36 Millionen Franken für Kanalisation benötigt

Mit dem Roboter in die enge Luzerner Unterwelt

Ein Blick in die Unterwelt bei der Kreuzung Steinhofstrasse/Steinhofweg zeigt: Die Kanale weisen Risse auf.

(Bild: ida)

Die Stadt hat die Luzerner Kanalisationen überprüft und Mängel festgestellt. Dies erfolgt mit einem Kamera-Roboter. Vom bestehenden 220 kilometerlangen Netz müssen elf Kilometer saniert werden. Im September entscheidet die Bevölkerung über den 36-Millionen-Kredit.

Nicht viele wissen, was sich in der Luzerner Unterwelt befindet. Und wie wichtig das Ganze ist. Jeder, der das Geschirr abwäscht, duscht und sich die Zähne putzt, macht sich keine Gedanken, wohin das Schmutzwasser gelangt– denn es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Kanalisation Abwasser zu jeder Zeit abführt. Im Kanton Luzern werden jährlich 60 Milliarden Liter Abwasser produziert.

Mit Roboter-Kameras in die Untergrundwelt

Mit einem Kamera-Roboter wird an der Kreuzung Steinhofstrasse/Steinhofweg vorgezeigt, wie die Kanäle auf ihren Zustand überprüft werden können. Denn gerade dieser Ort stellt eine Problemzone dar, die optimiert werden müsse, wie Miriam Asanger, Leiterin Siedlungsentwässerung Luzern sagt. Denn der Kanal an besagter Stelle zeigt Risse auf, aus dem mit der Zeit langsam, aber kontinuerlich Wasser auslaufen könnte. Asanger sagt, dass man nun handle müsse. «Brucharbeiten sind keine Alternative», stellt sie klar. «Bei dem gesamten Kanalnetz, das 220 Kilometer lang ist, müssten wir bei Brucharbeiten ad hoc arbeiten.» An anderen Stellen gäbe es gar «Extrem-Aufnahmen», so gerade auch ums Eck bei der Steinhofstrasse.

«Wir wollen die Kanäle nicht vergolden.»

Miriam Asanger, Leiterin Siedlungsentwässerung und Naturgefahren

Im Entwässerungsplan werden organisatorische und bauliche Massnahmen des Luzerner Kanalnetzes untersucht. Rund fünf Prozent weisen starke Mängel auf, so auch bei der Steinhofstrasse. Das sind rund elf Kilometer des gesamten Kanalnetzes. Diese Etappe muss für knapp 15 Millionen Franken saniert werden. «Wir wollen die Kanäle nicht vergolden», erklärt Miriam Asanger. «Einige sind schlichtweg am Ende ihrer Lebenszeit angekommen.»

Adrian Borgula und Miriam Asanger, Leiterin Siedlungsentwässerung beim Fachsimplen.

Adrian Borgula und Miriam Asanger, Leiterin Siedlungsentwässerung beim Fachsimplen.

(Bild: ida)

Die Auswertungen der Bilder des Kanals sind aber nur ein Teil der Analyse. «Die Frage nach der richtigen Grösse eines Kanals ist ebenso wichtig», so Asanger. Ein Kanal darf weder zu klein sein, denn dann kann es bei grossem Wassereinfluss dazu führen, dass das Wasser auslauft.

Die Analysen haben gezeigt, dass der Zustand des Kanalisation in Luzern «mittel» sei. Dies tönt auf den ersten Blick wenig begeisternd – jedoch sei man mit dem Ergebnis gemäss Asanger zufrieden. «Mehr als die Hälfte aller Kanale ist über 40 Jahre alt.»

Die Roboter-Kamera, die Aufnahmen aus dem Luzerner Untergrund macht.

Die Roboter-Kamera, die Aufnahmen aus dem Luzerner Untergrund macht.

(Bild: ida)

Starker Regen kann zur Gefahr werden

«Äusserst wichtig ist der Schutz der Umwelt», ergänzt der Luzerner Umweltdirektor Adrian Borgula. «Mit einem guten Kanalisations- und Entwässerungssystem leisten wir einen essenziellen Beitrag zur Reinhaltung unserer Gewässer.» Denn das Abwasser gelangt über die Kanalisation in die Abwasserreinigungsanlage – und schlussendlich in die Reuss und die Nordsee.

220 kilometerlanges Kanalnetz

Das bestehende Kanalnetz ist rund 220 Kilometer lang. Müsste es von Grund auf erneuert werden, wären 565 Millionen nötig. Eine immense Summe. «Es ist wichtig, die Kanalisationen kontinuerlich zu überprüfen, um die Funktionsfähigkeit sicherstellen zu können. Wir dürfen nicht voreilig handeln, aber auch nicht zu spät, wenn bereits Schaden vorhanden sind», klärt Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula auf.

Wenn ein Kanal nicht mehr dicht ist und Risse aufweist, aus dem Wasser auslaufen kann, stellt dies eine grosse Gefahr für Gesellschaft, Fauna und Flora dar. Auch starke Regenfälle können dazu führen, dass Kanale überlaufen, sofern ein Kapazitätsproblem besteht. An insgesamt 50 Stellen befinden sich so genannte Entlastungen, die Notüberläufe sind, die das Abwasser zum Beispiel bei sehr starkem Regen an kontrollierten Punkten an die natürlichen Gewässer abgeben. Dies ist wichtig, weil ansonsten das Abwasser unkontrolliert in der Stadt lokale Überschwemmungen verursachen könnte.

Aus diesem Grund werden im Schnitt alle zwölf Jahre die Kanale in Luzern auf drei Fragestellungen untersucht. Mit einem Kanalroboter wird ein Bild vom Innenleben des Kanalnetzes gemacht, das ausgewertet wird. So wird der Frage nachgegangen, wie gesund der Kanal ist, wie viel Abwasser in den Kanal gelangt und wie es den Gewässern geht. An rund einem Drittel der Notüberlaufe besteht Handlungsbedarf, wie Miriam Asanger meint.

Fasziniert von der Untergrundswelt Luzerns: Umweltdirektor Adrian Borgula.

Fasziniert von der Untergrundswelt Luzerns: Umweltdirektor Adrian Borgula.

(Bild: ida)

Kreditantrag von 36 Millionen Franken

Das Luzerner Kanalnetz muss optimiert werden, so Asanger. In der ersten Etappe sollen 20 Optimierungen umgesetzt werden, für die knapp 14 Millionen nötig sind. Für Korrekturen von Mängeln müssten rund 15 Millionen aufgebracht werden. Insgesamt beantragte der Stadtrat nun einen Kreditantrag von 36,27 Millionen. Die Bevökerung stimmt dazu diesen September ab.

«Mit einem guten Kanalisations- und Entwässerungssystem leisten wir einen essenziellen Beitrag zur Reinhaltung unserer Gewässer.»

Adrian Borgula, Luzerner Stadtrat und Umweltdirektor

Der Kredit ist gemäss Asanger und Borgula lohnenswert. «Ein gut gebauter Kanal hält 80 Jahre», so Asanger.

Einen Einblick in die Kanalisation Steinhofweg erhalten Sie im Video. Die Risse, die die Rohre aufweisen sind zum Teil deutlich sichtbar:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon