SP-Präsident organisiert Treffen

Morddrohungen gegen David Roth

David Roth auf der Langensandbrücke in Luzern. (Bild: cha)

David Roth erhält seit Jahren anonyme Drohbriefe aus Sempach, «manchmal an die ganze Familie». Nun ist für den Luzerner SP-Präsidenten und Kantonsrat das Mass voll und er geht in die Offensive – mit einer ungewöhnlichen Massnahme. Doch die geplante Veranstaltung muss allerdings jetzt woanders als im Bierhaus stattfinden.

David Roth will es nicht länger hinnehmen. «Am Montag kam wieder eine anonyme Morddrohung aus Sempach. Zudem werden in Sempach anonyme Flyer in Briefkästen gesteckt um mir zu schaden», schreibt der SP-Präsident und Kantonsrat auf seiner Facebook-Seite. 

«Sie wurden immer expliziter.»

David Roth, SP-Präsident 

Die Drohungen erhalte der streitbare Politiker seit sechs Jahren. «Manchmal an die ganze Familie.» Dieses Jahr seien es drei Briefe gewesen und «sie wurden immer expliziter». Zum Beispiel steht in einem der Schreiben, wenn er Sempach betreten würde, dann müsse er mit dem «Schlimmsten» rechnen. Oder man «schreite zur Tat».

Angst habe er keine, sagt Roth auf Anfrage, aber das Ganze sei unangenehm. Wer dahinter stecken könnte, weiss er nicht. Die Briefe sind in «Wir-Form» geschrieben. «Ich lasse mich nicht verunsichern», sagt er. Bereits 2010 und 2011 habe Roth Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht. Die Ermittlungen wurden mangels Hinweisen wieder eingestellt. 

«Deshalb lasse ich mir das nicht mehr länger bieten.»

Roth will diskutieren

Die Briefe seien nicht nur ein Einschüchterungsversuch, sondern auch ein Angriff auf die politische Kultur. «Deshalb lasse ich mir das nicht mehr länger bieten.» Roth geht deshalb in die Offensive und lädt alle, «insbesondere die Sempacher und Sempacherinnen», nächsten Donnerstag auf ein Bier in Sempach ein. An diesem Treffen will Roth ein Zeichen setzen für Demokratieverständnis. Dazu hat er auch eine Veranstaltungsseite auf Facebook eröffnet. «Ich will politisch Andersdenkenden die Möglichkeit zu geben, ihre Differenzen mit mir zu diskutieren. Es würde mich freuen, wenn einige von euch kommen würden.»

Die Veranstaltung sollte ursprünglich am nächsten Donnerstagabend im Bierhaus Sempach stattfinden. Doch nach einem Gespräch von Roth mit dem Wirt seien beide zum Schluss gekommen, die Veranstaltung lieber abzusagen, vermeldete die «Neue Luzerner Zeitung» am Montag. Die offizielle Begründung: Die Räumlichkeiten seien dafür nicht geeignet. Roth sucht jetzt einen neuen Ort.

Einer der beiden Briefe, die Roth zentral+ zur Verfügung gestellt hat (siehe unten), nehmen Bezug auf die Vorkommnisse im Juli beim Denkmal für die Schlacht von Sempach. Damals hatten eine rechte Gruppierung angekündigt, dort eine patriotische «Gedenkfeier» zu veranstalten. Linke Gruppen kündigte eine Gegendemonstration an. Die Polizei verbot alle Kundgebungen. Die Rechten warteten einfach, bis die anwesende Polizei abgezogen waren, und zogen ihre Pläne am Abend trotzdem durch. Dies bleibt ohne Folgen. Der Kanton Luzern will keine Strafanzeige einreichen und lässt die Sache auf sich beruhen (zentral+ berichtete am Freitag).

 

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Otilde
    Otilde, 13.10.2015, 14:06 Uhr

    Mich bewegen aktuelle Themen und Probleme 2015 und nicht die von 1386.(Schlachtjahr. Aber der Kanton Luzern will neuere Erkenntnisse zur Geschichte des Kantons Luzern zur Diskussion stellen und zum Nachfragen anregen. Es soll auch zum Bewusstsein für den Unterschied zwischen Geschichtswissenschaft und Geschichtsbild beitragen.)

    Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, wie es ist, wenn man Menschen mit einer anderen Meinung, beseitigt. Da haben auch viele geschwiegen. PolitikerInnen wie auch BürgerInen müssen sich distanzieren vor soviel Hass, Diffamierung und Drohungen.

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  • Profilfoto von tonino wir sind cool.org
    tonino wir sind cool.org, 10.10.2015, 10:29 Uhr

    Ich unterstütze Menschen wie David Roth mit ihrem Demokratieverständnis. Wohin Respektlosigkeit gegenüber Menschen und dem Rechtsstaat führen können, zeigen jedem Zeitgenossen ein Blick über den Gartenzaun, Landesgrenzen und ein Blick ins Nazi-Deutschland.

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