Gravierende Schäden in historischem Luzerner Haus

Nach Brand: Hotel Schlüssel bleibt noch lange geschlossen

Peter Camenzind zeigt die entstandenen Brandschäden. In diesem Bereich griff das Feuer aus den Leitungen auf das Holz über.

(Bild: bic)

Der Brand des Luzerner Hotels «Schlüssel» war für das Gebäude gravierender als angenommen. Insbesondere der historische Saal im ersten Stockwerk wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Frühestens in einem Jahr kann das geschichtsträchtige Haus wieder erste Gäste empfangen.

«Der historische Borromäussaal ist gerettet», hiess es kurz nach dem Grossbrand im Luzerner Hotel Schlüssel. Anfang Mai dieses Jahres brannte der Dachstock des Gebäudes komplett aus (zentralplus berichtete).

Die Feuerwehr war versucht, möglichst wenig Wasser zu verwenden, um die Schäden am Haus aus dem 16. Jahrhundert gering zu halten. Wie sich im Zuge der Renovierungsarbeiten nun aber zeigte, ist dies nur bedingt gelungen. Ein Augenschein vor Ort offenbart die zum Teil immensen Schäden, die der Brand und die Löscharbeiten verursacht haben – auch im historischen Saal.

Schäden durch Zufall entdeckt

«Um das Haus wieder instand zu stellen, benötigen wir nun rund drei bis vier Monate länger.» Im Mai habe man geglaubt, dass das Hotel in spätestens in einem Jahr wieder aufmachen kann. «Stand heute planen wir mit der Wiedereröffnung des Hotels, des Restaurants und der Wohnungen aber im September 2019», so Camenzind.

Das sind die Eigentümer des «Schlüssels»

Die Liegenschaft des Hotels Schlüssel ist im Besitz von zwei Eigentümern. Einerseits der «Genossenschaft zum Schlüssel» und andererseits der «Dr. Fritz Rölli Stiftung». Verbunden sind die beiden Institutionen über die Studentenverbindung «Zofingia», in deren Händen das Gebäude liegt. Der Genossenschaft gehört der Teil mit dem Hotel, der Stiftung die Wohnungen. Diese vermietet sie vorzugsweise an Studenten.

Sorge bereitet ihm insbesondere der historische Borromäussaal im ersten Stock des Gebäudes. Boden und Decke wurden instabil. Tragende Elemente wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. 

Dass die Schäden im Gebälk des um 1545 erbauten Saals überhaupt entdeckt wurden, geschah eher durch Zufall. «Wenige Wochen nach dem Brand konnten wir die Türe zum Saal nicht mehr richtig öffnen und schliessen, ferner wurden neue Risse und erweiterte Risse festgestellt.» Dies sei auf die Instabilität in der Decke und im Boden zurückzuführen, sagt Camenzind.

Diese Türe ging plötzlich nicht mehr zu. Da wurde klar, dass sich der historische Borromäussaal leicht abgesenkt hatte.

Diese Türe ging plötzlich nicht mehr zu. Da wurde klar, dass sich der historische Borromäussaal destabilisiert hatte. Bis auf Weiteres müssen Stützen den Saal in Form halten.

(Bild: bic)

Mit der Zeit hätten sich zudem neue Risse in der Decke gebildet und alte seien breiter geworden. «Rasch wurde klar, dass Wasser durch Zwischenräume über die Decke und unter den Boden geflossen ist», so Camenzind. Zusammen mit der Denkmalpflege hätten danach die tragenden Wand- und Deckenelemente freigelegt werden müssen. 

Hier habe sich gezeigt, dass noch zusätzliche Reparaturmassnahmen notwendig werden. «Einige Balken müssen ersetzt, andere verstärkt werden. In einem Hotelzimmer wird eine zusätzliche Massivholzverkleidung angebracht, um die historische Wand aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zu stabilisieren», erklärt Camenzind. 

Diese historische Wand oberhalb des Borromäussaals muss stabilisiert werden. Durch den Hohlraum am Boden gelante Wasser zur Saaldecke.

Diese historische Wand zwischen zwei Hotelzimmern oberhalb des Borromäussaals muss stabilisiert werden. Durch den Hohlraum am Boden gelangte Wasser zur Saaldecke.

(Bild: bic)

Die Dachwohnung ist komplett ausgebrannt

Am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde aber die Wohnung im Estrich. Diese ist komplett ausgebrannt. «Hier traten die Flammen aus den Abluftschächten ins Freie und zerstörten die ganze Wohnung und sämtliche Möbel», erinnert sich Camenzind.

Um das Feuer zu löschen musste die Feuerwehrvon zwei Seiten mit Drehleitern Wasser einsetzen. Tragende Elemente der Dachkonstruktion wurden beschädigt und müssen repariert werden. Nach den bewilligten Rückbauarbeiten ist der Dachstock momentan komplett geöffnet. Aktuell gleicht er eher einer Terrasse als einer Wohnung.

Innerhalb weniger Tage wurde ein Notdach installiert. Die anderen vier Wohungen im Gebäude blieben vom Brand verschont, litten aber unter Rauch- und Wasserschäden. Unabhängig vom Brandschaden werden dort aber die Küchen gleich ersetzt. 

Millionenschaden

Der Brand des Hotels hat auch einigen finanziellen Schaden angerichtet. «Momentan gehen wir von Brandschäden zwischen einer und zwei Millionen Franken aus», rechnet Camenzind vor. Bereits inbegriffen seien hier sämtliche Wiederherstellungsarbeiten und die verwendeten Materialien. Der Schaden wird von der Gebäudeversicherung übernommen, sofern er durch den Brand entstanden ist.

Zu den Schäden kommen aber auch die Betriebsausfälle des Hotels, die wegfallenden Pachtzinsen für die Genossenschaft sowie die ausbleibenden Mieten der Studentenwohnungen, der Stiftung. «Wie hoch die Gesamtkosten aller Beteiligten letztlich sein werden, können wir zurzeit aber noch nicht abschätzen», sagt Camenzind. Diese Kosten seien aber alle bei einer privaten Gesellschaft versichert.

Sehen Sie weitere Bilder der Schäden in der Bildstrecke:

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