Luzern: Ehemaliges «Limelight» wird umfunktioniert

Nach fast fünf Jahren Leerstand: Aus Kino wird Konditor-Schule

Die Hotelfachschule César Ritz zieht ins ehemalige Kino Limelight. Noch herrscht dort eine Baustelle. Brigit Black (links), die akademische Leiterin, und Arlette Pfeiffer, die Direktorin der Schule, können die Eröffnung kaum erwarten.

(Bild: pbu)

Torten und Kuchen statt cineastischer Leckerbissen: Die Umbauarbeiten im ehemaligen Kino Limelight sollen im April abgeschlossen werden. Damit geht ein Stück Luzerner Kinogeschichte definitiv zu Ende. Der Geist des Traditionshauses – plus ein Anwohner – zeigten sich allerdings äusserst bockig.

Der Schriftzug ist noch da. Vertikal hängen die schwarzen Grossbuchstaben auf rotem Hintergrund an der Hausfassade: «Limelight». Zu sehen nur tagsüber, denn das Licht der Reklametafel brennt seit über vier Jahren nicht mehr. Das grossformatige Auge scheint betrübt zu blicken. Die einstige Filmplakat-Auslage kommt trist daher.

Bald werden auch diese letzten Übrigbleibsel des Luzerner Traditionskinos verschwunden sein. An ihrer Stelle prangt künftig das Logo der Hotelfachschule César Ritz. «Wir sind zurzeit dabei, den Schriftzug zu gestalten», sagt Arlette Pfeiffer, die Direktorin des César Ritz College. Die Schule verwandelt das ehemalige Kino gerade in ein Kochzentrum mit Schulküchen und Unterrichtsräumen – und baut damit ihren Luzerner Campus mächtig aus.

Im Limelight-Gebäude steht künftig nicht mehr der Film, sondern die Feinbäckerei-Kunst im Fokus. Im April eröffnet das César Ritz hier ihre neuen Schulräume.

Im Limelight-Gebäude steht künftig nicht mehr der Film, sondern die Feinbäckerei-Kunst im Fokus. Im April eröffnet das César Ritz hier ihre neuen Schulräume.

(Bild: pbu)

So soll die Fassade künftig aussehen. Das markante Auge wird das Gebäude weiterhin zieren.

So soll die Fassade künftig aussehen. Das markante Auge wird das Gebäude weiterhin zieren.

(Bild: zvg / Nemetschek AG)

Oben wohnen, unten kochen

«Der Platz in unserer Küche im ehemaligen Hotel Union reicht nicht mehr aus», begründet Pfeiffer die Expansion. «Die Lehrgänge in Konditorei- und Schokoladenkunst haben ihre Kapazitätsgrenze längst erreicht. Da die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen allerdings hoch bleibt, haben wir uns entschieden, den Pâtisserie-Bereich zu erweitern.» Im Stile einer Show-Küche können Passanten künftig das Geschehen in den neuen Räumlichkeiten mitverfolgen.

Konkret entstehen im Ex-Kino zwei Pâtisserie-Küchen, eine Schulküche, zwei Klassenzimmer und einige Nebenräume, erläutert Pfeiffer. «Das bietet Platz für rund 100 Studenten. Angeboten werden spezifische Pâtisserie- und Kulinarik-Kurse auf Masterstufe.» Alles in allem koste der Umbau zirka 2,7 Millionen Franken.

Die ehemaligen Kinoräumlichkeiten an der Stadthofstrasse hätten sich schon rein aus geografischen Gründen für die Campus-Erweiterung angeboten. Schliesslich liegt das Union-Gebäude an der Löwenstrasse, also gleich um die Ecke. «Ausserdem haben wir die oberen Etagen im ehemaligen Limelight bereits 2014 zu Studentenwohnungen umgebaut», fügt Pfeiffer an. «Seither wohnen rund 33 Studierende dort. Die Schulungsräume im gleichen Gebäude zu haben, ist natürlich ideal.»

Hier war einst ein Kinosaal. Bis April gibt es noch einiges zu tun.

Hier war einst ein Kinosaal. Bis April gibt es noch einiges zu tun.

(Bild: pbu)

Arlette Pfeiffer (links) und Brigit Black vom César Ritz zwischen zukünftigen Schulräumen und -küchen.

Arlette Pfeiffer (links) und Brigit Black vom César Ritz zwischen zukünftigen Schulräumen und -küchen.

(Bild: pbu)

Vier Jahre im Tiefschlaf

Nicht ganz so ideal verliefen allerdings die Planungs- und Umbauarbeiten. Zur Erinnerung: Im Sommer 2012 fiel der Vorhang im Kino Limelight zum letzten Mal. Infolge mangelnder Rentabilität hat die Betreiberin, die Zürcher Kino Theater AG (Kitag), damals den Projektoren die Stecker gezogen.

«Über ein Jahr lang haben wir nach Interessenten gesucht. Allerdings mit bescheidenem Erfolg.»

Severin Glanzmann, Starimo3000

Die Räumlichkeit steht also seit über viereinhalb Jahren leer. Offenbar wehrte sich der Geist des «Limelights» hartnäckig gegen eine Umnutzung. Dies, obwohl die Lage in unmittelbarer Nähe des Löwenplatzes für eine anderweitige Nutzung durchaus als attraktiv bezeichnet werden darf. Wie kann es sein, dass da so lange nichts passiert ist?

Es gäbe mehrere Gründe für den lange währenden Leerstand, erklärt Severin Glanzmann, Mitglied der Geschäftsleitung des Immobilienunternehmens Starimo3000 mit Sitz in Meggen. Die Firma hat das Limelight-Gebäude 2012 erworben und wollte aus dem Ex-Kino eigentlich ein mehrstöckiges Verkaufslokal machen. «Über ein Jahr lang haben wir diese Idee verfolgt und nach Interessenten gesucht. Allerdings mit bescheidenem Erfolg», sagt Glanzmann. «Wegen schlechter Kundenfrequentierung und fehlender Parkplätze wurde das Vorhaben schliesslich fallen gelassen.»

Auflagen, Einsprachen und ein störrisches Kino

Kurz darauf habe das César Ritz den Kontakt zu Glanzmann gesucht. Lange Verhandlungen mit der Hotelfachschule und der Stadt Luzern folgten. «Die Planungsphase hat sich hingezogen. Baubewilligungen mussten eingeholt und Vorschriften eingehalten werden.» Das Gebäude liegt in der Ortsbildschutzzone B, was einige Auflagen mit sich bringt. So habe man unter anderem abklären müssen, wie gross die Fenster sein dürfen.

«Auf dem Papier tönt es einfacher, als es in Wirklichkeit ist.»

Severin Glanzmann, Starimo3000

Während der öffentlichen Auflage kam es zudem zu einer Einsprache durch einen Nachbarn: «Wir wollten ein Kühlaggregat für die Lüftung auf dem Dach installieren», erzählt Glanzmann. «Die Einsprache hat das verhindert. Also mussten wir die Pläne nochmals ändern.»

Zu guter Letzt sei der Rückbau selbst äusserst anspruchsvoll gewesen. Ein geschlossenes Kino anderweitig zu nutzen, ist kein leichtes Unterfangen. Grössere Umbauarbeiten sind unumgänglich. «Die Statik war eine Herausforderung», betont der Immobilienfachmann. «Da befand sich vorher ein Kinosaal, mit abgeschrägten Sitzreihen und Balkon. Das lässt sich nicht so mir nichts dir nichts umnutzen. Auf dem Papier tönt es einfacher, als es in Wirklichkeit ist.»

So präsentieren sich die neuen Räumlichkeiten im Limelight-Gebäude.

So präsentieren sich die neuen Räumlichkeiten im Limelight-Gebäude.

(Bild: zvg / Nemetschek AG)

Durch die Fenster im Erdgeschoss können Passanten den Pâtissiers bei der Arbeit zuschauen.

Durch die Fenster im Erdgeschoss können Passanten den Pâtissiers bei der Arbeit zuschauen.

(Bild: zvg / Nemetschek AG)

Hauptsache Belebung

Mittlerweile ist das Schnee von gestern. Die Stadt hat dem Umbau grünes Licht gegeben und die Arbeiten im «Limelight» laufen auf Hochtouren. Vom ehemaligen Lichtspielhaus ist heute nicht mehr viel zu sehen. Der Kino-Geist hat seine Koffer gepackt. «Die neuen Räumlichkeiten werden auf das Frühjahrssemester, also Anfang April 2017, in Betrieb genommen», sagt Arlette Pfeiffer vom César Ritz.

Beim Quartierverein Hochwacht zeigt man sich erfreut darüber. Für den Vereinspräsidenten Marc Germann sei es sekundär, ob im Ex-Kino Wohnungen, Läden oder etwas Kulturelles entstehen werden. «Hauptsache ist, dass leere und trostlose Gebäude genutzt werden, dass sie mit Aktivitäten belebt werden, dass sich Menschen dort aufhalten und beschäftigen und sich mit dem umliegenden Quartier austauschen», sagt er auf Anfrage.

Grosse Schauspielkunst wird man an der Stadthofstrasse künftig nicht mehr geniessen können. Dafür erhalten Passanten Einblick in die hohe Kunst der Pâtisserie und können live mit dabei sein, wenn filigrane Kunstwerke aus Teigmasse und Schokolade entstehen. Feingebäck statt Studiofilm: Ob sich der Geist des «Limelights» damit abfinden wird?

Letzter Zeuge cineastischer Leckerbissen: Der Schriftzug am ex-Kino-Gebäude an der Stadthofstrasse 5 in Luzern.

Letzter Zeuge cineastischer Leckerbissen: Der Schriftzug am Ex-Kino-Gebäude an der Stadthofstrasse 5 in Luzern.

(Bild: pbu)

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