Bürgerliche lancieren Initiative für Parkhaus

Musegg-Parking Luzern: Initianten schöpfen Hoffnung

Fritz Studer, Verwaltungsratspräsident der Musegg Parking AG, sieht noch eine Chance für das Projekt.

(Bild: jal)

Obwohl das Stadtparlament das Parkhaus Musegg versenkt hat, kämpfen die privaten Initianten weiter. Sie machen das Vorprojekt publik, das Neues zum Fussgängerausgang, dem Mehrverkehr im Geissmattquartier und dem erwarteten Gewinn enthält. Hoffnung setzen sie in die Bürgerlichen und die Wirtschaft, die das Parkhaus mit Hilfe der Bevölkerung retten wollen.

Das Ringen ums Parkhaus im Musegghügel geht weiter. Die privaten Initianten der Parking Musegg AG haben diesen Donnerstagmorgen das Vorprojekt vorgestellt. Obwohl das Stadtparlament dem Projekt Mitte Dezember den Stecker zog, sei man das der Öffentlichkeit und den Geldgebern schuldig, begründete Verwaltungsratspräsident Fritz Studer. Im Vorprojekt wird unter anderem dargelegt, dass das Parkhaus baulich machbar ist, welche Folgen es für den Verkehr hat und wie es finanziell gestemmt werden soll (siehe Box am Ende). «Wir haben zwei Ordner voller Nachweise, dass das Parkhaus so gebaut werden kann wie geplant», sagte Gesamtprojektleiter André Marti. «Es ist realistisch und keineswegs ein Luftschloss.»

Für die Musegg Parking AG ist aber klar, dass ihnen nach dem Nein des Parlaments die Hände gebunden sind. «Der Ball liegt nun bei der Politik», sagte Fritz Studer, langjähriger CEO der Luzerner Kantonalbank und Aushängeschild der Musegg Parking AG. Und da erhoffen sie sich einiges von den bürgerlichen Parteien.

Diese haben diesen Donnerstag nämlich klargemacht, dass sie die bereits im Dezember angekündigte Volksinitiative zur Rettung des Parkhauses im März lancieren. Ziel sei es, die abgebrochene Diskussion wieder aufzunehmen. Denn mit dem nun publizierten Vorprojekt würden viele Grundlagen zum Projekt vorliegen. Die Vorarbeiten seien sehr umfassend und weit fortgeschritten, begründen sie in ihrer Medienmitteilung. Hinter der Initiative steht ein Komitee rund um die Parteien CVP, FDP und SVP sowie vier städtische Wirtschaftsverbände. Die Musegg Parking AG ist nicht im Initiativkomitee vertreten, das sei Sache der Politik, begründet Studer. Der genaue Text der Initiative wird nächsten Dienstag beschlossen.

Hoffen auf viele Unterschriften

Fritz Studer ist überzeugt, dass die nötigen 800 Unterschriften für das Anliegen zusammenkommen. «Ich hoffe, es werden deutlich mehr, um ein Zeichen zu setzen.» Er sieht noch Chancen für das Projekt, ist sich aber bewusst, dass der allfällige Urnengang schwierig werden wird. Denn nebst den Linken ist auch im betroffenen Geissmatt- und Brambergquartier die Skepsis gross, weil man durch den geplanten Parkhaus-Eingang mehr Verkehr befürchtet.

Die Zufahrt zum Parkhaus wäre beim Restaurant Reussbad, eingangs Geissmattquartier, geplant. (Visualisierung: zvg)

Die Zufahrt zum Parkhaus wäre beim Restaurant Reussbad, eingangs Geissmattquartier, geplant. (Visualisierung: zvg)

Dass die Bevölkerung einen Grundsatzentscheid fällen kann, begrüssen auch die Linken, wie SP-Präsident Claudio Soldati im Dezember im zentralplus-Interview sagte. Abgesehen davon ist von einem Konsens oder wenigstens einer Annäherung aber wenig zu spüren. «Die Enttäuschung ist nach wie vor sehr gross», sagte Fritz Studer in Anspielung auf die Parlamentsdebatte Mitte Dezember. «Wir hätten es verstanden, wenn man nach der Debatte gegen das Projekt entschieden hätte. Aber es nicht diskutieren, das ist einfach ein Skandal.» Die Linke würde «fundamentalistische Opposition» betreiben, schimpft er.

Die Worte zeigen: Die Fronten sind verhärtet. Bei der Parking AG ist man offenbar nicht gewillt, die Linken mit ins Boot zu holen. Fritz Studer verteidigt den konfrontativen Kurs. «Wir haben an allen Ecken und Enden versucht, mit diesen Parteien zusammenzuarbeiten. Aber man ist uns überhaupt nicht entgegengekommen. Nach der Ohrfeige im Stadtparlament sind wir schon ein wenig genervt.» Man sei aber jederzeit bereit, den Gegnern die Türen für ein Gespräch zu öffnen. Einen milderen Ton schlug Vize-Präsident Markus Lauber an: «Wir stehen nun nicht da, um den Politikern im Nachhinein einen Tritt zu versetzen.»

Gesamtprojektleiter André Marti erklärt die Auswirkungen für den Verkehr im Quartier.

Gesamtprojektleiter André Marti erklärt die Auswirkungen für den Verkehr im Quartier.

(Bild: jal)

Doch ein Kompromiss war für die Öko-Allianz in der Vergangenheit kein Thema. Ein neues Parkhaus im Stadtzentrum empfinden SP, Grüne und Grünliberale – unabhängig von den Details – grundsätzlich als ungeeignet. Das betonten mehrere ihrer Grossstadträte erst kürzlich wieder, als die «Luzerner Zeitung» eine Vorstudie publik machte, welche das Parkhaus Musegg offenbar als einzige Lösung für das Carproblem bezeichnet (zentralplus berichtete).

Für die Parking Musegg AG stellte die geheimgehaltene Studie einen willkommenen Auftrieb dar, auch wenn Fritz Studer keinen Hehl aus seinem Ärger machte, dass die Musegg Parking AG nicht darüber informiert worden sei. Einen positiven Schub erhofft sich Studer auch von der Tatsache, dass mit Franziska Bitzi Staub (CVP) im März eine Befürworterin des Parkhauses im Stadtrat ihre Arbeit aufnimmt.

18 Prozent mehr Verkehr auf Geissmattbrücke

Zurück zum Vorprojekt. Der 26-seitige Bericht enthält einige Neuigkeiten zu den Details des Projekts. So beispielsweise zum Ausgangsportal. Die Cartouristen und Besucher würden das Parkhaus beim Museggrain in der Altstadt verlassen. Ursprünglich war der Ausgang weiter westlich, beim Amtsgericht am Falkenplatz, geplant. Da sprachen allerdings denkmalpflegerische und städtebauliche Argumente dagegen.

Auch was die Museggmauer betrifft, gibt es noch offene Fragen der Denkmalpflege. Denn die unterschiedlichen Gutachten sind sich nicht einig, ob die Auswirkungen für die Museggmauer zulässig sind. Es ist nämlich davon auszugehen, dass der Bau allfällige Risse verursachen könnte. Wie gravierend die sein könnten, müsste Gegenstand weiterer Abklärungen sein. Für die Gestaltung der Zufahrt und des Fussgängerausgangs würde laut Marti später ein Architekturwettbewerb durchgeführt.

Wer im Musegghügel parkiert, würde das Parkhaus am Museggrain, zwischen den Kleiderläden C&A (links) und Vögele (rechts) in der Altstadt verlassen. (Visualisierung: zvg)

Wer im Musegghügel parkiert, würde das Parkhaus am Museggrain, zwischen den Kleiderläden C&A (links) und Vögele (rechts) in der Altstadt verlassen. (Visualisierung: zvg)

Auch zum Verkehr macht das Vorprojekt etliche Aussagen. Da der Schwanenplatz vom Carverkehr befreit würde, würde die Achse Pilatusplatz-Bahnhof-Seebrücke-Schweizerhofquai-Zürichstrasse um 1000 Fahrten pro Tag entlastet. Mit deutlich mehr Autos und Cars wäre hingegen bei der Geissmattbrücke zu rechnen: 18 Prozent mehr Verkehr erwartet die Vorstudie für diesen Abschnitt. Damit es auf der Brücke sowie bei der Militär- und Baselstrasse nicht zum Kollaps käme, müsste in den Spitzenzeiten die Ausfahrt aus dem Parkhaus dosiert werden. Das heisst: Die Fahrzeuge würden temporär zurückgehalten, der dafür nötige Stauraum sei in der 300 Meter langen, unterirdischen Zufahrt vorhanden.

«Die deutliche Zunahme des Verkehrs über die Brücke ist unbestritten», sagt Gesamtprojektleiter André Marti. Doch dieser Abschnitt gehöre aktuell nicht zu den stark frequentierten Strassen. «Von daher sind die 18 Prozent Mehrverkehr anders zu werten als auf einer Strasse, die bereits heute stark belastet ist.» Zudem werde – über die ganze Stadt gesehen – der Suchverkehr in den Quartieren mit dem Parkhaus reduziert.

Nichts geändert hat sich an den Kosten. Die Parking Musegg AG rechnet mit einer Investitionssumme von 149 Millionen Franken. André Marti versuchte die Sorge, dass ein solches Riesenprojekt sowieso viel teurer werde, vorab zu entschärfen. «Wir kennen diesen Berg sehr gut, da sind wenig bis gar keine Überraschungen zu erwarten.» Daher sei man überzeugt, dass die Kostenschätzung der Realität standhalte.

So viel Geld soll das Parkhaus Musegg abwerfen

Das Parkhaus Musegg soll gemäss den Initianten von privaten Investoren finanziert werden, beispielsweise von Versicherungen oder Pensionskassen. Diese dürften eine Rendite von 3,5 Prozent erwarten. Falls das Parkhaus mehr Gewinn abwerfen sollte, würde die Stadt laut dem Vorprojekt einen Teil davon erhalten, als Entschädigung für die gewährten Baurechte.

Aus dem Vorprojekt geht hervor, wie viel Gewinn mit dem Parkhaus gemacht werden soll. Bei den 661 Auto-Parkplätzen rechnet die Parking Musegg AG mit jährlichen Einnahmen von 5,645 Millionen Franken. Oder anders gesagt: Pro Tag soll jeder Parkplatz 23.40 Franken abwerfen. Die Initianten gehen dabei von einem Stundenpreis von 3.25 Franken aus und schätzen, dass jeder Parkplatz durchschnittlich zu 30 Prozent der Zeit belegt ist. Die 36 Carparkplätze sollen jährlich 1,135 Millionen Franken in die Kasse spülen. Dort liegt der Stundenpreis bei zwölf Franken.

Dem gegenüber stehen Betriebs- und Finanzierungskosten von rund 2,5 Millionen Franken pro Jahr. Das bedeutet: Die Parking Musegg AG rechnet mit einem jährlichen Gewinn (vor Steuern) von 4,3 Millionen Franken. Die Erträge sind laut dem Bericht zum Vorprojekt vorsichtig geschätzt worden.

Den Bericht zum Vorprojekt finden Sie hier.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Cyril Montavon
    Cyril Montavon, 09.02.2017, 19:55 Uhr

    Als Bewohner des Brambergquartiers kann ich über die Aussagen dieser «Experten» nur lachen. Die Stadt Luzern orientiert sich seit Jahren am Tourismus, Hauptsache der Rubel stimmt. Gerne möchte ich auch mal Studien über Feinstaub-, Lärm- und Verkehrsbelastung während der Bauphase lesen. Das interessiert ja keinen, vor allem nicht wenn man selber im wohnlichen Willisau wohnt… Trötzelei der Wirtschaftsfraktion, die einmal mehr nur ans Portemonnaie und nicht an die Stadtbevölkerung denkt. Chappeau, bin beeindruckt.

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