Anstehen mit Maske vor der Zuger Herti-Arena

So war das erste EVZ-Heimspiel für die Fans

Hier draussen ist die Maske fakultativ: EVZ-Fans vor dem ersten Saisonspiel zu Hause. (Bild: wia)

Das Warten hat – zumindest für den Moment – ein Ende. Der EVZ spielte am Samstag zuhause im halbvollen Stadion. Immerhin. Denn die aktuellen Corona-Fallzahlen lassen Böses ahnen. Kein Wunder, dass bei den Fans nicht nur Erleichterung zu spüren war an diesem ersten Heimspiel.

«Könnten Sie bitte die Maske richtig anziehen?», fragt ein EVZ-Fan. Der Mann, den er anspricht, steht neben ihm in der Kolonne vor dem Stadion und wartet auf Einlass. Seine Maske trägt er über dem Mund, nicht aber über der Nase. «Wissen Sie, wir müssen alle die Regeln befolgen. Und wenn irgendwas schief läuft, sind wir, die Fans, wieder die Schuldigen.»

Die Szene, die sich vor dem Heimspiel dieser eigenartigen Saison ereignet, steht stellvertretend für die Furcht, welche die EVZ-Fans derzeit begleitet. Die Furcht, dass dieses Heimspiel, das 3259 Zuger Fans – und damit nicht mal halb so viel wie üblich – live mitverfolgen, ein Einzelfall bleibt.

Bemerkenswert: Ins Stadion dürften eigentlich rund 500 mehr, was wiederum aufzeigt, dass die Angst vor dem Virus den einen oder anderen Abo-Besitzer abhält, sich ins Stadion zu begeben.

Die 3200 Gäste dürften der Taskforce missfallen

Das ist nicht überraschend. Die Zahl der Coronafälle steigt markant, gerade in Zug verzeichnet man eine überdurchschnittliche Zunahme. Gerade am Samstag mahnte die Corona-Taskforce des Bundes, dass die Grösse von Veranstaltungen zu reduzieren sei.

Tausende Zuger Fans sind dennoch gekommen. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Jetzt, wo doch der Club so darben muss, erst recht, finden sie. Wenn auch der eine oder andere von einem «mulmigen Gefühl» spricht in Anbetracht der Corona-Zahlen der letzten Tage.

«Ich habe Angst davor, dass auch diese Saison abgebrochen werden könnte.»

Ein eingefleischter EVZ-Fan

Vor dem Eingang des Stadions stehen vor dem Match vier eingefleischte Fans. Einer von ihnen sagt: «Ich habe schon im Bauch meiner Mutter für den EVZ gefiebert.» Er sagt zur Situation: «Der abrupte Abbruch der letzten Saison hat allen wehgetan. Ich habe durchaus Angst davor, dass das auch diese Saison passieren könnte.» Und nicht nur darüber sorgt er sich. «Auch überlegt man sich natürlich, wie es mit dem Club finanziell weitergeht.»

Anstehen mit Maske: Geduldig warten die EVZ-Fans auf Einlass. (Bild: wia)

Ist es für die Fans seltsam, den Match mit all den bestehenden Vorschriften zu verfolgen? «Ich war bei einem Testspiel dabei, da kam überhaupt keine Stimmung auf», erzählt ein zweiter Fan. «Da ist man sich richtig komisch vorgekommen, wenn man ins Spiel reingerufen hat. Ich schätze, heute wird es erst einmal ein Abtasten der Situation sein.» Was jedoch schon vor dem Spiel sicher ist: «Die Choreo und der Trommler werden fehlen.»

«Und dann stand diesen Sommer plötzlich Gregory Hofmann vor meiner Haustür.»

Eine ältere Frau und treue EVZ-Unterstützerin

Stehplätze gibt es wegen Corona derzeit nicht. In der Hertinordkurve wurden behelfsmässig Sitze aufgebaut. Das Verständnis für die Massnahmen scheint generell sehr gross zu sein. Kaum jemand ist ohne Maske unterwegs, und dies wohl nicht primär, weil die Fans alle paar Minuten mittels Lautsprecher an die Massnahmen erinnert werden.

Aus Steh- wurden flugs Sitzplätze. Die müden Beine freuen sich, die Stimmung leidet hingegen. (Bild: wia)

In den oberen Rängen des Stadions sitzt eine ältere Dame mit Krücken und EVZ-Maske. «Ich sitze jede Saison hier», erklärt sie. Schon viele Jahre besucht sie die Spiele ihres Heimvereins, sie sei ein treuer Fan und habe selbst in den späten 70ern, als der EVZ in die NLB abstieg, zu ihrem Verein gehalten. Wie jedes Jahr hat sie sich auch heuer «aufs Geratewohl» ein Abonnement gekauft. Und das überzeugter denn je.

«Und dann stand diesen Sommer plötzlich Gregory Hofmann vor meiner Haustür», erzählt die Seniorin weiter. «Ich war so durcheinander, dass ich ihm sagte, dass ich schon bezahlt habe. Ich dachte, er wolle mich mahnen. Dabei kam er vorbei, um sich persönlich zu bedanken», sagt die Dame lachend. Sie schwärmt: «Überhaupt. Dass alle Angestellten des EVZ auf einen Teil ihres Lohnes verzichten, findet ich richtig toll.»

Die neue Pre-Game-Show läutet das erste Heimspiel der Saison ein. Um das halbvolle Stadion in Stimmung zu bringen, wurden bei der Programmierung alle Register gezogen.

Bloss: Das alles nützt nur bedingt. Auch wenn sich die Besucher alle Mühe geben, ihren Support mit grossem Wohlwollen und auffällig viel Klatschen kundzutun: 3800 fehlende Fans sind damit nicht wettzumachen, und worüber soll man sich denn zudem lustvoll ärgern, wenn die gegnerischen Fans keine Beleidigungen in Richtung Eis schmettern?

Das dritte Drittel ist zu Ende, der EVZ bodigt den SC Bern mit 2:1. Gesittet, maskiert und mit Abstand traben die Fans den speziell gekennzeichneten Ausgängen entgegen. Verstösse gegen die Corona-Regeln sind kaum zu beobachten. Zu gross scheint der Wunsch, dem Verein auch weiterhin live zu folgen.

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