Protestaktion an der Kanti Reussbühl

Mit Masken gegen die Sparwut

Die Schüler der Kantonsschule Reussbühl protestieren gegen die Sparpolitik des Kantons Luzern. (Bild: azi)

Schüler und Lehrer der Kantonsschule Reussbühl protestieren gemeinsam gegen die Sparpläne der Luzerner Kantonsregierung. Denn: Ihre Schule wäre von den umstrittenen Sparmassnahmen besonders betroffen.

Zwangsferien, Streichung von Unterrichtslektionen, Erhöhung der Semestergebühren und der Kosten für den Instrumentalunterricht, weniger Lohn und mehr Verpflichtungen – die Lehrer an der Kantonsschule Reussbühl haben genug von den Sparplänen der Luzerner Kantonsregierung und setzen sich gegen die Abbaumassnahmen im Bereich gymnasiale Bildung ein.

Der Lehrerverein und der Schülerrat der Kanti Reussbühl organisierten daher an diesem Donnerstagmittag eine Protestaktion auf dem Pausenplatz. «Wir sehen die Bildungsqualität an den Luzerner Schulen durch die Politik des Kantons gefährdet», sagt Kantilehrer Yves Keller. «Daher wollen wir ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass auf allen Schulstufen permanent ein Bildungsabbau stattfindet.» Dabei ginge es nicht nur um die neusten Sparpläne, meint Keller weiter. «Die Sparpolitik des Kantons wird 2016 nicht enden, deshalb wollen wir, dass sich langfristig etwas verändert.»

Chancengleichheit in Gefahr

Zur Erinnerung: Der Kanton Luzern will in den nächsten drei Jahren zusätzlich zu den bereits laufenden Entlastungsprojekten jährlich weitere 110 Millionen Franken einsparen. Dafür werden Leistungen rigoros zusammengestrichen. Bildung, Gesundheit, Kultur, Sicherheit und Soziales – es gibt kaum einen Bereich, der nicht vom geplanten Sparpaket betroffen ist. Alleine in der Bildung sollen 68,3 Millionen Franken gestrichen werden (siehe Kasten).

«Das Geld sollte keine Rolle dabei spielen, ob man sein Kind ans Gymnasium schicken kann oder nicht.»
Urs Fischer, Kantonsschule Reussbühl

«Die geplanten Sparmassnahmen haben einen direkten Einfluss auf die Bildungsqualität und den Wirtschaftsstandort Luzern», ist auch Kantilehrer Urs Fischer überzeugt. Doch besonders wichtig sei ihm die Chancengleichheit. «Das Geld sollte keine Rolle dabei spielen, ob man sein Kind ans Gymnasium schicken kann oder nicht», so Fischer.

Urs Fischer und Yves Keller (v.l.) vom Lehrerverein der Kanti Reussbühl engagieren sich gegen Sparmassnahmen im Bildungsbereich.

Urs Fischer und Yves Keller (v.l.) vom Lehrerverein der Kanti Reussbühl engagieren sich gegen Sparmassnahmen im Bildungsbereich.

(Bild: azi)

Fischer betont zudem, dass dieser Faktor gerade für das Einzugsgebiet der Kanti Reussbühl von grosser Bedeutung sei. «Hier in der Agglo, wo viele Schüler einen Migrationshintergrund mitbringen, spielt das Geld eine entscheidende Rolle.»

Masken als Zeichen des Unmuts

Als Symbol für den Unmut und die Sorgen der Beteiligten hat man sich entschieden, Masken zu kreieren und an der Protestaktion zu tragen.

Die Maske soll dem Unmut der Lernenden Ausdruck verleihen.

Die Maske soll dem Unmut der Lernenden Ausdruck verleihen.

(Bild: azi)

Sammelaktion für Inseratenkampagne

Um sich gegen die Sparpolitik des Kantons zu wehren, aber auch um die Öffentlichkeit auf die Probleme aufmerksam zu machen, hat der Lehrerverein der Kanti Reussbühl auch ein Spendenkonto für eine Inseratenkampagne eröffnet. Unter der Lehrerschaft seien so bereits rund 4’500 Franken zusammengekommen.

Nicht zuletzt wurden auch die Facebook-Seite «Stopp dem Bildungsabbau in Luzern» und ein eigener Youtube-Channel unter dem Namen «Appell Bildung» eingerichtet. Darauf zu sehen: Statements von Lehrpersonen aus dem ganzen Kanton zu den Konsequenzen der Sparpolitik auf die Qualität der Bildung und ein Appell, der persönlich an verschiedene Politiker gerichtet ist (siehe Video).

Was sagen die Schüler zu mehr Ferien?

Die Lehrer organisieren und wehren sich. Doch wie sieht es bei den Schülern aus? Lassen sie sich von ihren Lehrern zu Protestaktionen hinreissen oder stört man sich tatsächlich an Zwangsferien und Co.? «Mehr Ferien sind sind nur auf den ersten Blick toll», sagen Nikola Bosancic und David Scheidegger.

«Der Stoff muss ja trotzdem behandelt werden, das heisst mehr Hausaufgaben und Stress.»
Schüler der Kanti Reussbühl 

Die beiden 14-jährigen Kantischüler setzen sich gegen die geplanten Sparmassnahmen ein, da der Druck unter dem Schuljahr somit grösser würde. «Der Stoff muss ja trotzdem behandelt werden, das heisst mehr Hausaufgaben und Stress.»

Finden eine zusätzliche Ferienwoche nur auf den ersten Blick toll: Nikola Bosancic und David Scheidegger (v.l.), Schüler der Kanti Reussbühl.

Finden eine zusätzliche Ferienwoche nur auf den ersten Blick toll: Nikola Bosancic und David Scheidegger (v.l.), Schüler der Kanti Reussbühl.

(Bild: azi)

Sparmassnahmen führen zu Demoflut

Das geplante Sparpaket des Kantons ist happig: Insgesamt 330 Millionen Franken sollen bis 2019 eingespart werden, alleine in der Bildung sind es 68,3 Millionen Franken (zentral+ berichtete). In der Session vom 30. November und 1. Dezember wird das Luzerner Kantonsparlament über das Budget und die verschiedenen Sparmassnahmen beschliessen. 

Der Widerstand gegen die Sparpolitik ist gross und von breiten Kreisen abgestützt, wie auch das Beispiel der Fachklasse Grafik zeigt (zentral+ berichtete). Im Falle der Grafikklasse wird auch deutlich, dass der öffentliche Widerstand positive Auswirkungen haben kann: Sie wird wahrscheinlich mit einem blauen Auge davonkommen (zentral+ berichtete).

Aber auch zahlreiche andere Organisationen veranstalten im November Kundgebungen. «Blinden Kahlschlag verhindern», das ist das Leitmotiv der Luzerner Allianz für Lebensqualität. Sie ruft am 24. November zwischen 18 und 19 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Kornmarkt in Luzern auf (zentral+ berichtete). Mit dabei sind rund 40 Organisationen – von Berufsverbänden über Parteien bis zu verschiedensten Fachgruppen.

Am Morgen des 30. Novembers – dem ersten Sessionstag des Kantonsrats – gehen die Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen auf die Strasse. Der Verein «Lernende gegen Sparwut» ruft zu einer Kundgebung vor dem Regierungsgebäude auf. Ermutigt wird der Verein von einer breiten Koalition: Die Unterstützung kommt aus den Kantonsschulen, den Berufsschulen, der Fachklasse Grafik und von den Hochschulen. 

 

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