Verhaltener Optimismus bezüglich Finanzen

Millionengeschenk des Bundes hilft dem FCL «enorm» weiter

Die Fans sind zurück, doch gewisse finanzielle Sorgen bleiben beim FC Luzern. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Corona-Pandemie hat die Schweizer Sportbranche arg gebeutelt. Aus diesem Grund erhalten grössere Sportclubs A-fonds-perdu Beiträge des Bundes. Der FC Luzern darf sich über ein Geschenk im Wert von 2,6 Millionen Franken freuen. Partystimmung herrscht beim Verein deswegen aber nicht.

Wer in der vergangenen Saison ein Spiel der höchsten Schweizer Fussballliga schauen wollte, musste dieses zwangsläufig im Fernsehen verfolgen. Alle, die das einmal gemacht haben, wissen: Das war ein ausgesprochen trostloser Zeitvertrieb. Anstatt volle Fankurven präsentierten sich den Fernsehzuschauerinnen gähnend leere Ränge. Und anstelle von Gesängen, Fanchören und Jubelschreie aus Tausenden von Kehlen hörte man bloss die Rufe der Spieler, die in den Weiten der leeren Stadien gespenstisch widerhallten. Selbst über Tore der Lieblingsmannschaft konnte man sich angesichts dieser Tristesse nicht wirklich freuen.

Nicht nur für Sportromantiker, sondern auch für die Vereine waren die vergangenen durch Corona-Schutzmassnahmen geprägten Monate eine harte Zeit. Insbesondere die Verluste durch ausbleibende Einnahmen an den Ticketkassen sowie an den Wurst- und Bierständen setzten den Vereinen finanziell stark zu. Aus diesem Grund entschied sich das Schweizer Parlament nach langen Diskussionen, die grossen Sportvereine mit zusätzlichen Geldern zu unterstützen.

60 Millionen für Fussball- und Eishockeyvereine

Bei den sogenannten A-fonds-perdu-Beiträgen handelt es sich nicht um Darlehen, sondern um Geschenke. Wie Zahlen der «Luzerner Zeitung» zeigen, schenkte der Bund den Vereinen der höchsten Schweizer Fussball- und Eishockeyliga über 60 Millionen Franken.

«Die A-fonds-perdu-Beiträge, welche der FC Luzern beziehen konnte, helfen uns in unserer Situation enorm weiter und sind in keiner Weise nur ein Tropfen auf den heissen Stein.»

Stefan Wolf, Präsident FC Luzern

Rund 2,6 Millionen Franken davon fliessen in die Kassen des FC Luzern. Zwar rangiert der FCL damit im Vergleich zu den anderen Super-League-Vereinen – ähnlich wie in der sportlichen Tabelle – nur in den unteren Gefilden der Rangliste. Die beiden Ligagiganten Basel und YB erhalten vom Bund rund 8 respektive 5,4 Millionen Franken geschenkt. Trotzdem zeigt man sich beim FC Luzern erfreut über die grosszügige Spende aus Bern.

«Die A-fonds-perdu-Beiträge, welche der FC Luzern beziehen konnte, helfen uns in unserer Situation enorm weiter und sind in keiner Weise nur ein Tropfen auf dem heissen Stein», sagt FCL-Präsident Stefan Wolf auf Anfrage von zentralplus. Der FCL weiss auch bereits, wie er das Geld konkret verwenden will: So wird der Verein damit Darlehen der Luzerner Kantonalbank und des Bundes, die er im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erhalten hatte, fristgerecht bis 2023 zurückzahlen (zentralplus berichtete).

Lieber weniger Geld als Lohnverzicht

Die Höhe der Beiträge setzt sich aus folgenden drei Faktoren zusammen:

  • Die Höhe der Ticketeinnahmen, die aufgrund der Pandemie wegfielen
  • Die Anzahl Spiele, die vor leeren Rängen stattfinden mussten
  • Mögliche Lohnreduktionen, die der Verein während der Zeit, in der keine Spiele stattgefunden haben, durchgesetzt hat

Falls ein Verein vorübergehende Lohnreduktionen eingeführt hat, erhält er vom Bundesrat zwei Drittel der Ticketeinnahmen der Saison 2018/2019 zurück. Zunächst sollten überhaupt nur diese Vereine A-fonds-perdu-Beiträge des Bundes beziehen können. Viele Vereine befürchteten jedoch, dass sich Lohnreduktion negativ auf die sportliche Qualität ihrer Kader auswirken könnte.

So rechneten die Klubs aufgrund einer Lohnreduktion damit, dass wichtige Leistungsträger nicht länger gehalten werden können. Nach erheblichem Druck vonseiten der Vereine beschloss das Parlament darum, dass auch die Klubs, die keine Lohnreduktion durchsetzten, noch immerhin die Hälfte der weggefallenen Ticketeinnahmen vom Bund geschenkt erhalten.

Auch der FC Luzern gehört zu den Vereinen, die aufgrund einer Lohnreduktion um die sportliche Kompetitivität fürchtete (zentralplus berichtete). Stefan Wolf bestätigt: «Die bezogenen A-fonds-perdu-Beiträge decken 50 Prozent der aufgrund der Corona-Massnahmen entgangenen Ticketingeinnahmen im Public-Bereich ab.» Heisst: der FC Luzern hat darauf verzichtet, Lohnreduktionen einzuführen. Gemäss «Luzerner Zeitung» seien die meisten Vereine so vorgegangen.

Vorsichtig positiver Blick in die Zukunft

Volle Stadien und grosszügige Geschenke vom Bund – herrscht beim FC Luzern nun Feierlaune? Nur teilweise, relativiert Wolf: «Die finanzielle Situation ist weiterhin angespannt und entsprechend vorsichtig positiv ist der Blick in die Zukunft.» Schliesslich seien die bezogenen Darlehen noch nicht vollständig zurückbezahlt. Das bedeutet, dass die jetzt generierten Einnahmen vorwiegend zur Kompensation der in der letzten Saison angehäuften Schulden verwendet werden.

«In erster Linie sind wir natürlich froh, überhaupt wieder Zuschauer in der Swissporarena begrüssen zu können. Wir hoffen aber natürlich auch, dass wir den Zuschauerschnitt im Verlauf der Saison noch weiter steigern können.»

Stefan Wolf, Präsident FC Luzern

Kommt hinzu, dass die Stadionauslastung in den bisherigen Heimspielen des FCL mit durchschnittlich rund 9500 Zuschauern pro Spiel bei einer Stadionkapazität von 17'000 Plätzen nur mittelmässig war. Wobei Hauptsponsor Otto's auch noch sämtliche Eintritte fürs erste Saisonspiel gegen YB übernahm, wodurch deutlich mehr Zuschauerinnen den Weg auf die Allmend fanden als in den darauffolgenden Spielen.

Doch für den FC Luzern liegen diese Zahlen im Bereich der Erwartungen, wie Stefan Wolf erklärt. «In erster Linie sind wir natürlich froh, überhaupt wieder Zuschauer in der Swissporarena begrüssen zu können. Wir hoffen aber natürlich auch, dass wir den Zuschauerschnitt im Verlauf der Saison noch weiter steigern können.»

FCL-Präsident Stefan Wolf hofft auf steigendes Zuschauerinteresse an den Spielen des FC. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Gründe für das eher tiefe Zuschauerinteresse sieht Wolf auch, aber nicht nur in der Zertifikatspflicht: «Es kann sein, dass die 3G-Regel einen Einfluss hat, aber auch, dass man sich zunächst wieder daran gewöhnen muss, überhaupt ein Fussballspiel besuchen zu können.» Letztlich hofft man beim FC Luzern vor allem darauf, dass der Einlass nicht noch lange über 3G-Bestimmungen geregelt werden müsse und dass bei Fussballspielen im Stadion wieder gänzlich ohne Einschränkungen mitgefiebert werden kann.

Finanziell würde dies dem FCL auf jeden Fall helfen. Inwiefern sich dadurch auch die sportliche Talfahrt überwinden liesse, ist offen.

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1 Kommentar
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    Armando, 07.10.2021, 15:54 Uhr

    Millionengeschenke an Fussballclubs geht nun gar nicht. Definitiv ein Nogo!

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