Projekt am Luzerner Pilatusplatz

Nach Briefkastenfirma-Vorwurf: Jetzt stellt sich die Investorin vor

Der Neubau am Pilatusplatz soll zur «Visitenkarte» für die Umgebung werden. (Bild: zvg)

Der parteilose Grossstadtrat Silvio Bonzanigo zweifelt an der Integrität der Investorin für das Bauprojekt am Luzerner Pilatusplatz. Nun nimmt das kritisierte Familienunternehmen Stellung zu den Vorwürfen.

Die Gewinnerin des Projektwettbewerbs für den Neubau am Luzerner Pilatusplatz ist ein kleines Familienunternehmen, das mit ihrem Projekt «Lu Two» neu in die Immobilienbranche einsteigt. Die Senda Immobilien AG aus Zug hat sich gegen namhafte Konkurrentinnen wie die Pensionskasse der Raiffeisenbank oder die Eberli Sarnen AG durchgesetzt (zentralplus berichtete).

Dies hat den parteilosen Grossstadtrat und ehemaligen SVP-Stadtratskandidaten Silvio Bonzanigo auf den Plan gerufen. Ihn stört, dass die Firma bislang im Internet kaum auffindbar ist, den Firmensitz in zwei Wohnhäusern an den Hängen des Zugerbergs hat und keine Referenzobjekte vorweisen kann. Vor diesem Hintergrund stellte er die Vermutung in den Raum, dass es sich bei der Senda Immobilien AG um eine Briefkastenfirma handeln könnte. Die Stadt Luzern dementierte (zentralplus berichtete).

Firma sieht sich zur offenen Kommunikation gezwungen

Als Antwort auf die öffentlich geäusserten Zweifel an ihrer Integrität hat das Familienunternehmen eine Kommunikationsagentur engagiert und eine Stellungnahme vorgelegt. Eine Anfrage für ein persönliches Interview, um mehr über die Familie und ihre Visionen im Immobiliengeschäft zu erfahren, wurde indes abgelehnt. Senda konzentriert sich laut eigenen Angaben auf Anlageobjekte im Raum Luzern, Zug, Zürich sowie angrenzende Gebiete.

«Die Senda Immobilien AG mit Sitz in Zug ist eine 100-prozentige Tochter der Senda Investment AG aus Zug. Die Senda Investment AG wurde im Dezember 2008 im Zuger Handelsregister eingetragen, um ein Family Office zu begründen und eine nachhaltige, langfristige Nachfolgeregelung zu ermöglichen», schreibt die Inhaberfamilie.

Bewusst schlanke Struktur

«Die Senda Immobilien AG ist ein junges Unternehmen, das schlank organisiert ist und als Tochter der Investmentfirma von deren Infrastruktur profitieren kann», heisst es weiter. Die Firma habe zudem eine klare Geschäftsfunktion und -tätigkeit, was eine wesentliche Abgrenzung zum Begriff einer so genannten Briefkastenfirma darstelle.

«Alle Familienmitglieder sind mit der Zentralschweiz beruflich, sportlich und in Vereinen eng verbunden.»

Aus der Stellungnahme der Senda Immobilien AG

«Das Vermögen und die Mittel der Senda Investment AG beruhen primär auf der Beteiligung von Christoph Rubeli an der Firma Partners Group AG in Zug. Die weiteren Aktionäre und Verwaltungsräte der Senda Investment AG sind seit 2011 respektive 2014 die drei Kinder von Christoph Rubeli. Claudio, Laura und Céline, heisst es in der Stellungnahme. Christoph Rubeli stand laut dem «Tages-Anzeiger» 2016 auf Platz 13 der bestverdienenden Chefs der Schweiz. Sein Einkommen wurde damals auf rund 5,9 Millionen Franken im Jahr geschätzt.

Strikte Rückweisung des Briefkastenvorwurfs

«Die Senda Investment AG ist bestrebt, ihr Vermögen zu diversifizieren, um ein langfristiges, nachhaltiges und diversifiziertes Portfolio aufzubauen», begründet die Firma ihren Einstieg ins Immobiliengeschäft. Zusammen mit dem «kompetenten Projektteam» werde man «das Beste geben», um das Projekt am Pilatusplatz im Rahmen der vorgegebenen Anforderungen zu planen, zu erstellen und erfolgreich zu betreiben.

«Neben einer langfristigen wirtschaftlichen Rendite ist die Senda Immobilien AG ökologischen Werten verpflichtet und sucht mit ihren Investitionen einen nachhaltigen Mehrwert für alle Beteiligten, das heisst für Mieter, Anwohner und weitere Zielgruppen zu erzielen», lässt sich Geschäftsführer Claudio Rubeli zitieren.

Verwaltungsratsmitglieder engagieren sich in lokalen Vereinen

Claudio Rubeli hat an der Uni Freiburg Geschichte studiert, Laura Rubeli hat ihren Master in Rechtswissenschaften in Luzern absolviert und Céline Rubeli besitzt einen Abschluss in Banking and Finance der Uni St. Gallen. «Alle Familienmitglieder sind mit der Zentralschweiz beruflich, sportlich und in Vereinen eng verbunden», heisst es in dem Schreiben.

Eine kurze Recherche zeigt, dass beispielsweise Céline Rubeli Mitglied des Vorstands des Volleyballclubs Zug ist. Alle drei Rubeli-Kinder haben ihren Wohnsitz im Kanton Zug.

Bauherrenvertretung an prominenten Projekten beteiligt

Es trifft zwar zu, dass die Senda Immobilien AG selber noch keine Bauprojekte realisiert hat. Es wurden mittlerweile allerdings Projektpartner mit entsprechenden Erfahrungen engagiert. Als Bauherrenvertretung wurde die Firma «SC4S Partner» aus Zürich sowie als Generalplaner die Joos & Mathys Architekten AG ins Boot geholt. Letztere zeichnete in Luzern bereits für das neue Gebäude am Kapellplatz verantwortlich.

SC4S ist derzeit unter anderem als Bauherrenvertretung einer Mieterin beim Projekt «The Circle» am Flughafen Zürich aktiv. Ausserdem ist das Unternehmen an der Gesamtsanierung des berühmten Manor-Gebäudes an der Zürcher Bahnhofstrasse beteiligt.

Ob das Unternehmen mit dem Bauprojekt tatsächlich loslegen kann, entscheidet als letzte Instanz das Stadtparlament. Das Geschäft ist für die Sitzung den 22. Oktober traktandiert.

Unter anderem diese Referenzprojekte wurden den Stadtbehörden präsentiert:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon