Bäckerei Nussbaumer setzt auf Brotverkauf

Mitten in der Corona-Krise wird in Baar ein neues Café eröffnet

Firmeninhaber Jürg Nussbaumer vor dem noch leeren Brotgestell. Ab morgen ändert sich das. (Bild: wia)

Ausgerechnet jetzt, wo das Corona-Virus für einen Ausnahmezustand sorgt, eröffnet die Bäckerei Nussbaumer am Dienstag ein neues Geschäft. Und sorgt damit auch für Empörung.

Es ist ein wenig wie in Lasse Hallströms Film «Chocolat». Eine Frau hat den Nerv, in einem stockkatholischen französischen Dorf, während der Fastenzeit, einen Chocolaterie zu eröffnen.

In Baar passiert gerade etwas Ähliches. Nicht primär, weil am Dienstag mitten in der Fastenzeit eine Bäckerei-Confiserie eröffnet wird. Sondern vielmehr, weil die Eröffnung der Filiale in der Corona-Krise stattfindet.

«Ist die Neueröffnung wichtiger als die Gesundheit der Kunden?», fragt ein Facebooknutzer unter einer entsprechenden Ankündigung der Bäckerei Nussbaumer. Es ist nicht der einzige kritische Kommentar, den das Zuger Unternehmen wegen dieses Posts einstecken muss. Einige Nutzer sind empört über das Vorhaben. Auch wenn die Mehrheit der Reaktionen freudig oder zumindest vorsichtig positiv sind.

«Ich komme sehr gern nach der Quarantäne», schreibt etwa eine weitere Nutzerin. Eine andere wünscht sich explizit eine Eröffnung ohne Feier.

Die Angst vor der Eröffnungsfeier

Die Unsicherheit der aktuellen Ereignisse ist spürbar. Niemand will sich derzeit in eine grössere Menschenmenge begeben. Das ist auch den Verantwortlichen der Bäckerei-Konditorei Nussbaumer bewusst, welche beschwichtigend auf die Kritik reagieren: «Selbstverständlich werden die Sicherheits- und Hygieneregeln jederzeit eingehalten.»

Am Tag vor der Eröffnung statten wir der neuen Filiale einen spontanen Besuch ab. Neben einigen Handwerkern und einer Angestellten treffen wir auf einen Mann, der an einem der Cafétische sitzt, den Laptop neben sich aufgestellt. Es handelt sich um Jürg Nussbaumer, einer der beiden Geschäftsführer des Familienunternehmens. Angesprochen auf den ungewöhnlichen Eröffnungstermin erklärt er: «Mit unseren Bäckereien helfen wir, die Grundversorgung in der Bevölkerung sicherzustellen. Der Bedarf ist gross.»

Der Cafébereich liegt vorerst brach

Er sieht sich im Café um: «Natürlich dürfen auch wir unseren Cafébereich nicht eröffnen am Dienstag. Doch kann man an der Theke Brot und Patisserie kaufen, und auch Kaffee gibt’s zum Mitnehmen», so Nussbaumer.

Die vom Bund verordneten Restriktionen von letzter Woche hätten für das Unternehmen zu einer Umsatzeinbusse von ungefähr 15 Prozent geführt, erklärt der Geschäftsführer. «Bedenkt man, dass wir normalerweise 20 Prozent des Umsatzes mit dem Café machen, der nun wegfällt, ist das eine gute Zahl. Sie deutet darauf hin, dass wir aktuell mehr Brot und Backwaren verkaufen.»

Den Ball flach halten – so das Motto der Filialeröffnung. Noch wirkt das auch von aussen so. (Bild: wia)

In der neuen Filiale namens «Baarista» an der Langgasse soll der Fokus im Prinzip auf dem Kaffee liegen. «Dass wir gutes Brot backen, wissen die Leute nun nach 128 Jahren. Doch haben wir bisher zu wenig ausgelobt, dass wir auch sehr guten Kaffee haben», sagt Nussbaumer. Und obwohl nun eben dieses Steckenpferd vorerst nicht bewirtschaftet werden kann – der Cafébereich bleibt bekanntlich zu – scheint der Geschäftsführer guter Dinge zu sein.

Glück im Unglück für die Firma

«Ich bin glücklich, dass wir die Filiale überhaupt eröffnen können! Wäre die Krise wenige Wochen früher gekommen, wäre das nicht möglich gewesen.» Er zeigt auf einzelne Elemente, welche aus dem Ausland geliefert wurden, aus Italien und Deutschland. «Ausserdem haben wir bereits jemanden eingestellt für den Betrieb. Wir hätten dieser Person ansonsten künden müssen», so Nussbaumer.

«Meine Grossmutter sagte immer: Brot wird immer verkauft. Da hatte sie recht.»

Jürg Nussbaumer, Mitinhaber der gleichnamigen Bäckerei

Weiter gibt er zu bedenken: «Meine Grossmutter gehörte zur zweiten Generation, die das Unternehmen führte und hat den ersten sowie den zweiten Weltkrieg erlebt. Sie sagte immer: Brot wird immer verkauft. Da hatte sie recht.»

Doch wie stellt sich Nussbaumer die Eröffnung am Dienstag vor? «Natürlich kommt es uns nicht in den Sinn, ein Fest zu machen. Darum haben wir auch keine grossen Erwartungen. Ich freue mich, dass wir überhaupt aufmachen», sagt er.

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