Bikeboom erfordert rasche Lösungen

Mountainbiken im Bireggwald: Stadt Luzern gibt dem Kanton Hausaufgaben

Biken im Wald soll auch in Stadtnähe möglich sein. (Bild: Benno Odermatt)

Immer mehr Mountainbiker tummeln sich in den siedlungsnahen Wäldern. Das führt zu Konflikten mit anderen Waldnutzern. Die Stadt Luzern ist zwar interessiert, im Bireggwald eine attraktive Lösung für alle zu schaffen. Den Lead sollen aber andere übernehmen.

Mountainbiken ist schon lange kein einfacher Trend mehr, sondern entwickelt sich immer mehr zum Breitensport. Diese Entwicklung wird zusätzlich gefördert durch Pandemie-bedingtes «zu-Hause-Bleiben». Der Kanton Luzern hinkt allerdings bei der Schaffung eines Gesamtkonzeptes für Biker hinterher (zentralplus berichtete). Abgesehen von einigen beliebten Biketrails wie auf Marbach-Egg oder wie Pilze aus dem Boden schiessende Pumptracks sind die Angebote rar.

Und in der Stadt? Rund um die Stadt Luzern sind es vor allem die Wälder, die sich grosser Beliebtheit bei den Outdoorsportlern erfreuen. Das Problem aus Sicht der Behörden: In den vergangenen Jahren seien viele illegale Singletrails im Gigeli-, Gütsch-, Biregg- und Hombrigwald entstanden. Dieser Umstand wird auch dadurch begünstigt, dass im Kanton Luzern als «befestigter Weg» nur gilt, was mit einem Belag irgendeiner Art versehen ist. Und nur sie dürfen befahren werden. In Luzern ist deshalb abgesehen von Kieswegen und planierten Strassen praktisch jeder Weg illegal, der nicht explizit für Biker freigegeben wurde. Dies etwa im Unterschied zum Kanton Uri, wo das ganze offizielle Wanderwegnetz als «befestigt» gilt, also auch unterhaltene Naturwege mit Wurzeln, die bei den Bikern beliebt sind.

Eine vorbildliche Lösung soll her

Item: Weiterhin ist der 900 Meter lange Trail im Gigeli-Wald der einzige legale Weg speziell für Biker rund um die Stadt Luzern. Betreut wird die kurze, aber anspruchsvolle Strecke durch den Verein Freeride-Connection. Wie die Stadt in einer Antwort auf die Interpellation «Mountainbike-Trend mitgestalten» von Cyrill Studer Korevaar schreibt, hat man im Gigeli-Wald durchaus gute Erfahrungen gemacht, was die Lenkung von Freizeitnutzern und den Unterhalt der Strecke anbelangt.

Mit der weiteren Zunahme des Bikesports steige allerdings der Bedarf für verträgliche Lösungen in den Wäldern, die sich auch an die breite Masse richten. Das wichtigste Projekt in diesem Bereich befindet sich im Bireggwald, wo neben der Stadt auch das Amt für Landwirtschaft und Wald (Lawa) und die Freeride-Connection an einer attraktiven Lösung interessiert sind. Diese soll exemplarisch sein und den Bedürfnissen von Bikerinnen und Bikern genauso Rechnung tragen wie den übrigen Waldnutzern und -eigentümern, schreibt die Stadt. Das Angebot soll sich vor allem an die Einheimischen richten und kein touristisches Projekt sein.

Kosten von bis zu 150'000 Franken

Die Eckdaten: Geplant sind für das Pilotprojekt rund 4 Kilometer Wege, die sich mehrheitlich in bereits dicht erschlossenen Teilgebieten des Bireggwalds befinden. Grob geschätzt geht man von Kosten zwischen 100'000 und 150'000 Franken aus. Jährlich wird mit Betriebs- und Unterhaltskosten von 15'000 bis 30'000 Franken gerechnet. Davon sind 5000 Franken für Entschädigung von Waldeigentümern vorgesehen.

So weit, so gut. Allerdings kommt das Projekt, dass 2017 startete, nicht so recht vom Fleck. Es geht dabei um die Finanzierung und Verantwortlichkeiten. Die Vertreter der Bikeinteressen sehen das Problem darin, dass der klare politische Auftrag einerseits und andererseits eine geregelte Zuständigkeit, etwa in Form einer kantonalen Fachstelle, fehlt (zentralplus berichtete).

Ein Gesamtkonzept des Kantons würde helfen

Das wird auch deutlich, wenn man den weiteren Ausführungen folgt: Die Stadt Luzern würde sich im Bireggwald zwar beteiligen, sieht den Lead aber bei der Gemeinde Horw, auf deren Gebiet der Bireggwald hauptsächlich liegt, und beim Kanton. Die Biker wiederum, hauptsächlich durch die Freeride-Connection vertreten, sollen für einen Teil der Finanzierung aufkommen, etwa durch ein Crowdfunding. Zudem sollen die Biker, geht es nach der Stadt Luzern, auch im Rahmen von freiwilligen Arbeitseinsätzen am Unterhalt mitwirken, wie dies bereits beim Trail im Gigeli-Wald der Fall ist.

Kurz: Die Stadt will sich zwar an einer attraktiven Lösung im Bireggwald beteiligen, sieht sich aber nicht in der Hauptverantwortung. Zudem soll das Projekt im Bireggwald zwar «exemplarisch» werden, aber «kein Präjudiz sein dürfen für die zukünftig auf gesetzlicher Ebene zu treffenden Regelungen in Bezug auf die Einrichtung, den Unterhalt und die Signalisation eines Mountainbikewegnetzes». Sprich: Das Projekt im Bireggwald soll kein Gesamtkonzept für die Biker ersetzen, mit dem sich der Kanton, namentlich das Lawa, schon lange schwer tut.

So steht und fällt im Bireggwald alles mit der Klärung der Verantwortlichkeiten: Der Projektverlauf sei zum jetzigen Zeitpunkt «offen», schreibt die Stadt schliesslich. Er hänge «massgeblich davon ab, ob und wann eine Einigung bezüglich der Projektträgerschaft sowie der Finanzierung der geplanten Massnahmen erzielt werden kann». Gleichzeitig betonen die Behörden, «aufgrund der Dringlichkeit der Problematik» weiterhin aktiv an einer Lösung mitarbeiten zu wollen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von paul
    paul, 14.12.2020, 16:55 Uhr

    ja ja der projektverlauf ist offen und bleibt noch eine weile offen …. bis ein bezahlter trail vom himmel fällt. danach können die luzerner wider protzen was hier geschaffen wurde, sich selber auf die schultern klopfen und wider in wartestellung gehen bis andere die probleme für gratis lösen. besten dank den angaschierten leuten welche noch nicht aufgegeben haben, gratis arbeiten (zb. trail gigeli) und weiter eine lösung suchen. hut ab. bravo und super. bleibt dran.

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