Die Zuger fügen sich in die Niederlage

Meister EVZ am Tiefpunkt eines unvergesslichen Jahres

Gegen Ende der Partie entlud sich der Frust der Zuger: Als Jerôme Bachofner einen Restausschluss für einen Check von hinten kassierte, sannen die Genfer Hernik Tömmernes und Daniel Winnik auf Rache. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

In einer weiteren Finalreprise gegen den Genève-Servette HC liefern die Zuger die schlechteste Leistung im auslaufenden 2021 ab. Das 1:5 gegen die in allen Belangen überlegenen Romands bedeutet die bislang höchste Saisonniederlage. Die an Arbeitsverweigerung grenzende Vorstellung muss dem EV Zug zu denken geben.

Der 7. Mai 2021 hat sich ins Gedächtnis aller, die den EVZ im Herzen tragen, eingebrannt. Es war der Tag, als die Zuger zum ersten Mal seit 23 Jahren den Meisterpokal in die Höhe stemmen durften. Und dies nach drei Finalsiegen in Serie gegen die Genfer. Es war der Höhepunkt nach einer Rekordqualifikation mit 119 Punkten in 52 Spielen. Mehr Zuger Glückseligkeit geht nicht (zentralplus berichtete).

Gut sieben Monate später schlitterte der uninspiriert agierende Titelverteidiger gegen den Genève-Servette HC in eine veritable Blamage. Einen solch fahrigen Auftritt leistete sich der EV Zug noch nie in diesem Jahr. Der absolute Tiefpunkt vor gut 6’600 Sportfreunden daheim in der Bossard-Arena. Wohl wegen der meisterlichen Verdienste im Frühling wurde auf ein Pfeifkonzert verzichtet.

Keine Frage: Es gibt Abende, an denen einem nichts gelingen will und am Ende ein «Nuller» steht. Und es ist erst recht kein Drama, wenn ein mit neun neuen Spielern neu zusammengestellter Titelverteidiger die neunte Niederlage im 32. Qualifikationsspiel kassiert. Nicht einmal, wenn der um den Playoff-Einzug kämpfende Konkurrent vor dieser Partie 25 Punkte Rückstand aufwies.

EVZ: Bloss sieben Törchen in den letzten vier Spielen

Aber es geht um die Art und Weise, wie sich dieser EVZ blamiert hat. Er ist zunächst nicht ins Spiel gekommen, machte trotz des Warnschusses noch schlechter weiter und fügte sich widerstandslos in eine Niederlage. Die notabene noch viel höher hätte ausfallen können. Eine hässliche Fratze, die der EV Zug im ganzen 2021 davor noch nie gezeigt hatte. Und das muss der sportlichen Leitung zu denken geben.

«Ich weiss keine Antwort auf die Frage, warum uns das passiert ist», gab Zugs Meistermacher Dan Tangnes unumwunden zu und ergänzte, dass er enttäuscht und frustriert sei.

«An diesem Abend haben wir aber aufgegeben. Das fällt mir schwer, zu akzeptieren.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Im Spiel der Zuger war erschreckend wenig Energie drin, dafür eine umso höhere Fehlerquote in der eigenen Zone und im Vorwärtsgang. Nur insgesamt 21 Schüsse hat der EVZ über die gesamte Spieldauer aufs gegnerische Tor gebracht. Trotz über acht Minuten Powerplay.

Vor diesem Hintergrund brauchte sich niemand zu wundern, dass der EV Zug dieser Tage die Begrifflichkeit «Feuerkraft» nicht fehlerfrei buchstabieren kann. Nur sieben Törchen gelangen ihm in den letzten vier Spielen (2:1 gegen Bern, 2:5 in Rapperswil, 2:1 in Davos und 1:5 gegen Genf).

Trainer wäscht seinen EVZ-Spielern den Kopf

«Der Gegner befindet sich auf einer Mission und hielt sich an seinen Plan», hielt Dan Tangnes fest. Die Seinen hingegen verhielten sich auf dem Eis so, als ob sie Fondue ässen und bereits Weihnachten feierten. «Dieses Spiel müssen wir abhaken und schnell hinter uns lassen.»

«Ich bin keineswegs besorgt.»

Seinen so ziemlich alles schuldig gebliebenen Schützlingen hat der 42-jährige Norweger aber offenbar tüchtig den Kopf gewaschen. «Ich sagte in der Garderobe, dass sich eine Spitzenmannschaft über Einstellung, Charakter und Leidenschaft definiert und deshalb in der Lage ist, jederzeit zurückzuschlagen», erzählte er. «An diesem Abend haben wir aber aufgegeben. Das fällt mir schwer zu akzeptieren.»

Dan Tangnes verwahrte sich aber gegen den Eindruck, dass er dieser Mannschaft keine Grosstaten im nächsten Jahr zutraue. «Ich bin keineswegs besorgt», betonte er.

Konstanz kennzeichnet Champions und Dynastien

Entscheidend für ihn sei, wie seine Spieler mit dem jüngsten Rückschlag umgehen. «Wir brauchen mehr Konstanz in unseren Leistungen. Und das ist eine Frage von Mentalität und Reife», so Dan Tangnes.

Der meisterliche EV Zug zeichnete sich dadurch aus, dass er selbst an ungenügenden Abenden ein Leistungsniveau, das die jeweiligen Gegner vor eine grosse Herausforderung stellte, aufs Eis brachte. Diese Konstanz kennzeichnet Champions und erst recht Dynastien.

Der EV Zug wird am zweiten Tag des neuen Jahres den Leader HC Fribourg-Gottéron zum Spitzenkampf in der Bossard-Arena empfangen. Dieser wird zu einer Art Standortbestimmung für den Titelverteidiger. Dan Tangnes bemerkte: «Stolze Mannschaften, die einen Denkzettel verpasst bekommen haben, kommen bei nächster Gelegenheit umso leidenschaftlicher und entschlossener aus der Garderobe.»

Ein wichtiges Signal für 2022, falls seiner Mannschaft die erfolgreiche Umsetzung dieser Worte gelingt.

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