Londoner Newcomerin im Konzerthaus Schüür

Mit Lawinen und Tusks Hürden überwinden

Die Londonerin Tusks, alias Emily Underhill, tritt in ihrer ersten Schweizer Show im Konzerthaus Schüür auf. Mit einer Mischung aus Indie-Pop und etwas Electronica spannt sie das Publikum in ihre träumerischen Welten ein. Und das trotz des «verdammten Salsa».

Es ist einer dieser nassen Pseudo-Winterabende, der paradoxe Gefühle auslöst. Gefühlt zu warm für die Jahreszeit, und dennoch grau und wenig einladend. Sofa oder raus in die Stadt? Die grosse Frage. Ohne Lust auf Lustlosigkeit scheint die beste Lösung für dieses Dilemma ein Konzert zu sein. Denn es gibt wohl nur wenig Dinge, die besser sind, als sich an solchen Abenden musikalisch einwickeln zu lassen. Und so landet man an diesem Donnerstagabend in der Schüür.

Eröffnet wird der Konzertabend von Fiona Cavegn. Die Bündnerin spielt ein grossartiges, intimes Set, wobei sie ganz allein und nur mit ihrer Gitarre am Rand der vollgestellten Bühne steht. Irgendwie wirkt sie dabei fast ein wenig verloren, was ihren Charme nur verstärkt. Mit englischen und rätoromanischen Texten (es ist schon immer wieder erstaunlich, wie fremd diese Landessprache klingen kann), eigenen Liedern und Covers, sowie viel Seele stimmt sie das Publikum auf den Hauptact des Abends ein.

Klangwelten, die zum Schwärmen einladen

Und ohne viel Drumherum und Spektakel steht Tusks dann auf der Bühne im Erdgeschoss der Schüür. Tusks ist der Bühnenname der englischen Songwriterin Emily Underhill, die mit ihrem 2019 erschienenen Album «Avalanche» auf Tournee ist. Das Konzert in der Schüür ist auch ihr erstes in der Schweiz. Dass sie überhaupt tourt, ist nicht ganz selbstverständlich, denn die Musikerin brach sich 2018 bei einem Unfall den Ellbogen und es war unklar, ob sie je wieder Gitarre oder Piano spielen könnte. Ein Schock nach dem Erfolg ihres Debütalbums «Dissolve». So überrascht es kaum, dass die Thematik von Selbsterkenntnis und Überwindung von Hindernissen das neue Album der Londonerin prägt.

Mit einer Mischung aus Indie, Pop und etwas Electronica erschafft Tusks Klangwelten, die zum Schwärmen einladen. Immer ein wenig sphärisch, dabei aber auch immer eingängig und nie zu verspielt. Beeindruckend klar schwebt Tusks Stimme über den Liedern. Sie – oder eben ihre Stimme –  macht das Zentrum der Songs aus, um das sich der Rest musikalisch einfügt. Verträumt und doch äusserst präsent führt sie – unterstützt durch Schlagzeug, Bass und Gitarre –  durch ihr Set. Sei das mit dem, wohl sehr treffend benannten, Lovesong «Demon», der stimmigen Guitar-Only-Version von «Bleach», oder «Delusion» mit einer einschneidend verzerrten Gitarre, als Höhepunkte. Wobei der Titeltrack des Albums «Avalanche» besonders hervorzuheben ist. Dieser bricht am Ende tatsächlich wie eine Lawine über den Zuhörenden zusammen. Ein Indie-Rock-Feuerwerk und der wohl mitreissendste Song des Abends.

Tusks im Konzerthaus Schüür.

Leider wird im Publikum ein leichter Unmut spürbar. Nicht wegen Tusks, sondern wegen dem, was nebenher in der Schüür geschieht. Es ist nämlich gleichzeitig auch «Noche Cubana» angesagt, was bedeutet, dass ein penetranter Salsasound ständig zum Erdgeschoss durchdringt. Vor allem in den ruhigen Momenten ist das nur störend. Aber andererseits ist es auch ein wenig amüsant, wenn man an solch einem Konzert jemanden im Publikum faustringend über den «verdammten Salsa» fluchen hört. Zu stark will man sich jedoch nicht ablenken lassen, fokussiert seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne und lässt sich von Tusks in eine träumerische Welt entführen.

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