Vom Emmental in die Luzerner Regierung

Christa Wenger: «Ich bin politisch noch unverbraucht»

Der Slogan auf der Fahne ist Programm: Mit Christa Wenger wollen die Grünen frischen Wind in die Luzerner Regierung bringen. (Bild: mik)

Die Grünen wollen mit Christa Wenger erstmals den Sprung in die Luzerner Regierung schaffen. In der Luzerner Politik gehört sie noch zu den Neulingen. Was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, wie sie gegenüber zentralplus beteuert.

Geht es der Luzerner Männerregierung nun an den Kragen? Für GLP, SP und die Grünen ist klar: An die Spitze des Kantons Luzern gehört künftig auch eine Frau. Die Grünliberalen setzen auf Kantonsrätin Claudia Huser (zentralplus berichtete). Bei der SP startet eine des Trios Melanie Setz, Yvonne Zemp Baumgartner und Ylfete Fanaj ins Rennen (zentralplus berichtete). Und die Grünen setzen auf die Co-Präsidentin der Stadtluzerner Grünen: Christa Wenger (zentralplus berichtete).

Gemeinsame Kandidatur wie in Zug kein Thema

Eine gemeinsame Kandidatur der linken Kräfte wie in Zug kam im Kanton Luzern für keine der Parteien infrage (zentralplus berichtete). Hannes Koch, Co-Präsident der Grüne Kanton Luzern, erklärt am Dienstag an einer Medienkonferenz, dass die Parteien so der Bevölkerung eine Auswahl an fähigen Frauen schaffen wollen. «Zudem sind die linken Parteien im Kantonsparlament gross genug, um zwei Regierungskandidaten zu stellen», fügt Rahel Estermann, Co-Fraktionsleiterin der Grünen hinzu.

Für die Grünen bringt die selbstständige Ergotherapeutin Wenger alles mit, was sich die Geschäftsleitung der Grünen von ihrer Kandidatin erhoffte: politische Erfahrung, gute Vernetzung und berufliche Führungsqualitäten. Als langjährige Geschäftsleiterin eines KMU und Präsidentin der Reformierten Kirche Luzern bringe sie zudem die notwendige Exekutiverfahrung mit.

In der kantonalen Politik (noch) eine Unbekannte

Im Gegensatz zu anderen Kandidatinnen ist Wenger in der kantonalen Politik jedoch noch eine Unbekannte. «Auf dem Papier ist Christa Wenger eine amtsjunge, frische Politikerin», gibt indes auch der Fraktionschef der Stadtluzerner Grünen, Christian Hochstrasser, an der Medienkonferenz am Dienstag zu.

Er attestiert seiner Ratskollegin jedoch eine schnelle Auffassungsgabe: «Die meisten Parlamentarier brauchen zwei Jahre, um sich richtig einzuarbeiten. Christa brauchte keine zwei Monate.» Davon zeuge auch ihr frühe Mitwirkung in der Geschäftsprüfungskommission. Und sie selbst fügt hinzu: «Es gibt verschiedene Arten, vernetzt zu sein. Ich bin vielleicht in der kantonalen Politik noch nicht sehr vernetzt. Aber das bedeutet nicht, dass ich im Kanton nicht vernetzt bin.»

Im Video spricht Christa Wenger über ihre Motivation und ihre politischen Schwerpunkte:

Zudem sei ihre noch fehlende politische Erfahrung nicht nur ein Nachteil: «Ich bin politisch noch unverbraucht.» Dafür bringe sie umso mehr Lebenserfahrung mit. Mit ihr würde frischer Wind in die «zögerliche, eher verwaltungsorientierte Politik» der Luzerner Regierung einkehren.

Nach knapper Niederlage 2019 soll es nun gelingen

Auf die Frage eines Medienschaffenden, wie es ihr gelingen soll, auch die ländlichen Luzerner abzuholen, gibt sich Wenger gelassen. Sie wolle in den nächsten Monaten mit möglichst vielen Personen ins Gespräch kommen, um deren Bedürfnisse zu erfahren. «Ich werde nun Leuten, die ich auf der Landschaft kenne, noch mehr auf die Pelle rücken», verspricht sie lachend. Vieles könne sie zudem auch aus ihrem Beruf mitnehmen: «Als Therapeutin erfahre ich Alltagsprobleme von Personen in allen Regionen Luzerns.»

Alles in allem zeigen sich die Grünen zuversichtlich, dass sie am Erfolg von 2019 anknüpfen können – und es diesmal für den Sitz reicht (zentralplus berichtete). Auch die Ausgangslage sei eine andere: Nach acht Jahren ohne Frau und linke Vertretung in der Regierung brauche es Veränderung. «Ich nehme an, dass viele sich inzwischen eine Regierung wünschen, die die Bevölkerung doch eine Spur besser abbildet als heute», so Wenger gegenüber zentralplus.

Nun muss die Grossstadträtin und Regierungsratskandidatin in spe noch an der Nominationsversammlung am 8. September offiziell aufgestellt werden. Das dürfte jedoch reine Formsache werden.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme Medienkonferenz Grüne Kanton Luzern
  • Persönliches Gespräch mit Christa Wenger, Rahel Estermann und Hannes Koch
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marc Wieser
    Marc Wieser, 30.06.2022, 13:31 Uhr

    Was mich bei Kandidatinnen und Kandidaten für ein Exekutiv-Amt immer wieder erstaunt, ist das grosse Selbstvertrauen (oder ist es bereits Selbstüberschätzung?) bezüglich der Erfüllung der Anforderungen an die Personalführung. Ein Sitz in einem Parlament ist in keiner Art und Weise mit einer solchen Position zu vergleichen. Mit der Wahl in die Kantonsregierung wird man per sofort direkter Vorgesetzter von 5 – 8 Dienststellenleiterinnen und -Leitern. Diese haben meist jahrzehntelange Führungserfahrung. Je nach Departement ist man für die Führung von bis zu 1»500 Mitarbeitenden verantwortlich. In der Privatwirtschaft sind die Anforderungen an eine solche Position meistens einer oder mehrere Universitätsabschlüsse (Betriebswirtschaft / Wirtschaft usw.) inkl. ausgewiesener Führungserfahrung in Teams oder Unternehmen in unterschiedlichen Grössen. Bei Journalistenfragen zu eigenen Stärken oder Eignungskriterien für ein Exekutivamt ist von Führungserfahrung jedoch höchst selten die Rede.

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