Energieprojekt Stadt Luzern

Mit der Toilettenspülung Schulhäuser heizen

Im Rahmen der Sanierungsarbeiten im Löwengraben wollen Stadt und EWL bis 2016 eine neue Wärmenutzungsanlage für Abwasser realisieren. (Bild: mbe.)

Das Abwasser aus dem Löwengraben soll zum Heizen benutzt werden. Der Luzerner Stadtrat beantragt dem Parlament dafür einen Kredit von 6,8 Millionen Franken. Dass die Lösung teurer ist als Erdgas, könnte für Diskussionen sorgen.

Die Sache tönt unappetitlich, hat aber laut der Stadt Luzern einen ökologischen Nutzen. In der Altstadt wird momentan die Kanalisation erneuert. Im Rahmen dieser Sanierung will Energie Wasser Luzern (EWL) die Wärme des Abwassers im Löwengraben sinnvoll nutzen.

Für die notwendigen Bauarbeiten beantragt der Stadtrat dem Parlament einen Kredit von 6,8 Millionen Franken. Zudem sollen die beiden Schulanlagen Mariahilf und Musegg im Wärmeverbund an die geplante «Abwasserwärmenutzung Löwengraben» angeschlossen werden.

Als so genannte Schlüsselkunden von EWL gelten die zwei Schulanlagen Mariahilf und Musegg. Sie werden heute mit Erdgas beheizt. Die Stadt müsste die Gaskesselanlagen in den nächsten Jahren sanieren.

«Ökologisch und nachhaltig»

Aus ökologischer Sicht, heisst es im Bericht und Antrag, sei der Anschluss der Schulhäuser an die Abwasserwärmenutzung «die mit Abstand nachhaltigste Lösung». Der Anteil erneuerbarer Energien steige damit auf 65 Prozent. Gegenüber der Erdgas-Heizung liessen sich überdies jährlich über 325 Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen, was 103 Tonnen Heizöl entspreche.

Aus Abwasser Energie gewinnen

Ob beim WC-Gang, Duschen, Spülen, Waschen oder bei Kühlprozessen im Gewerbe: Überall wird Wasser Wärmeenergie zugeführt, die ungenutzt in der Kanalisation verschwindet. Dort weist das Abwasser im Jahresverlauf eine Temperatur zwischen 10 und 20 Grad Celsius auf. Und so funktioniert das System: Die Wärme wird dem Abwasser über einen Wärmetauscher entzogen. Dieser Wärmetauscher wird im neuen Abwasserkanal im Löwengraben einbetoniert. Die gewonnene Wärme wird als Quell-Energie für den Wärmepumpenbetrieb genutzt.

Zudem entspreche die Umstellung der Energiepolitik des Stadtrats. Gemäss den Leitsätzen Umwelt «fördert die Stadt Luzern den Gebrauch erneuerbarer Ressourcen». «Eine reine Erdgasvariante ohne Nutzung erneuerbarer Energien kommt deshalb nicht in Frage», schreibt die Stadt.

Mit dem Anschluss an die Abwasserwärmenutzung könne für beide Schulanlagen ausserdem der Minergie-Grenzwert erfüllt werden. Der Mehrpreis zur reinen Gasheizung betrage rund 1,23 Millionen Franken, laut Stadt eine «relativ günstige Investitionssteigerung zur Wertsteigerung des Gebäudes». Als Vergleichswert wird die Minergie-Sanierung im Schulhaus Maihof angeführt, die über zwei Millionen Franken gekostet hat.

Die Nutzung anderer erneuerbarer Energien, etwa Holz, Sonne oder Erdwärme, sei im Gebiet der Schulhäuser Mariahilf und Musegg schwierig zu realisieren. Wegen der Lage, aber auch wegen des Ortsbildschutzes.

Höhere Energiekosten

Die Kosten für die neue Wärme aus der Kanalisation sind höher als bei einer reinen Erdgasvariante. Gemäss Bericht betragen sie 3,4 Rappen pro Kilowattstunde oder 18,4 Prozent mehr als mit Erdgas. Die Biogasvariante wäre gemäss Stadtrat sogar 24,7 Prozent teurer.

Die Stadt hat verschiedene Varianten durchgerechnet und stellt sie im Bericht und Antrag vor. Aufgrund der angespannten Finanzlage empfiehlt der Stadtrat dem Parlament, auf eine der Varianten zu verzichten. Diese hätte vorgesehen, dass die Stadt 848’300 Franken an die Anlagen der EWL bezahlt. Durch diese Eigenfinanzierung würde sich der Wärmepreis auf das heutige Niveau einer Gasheizung reduzieren. Es bliebe also bezüglich Preise alles beim Alten.

Auch Geschäfte interessiert

Neben den Schulhäusern sollen weitere Liegenschaften in der Altstadt mit der Abwasser-Wärme beliefert werden. Geplant ist der Anschluss und Ausbau von bestehenden Heizzentralen, die das Gefängnis-Hotel Jail, den Coop City, diverse Private und eventuell Manor versorgen.

Coop und Manor sind daran interessiert, die Energie auch zum Kühlen zu nützen. Gemäss Stadt würde sich die jährliche Gesamtnutzungszeit und die Wirtschaftlichkeit der gesamten Abwasserwärmenutzung durch eine Nutzung zu Kühlzwecken deutlich erhöhen.

Für die Spitzenlastabdeckung (siehe Infobox) will EWL neben dem Abwasser-Wärmetauscher in den anzuschliessenden Heizzentralen zusätzlich eine Gaskesselanlage installieren. So könne immer 100 Prozent des Wärmeleistungsbedarf abgedeckt werden.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon