng, Präsident der Betriebskommission der Psychiatrischen Klinik Zugersee, räumt gegenüber zentralplus ein, dass eine solche Klinik natürlich anders zu führen sei und eine viel anspruchsvollere Aufgabe verkörpere als ein normales Spital. Auch gebe es natürlich auf den Führungsetagen immer wieder Meinungsverschiedenheiten. «Übrigens hatten wir ja mit Paul Lalli einen grossartigen Direktor, der zwölf Jahre lang im Amt war.»

Fausch war zwei Monate krank geschrieben

Fakt ist, dass nach einer Mitarbeiterzufriedenheitsbefragung im letzten Jahr die Alarmglocken bei der Betriebskommission geläutet haben: «Weil die Befragung sehr schlecht ausgefallen ist», wie Küng versichert. Was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik am Hang in Oberwil konkret nicht gefallen habe, kann oder will Küng nicht sagen. «Das weiss ich nicht, weil ich im operativen Geschäft nicht eingebunden bin.»

Er lässt nur so viel anklingen: «Das Motto unserer Klinik lautet offen und herzlich. Darunter versteht offenbar aber jeder etwas Anderes», so Küng. Offensichtlich ist das schlechte Klinikklima dem nun scheidenden Direktor Fausch ebenfalls an die Nieren gegangen. Denn nach der Bekanntgabe der Mitarbeiterbefragung sei Fausch krank geworden und war nun bis Mai krank geschrieben. Er ist nicht mehr in die Klinik zurückgekehrt.

2018 wird Klinik in AG überführt

Ab 1. Januar 2018 zeichnet auf jeden Fall die Betriebsgesellschaft Triaplus AG für die stationäre und ambulante Versorgung in den Kantonen Uri, Schwyz und Zug verantwortlich. Die oder der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Triaplus AG übernimmt dabei auch die Funktion einer Klinikdirektorin respektive eines Klinikdirektors. Diese Stelle wird nun ausgeschrieben. Bis zur Überführung der Klinik in die Triaplus AG führt Markus Müller die Klinik. Er hat die Psychiatrische Klinik bereits bis November 2015 geleitet.

«Reto Fausch legte sehr viel Wert auf den betriebswirtschaftlichen Aspekt der Klinikführung.»

Markus Müller, interimistischer Leiter der Klinik

Auch Müller hält sich gegenüber zentralplus bedeckt über die offensichtlich gravierend unterschiedlichen Vorstellungen von Führungskultur an der Psychiatrischen Klinik in Oberwil. Er lässt nur so viel raus: «Reto Fausch legte sehr viel Wert auf den betriebswirtschaftlichen Aspekt der Klinikführung.» Auf gut deutsch: Die Diskussion über Wünschbares und Machbares führte in der Klinik anscheinend zu grösseren Meinungsverschiedenheiten. Gleichzeitig beruhigt Müller: «Der Klinikbetrieb läuft trotz allem reibungslos.»

Die Ironie der Krise an der Psychiatrischen Klinik Zugersee ist, dass Müller als wieder einmal interimistischer Leiter eigentlich vom Personal und der Betriebskommission der Klinik sehr geschätzt wird. Das bestätigt Hans Küng, Präsident der Betriebskommission. Müller leitete früher einmal das Triemli-Spital in Zürich. Ein absoluter Profi mit viel Erfahrung, also. «Wir würden ihn sofort als neuen Direktor einstellen», so Küng. Doch Müller ist eben 76 Jahre alt.

Die Suche nach Fauschs Nachfolger läuft also. Er soll so schnell wie möglich gefunden werden.

Der ehemalige Klinikdirektor Dr. oec. publ. Markus Müller übernimmt ad interim.

Der ehemalige Klinikdirektor Dr. oec. publ. Markus Müller übernimmt ad interim.

(Bild: zvg)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Mark
    Mark, 15.06.2017, 07:56 Uhr

    Heute kann eine Führungsperson nicht allein mit unternehmerisch denkendem Ansatz «überleben». Das Herz muss sich am richtigen Fleck befinden, er sollte äusserst kommunikativ sein und empathische Fähigkeiten haben, sonst wird er den Angestellten nicht gerecht. C’est la vie.

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