Bewohnerinnen suchen neue Bleibe

Alte Ziegelei: Speziellstem Haus von Kriens droht das Ende

Die Alte Ziegelei ist wohl eines der wundersamsten Häuser in Kriens. Bevor es nächstes Jahr umgebaut wird, durfte sich zentralplus umschauen. Dabei haben wir erfahren, was die grösste Sorge der Bewohnerinnen ist.

Wo früher in Kriens Teigwaren produziert wurden, wohnen heute Menschen in der «Teiggi». Und wo in Kriens früher Ziegel gebrannt wurden, wohnen und arbeiten heute rund 30 Personen in der «Alten Ziegelei». Das altehrwürdige Haus steht im Zentrum von Kriens unterhalb des Bellparks. Versteckt zwischen den Häusern an der Schachen- und der Luzernerstrasse haben wir das Gebäude beinahe verpasst.

Als wir jedoch für unsere Reportage davor stehen, sind die Dimensionen beeindruckend. Und als wir uns ins Innere der Alten Ziegelei begeben, hätten wir ohne ortskundige Führerin kaum noch den Weg hinausgefunden.

Alte Ziegelei ist schon über 100 Jahre alt

Die Alte Ziegelei ist wohl eines der speziellsten Häuser in der Stadt Kriens. Früher als Ziegelbrennerei genutzt, wurden in den 1920er-Jahren 16 Wohnungen in das Fabrikgebäude gebaut. Diese sind auf zwei Etagen ringförmig um einen Lichthof gruppiert, der in der Mitte durch eine nachträglich eingebaute Wand in zwei Hälften getrennt wird.

Das kantonale Bauinventar beschreibt das Haus als «seltenen Zeuge der Umnutzung einer Produktionsstätte in eine Wohnanlage», darum sei die Ziegelei von «grossem architektur- wie auch sozialgeschichtlichem Interesse».

Alte Ziegelei hat ihren eigenen Geist

Im Erdgeschoss besitzen mehrere Bewohner ein Kunst- oder Musikatelier. So auch Regula Burri. Die langjährige Bewohnerin der Alten Ziegelei betreibt – wie könnte es anders sein – ein Töpferstudio im Erdgeschoss des Hauses. Im Gespräch mit zentralplus betont sie, dass gerade diese Mischform aus Wohnen und Arbeiten im selben Haus den Reiz der Alten Ziegelei ausmache. «Dadurch haben wir zum Haus, aber auch untereinander eine spezielle Beziehung» (zentralplus berichtete). Als «Ziegelei-Geist» beschreibt Regula diese Atmosphäre.

Das Treppenhaus ist gleichzeitig der Treffpunkt für die Bewohnerinnen der Alten Ziegelei. (Bild: ewi)

Nebst den Gemeinschaftsräumen und dem gemeinsamen Garten, der jetzt im Sommer in allen Farben erblüht, ist das Treppenhaus einer der Haupttreffpunkte der Bewohnerinnen. Hier befinden sich nämlich die Toiletten der einzelnen Wohnungen. Es handelt sich aber nicht um ein Gemeinschafts-WC. Jede Wohnung hat eine eigene Toilette – die einfach nur übers Treppenhaus zugänglich ist. Die Duschen wiederum befinden sich in den Küchen der Wohnungen.

Bewohnerinnen strecken Fühler aus

Lange hat der Ziegelei-Geist jedoch nicht mehr Bestand. Das Haus ist sichtlich in die Jahre gekommen und erhält darum bald ein Facelifting. Das Immobilienbüro Schmid hat gemeinsam mit dem Architekturbüro Seiler Linhart Pläne für eine umfassende Renovation erarbeitet. Die Hülle des Gebäudes bleibt bestehen, innen entsteht praktisch ein neues Haus. 18 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen gibt es hier künftig, im Erdgeschoss hat es weiterhin Platz für vier Ateliers. Baustart ist voraussichtlich im Frühling 2023.

Die Hülle bleibt, der Inhalt wird neu. So sehen die Pläne für die Alte Ziegelei aus. (Bild: Schimd Immobilien / Seilen Linhart Architekten)

Darum brauchen Regula und Co. ab 1. Februar eine neue Bleibe. Sie hoffen auf einen Ort, wo sich Wohnen und Arbeiten auch so gut kombinieren lassen wie in der Alten Ziegelei. Die Suche läuft auf Hochtouren – und macht auch vor anderen aussergewöhnlichen Gebäuden wie etwa dem Hotel St. Niklausen nicht Halt. Warum die Suche aber schwierig ist und ob nach der Renovation auch eine Rückkehr in die Alte Ziegelei infrage kommt – du erfährst es im Video.

Hinweis: Am 1. Juli findet in Kriens die Bellparknacht statt. Nebst anderen Institutionen wie dem Bellpark-Museum und der Teiggi öffnet auch die Alte Ziegelei ihre Türen und zeigt sich zum letzten Mal vor dem grossen Umbau einem grösseren Publikum.

Verwendete Quellen
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 28.06.2022, 16:31 Uhr

    Die Headline finde ich unnötig dramatisch. Weder dem Haus noch den BewohnerInnen droht das Ende. Die Hütte wird saniert und umgebaut, und die MieterInnen müssen an einem anderen Ort nach günstigen Ateliers suchen. Aber wenigstens wird das Gebäude nicht plattgemacht.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 29.03.2023, 09:24 Uhr

      Kann man so interpretieren, wenn man will – ist aber sicherlich nicht so gemeint: Wenn ein Spital geschlossen wird und in den Medien zu lesen wäre «Spital xy droht das Ende» kommt wohl niemand auf die Idee, dass den Patient*innen und dem Personal das Ende droht.

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  • Profilfoto von Gabi Andres
    Gabi Andres, 28.06.2022, 11:37 Uhr

    Ich bin neben diesem Haus aufgewachsen und ich wünsche mir, dass diese Oase erhalten bleibt und nicht tot-renoviert wird wie so vieles! Es soll für diese vielen kreativen Menschen möglich sein, wieder zurückzukommen und dieses Prachtstück weiter lebendig zu erhalten! Das Foto mit dem renovierten Gebäude sieht schlimm aus! Steril, tot und kein bisschen Charme! Die Architekten sollten nochmals über die Bücher! Es ist wirklich ein einmaliges Objekt und so sollte es bleiben!

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