Nach Explosion von 1916

Militär entsorgte Granaten wohl absichtlich im Rotsee

Rotsee-Granaten: Die Explosion von 1916 ist wohl nicht der einzige Grund, weshalb sie im See liegen. (Bild: Luzerner Polizei)

Rund 10'000 scharfe Granaten befinden auf dem Grund des Rotsees. Der Grund soll die Explosion einer Munitionsfabrik gewesen sein, bei der die Waffen in den See geschleudert wurden. Doch ein Bericht legt nahe, dass ein Grossteil erst nach dem Unglück im See entsorgt wurden.

Medienwirksam fischte die Luzerner Polizei 20 Handgranaten anfangs September aus dem Rotsee (zentralplus berichtete). Die geläufige Geschichte dahinter: Bei der Explosion einer Munitionsfabrik flogen im Jahr 1916 rund 10'000 scharfe Granaten in den See, auf dessen Grund sie seither liegen.

So zumindest die Erzählung im Volksmund. Wie «Pilatus Today» nun herausgefunden haben will, ist die Sachlage möglicherweise etwas anders. Laut Archivberichten des Militärs wurden damals nach der Explosion nämlich lediglich rund 1000 Granaten in den See geschleudert. Lapidar hält der Bericht weiter fest: «Weitere Granaten wurden wohl nachträglich im See entsorgt.»

Rund 9000 Granaten landeten erst später im Rotsee

Und das könnte die Mehrheit der Waffen sein, die bis heute im Rotsee sind: Insgesamt sollen von 14'436 vermissten Granaten 13'118 Stück gefunden worden sein. Die Recherche des Portals legt nahe, dass daraufhin unzählige Granaten im Rotsee entsorgt wurden – von ganz offizieller Seite. «Es sind im Ganzen in den Rotsee an scharfen Handgranaten versenkt worden: 8’598 Stück», wird aus dem Militärbericht zitiert. Der Chef des Generalstabes habe dieses Schreiben «zur Kenntnis» genommen.

Darüber hinaus entsteht auch der Eindruck, die gängige Erklärung, dass Lötarbeiten Schuld an der Explosion gewesen waren, sei unzulänglich. So gehen die Experten im Bericht davon aus, dass die Explosion «im Inneren des Magazins» ausgelöst wurde. Die Lötarbeiten hätten jedoch draussen stattgefunden. Eine definitive Ursache gibt aber auch der Bericht nicht an – eine solche sei wegen fehlender Zeugen auch schwer zu finden.

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