Porträt der Marathon-Schweizer Meisterin aus Cham

«Meinen flachen Bauch habe ich vom Laufen … und nicht von Sit-ups»

Susanne Rüegger lebt in Cham, wo sie auch für die Läufe trainiert.

(Bild: mbe.)

Die Chamer Sportlehrerin Susanne Rüegger hat Ende Oktober den Swiss City Marathon in Luzern gewonnen. Sie ist damit neue Schweizer Meisterin im Marathon Frauen. Wir sprachen mit der Marathonläuferin über Erfolg und Niederlage, die «richtige» Ernährung, ihre Laufschuhe und weibliche Sixpacks.

Der Kanton Zug hat einen neuen Star: Susanne Rüegger, neue Schweizer Meisterin im Marathon Frauen. Sie ist anders, als man aufgrund des melancholischen Fotos auf ihrer Webseite annehmen könnte. Denn sie ist kein Kind von Traurigkeit und lacht erfrischend und oft im Gespräch, das wir im Café Luzia in Cham führen.

In Rüeggers Leben spielt der Sport eine zentrale Rolle. Sie arbeitet als Sport- und Schwimmlehrerin, in ihrer Freizeit läuft sie seit Jahren (siehe Box). Am 31. Oktober hat sie am 42 Kilometer langen Swiss City Marathon in Luzern den Schweizer-Meister-Titel Frauen geholt. Es war ihr vierter Marathon, und ihr zweiter Schweizer-Meister-Titel; 2011 war sie die Beste über 10’000 Meter.

Viele Male auf dem Podest

2016 nahm sie an ingesamt 17 Läufen in der Schweiz teil, steigerte ihre Leistung stetig. So war sie an fünf Läufen in der Zentralschweiz und Umgebung die Beste: Sie gewann den Sempacherlauf, den Lauerzerseelauf, den Hellebardenlauf Sempach, ebenso wie den Ägeriseelauf und den Türlerseelauf. An der Schweizer Meisterschaft über 5000 Meter in Genf holte sie den dritten Platz, an der Schweizer Meisterschaft im Halbmarathon in Sarnen gewann Rüegger als Zweite Silber. «Vor dem Lauf in Luzern dachte ich, dass es megaschön wäre, wenn ich den ersten Platz holen würde. Doch während eines Laufs kann allerhand passieren», erklärt sie. Sie habe zum Beispiel empfindliche Magennerven. Doch es klappte alles. Susanne Rüegger lief lange alleine an der Spitze und passierte schliesslich souverän die Ziellinie mit einer neuen Bestzeit.

«Es braucht natürlich einen gesunden Ehrgeiz. Aber allzu verbissen sollte man nicht sein.»
Susanne Rüegger

Der Erfolg ist ihr zu gönnen, und sie hat ihn sich verdient. Denn Rüegger hat schwierige Zeiten hinter sich. 2014 erlitt sie einen Ermüdungsbruch am linken Fuss und konnte acht Monate nicht laufen. 2015 folgte eine Stressfraktur im rechten Fuss. «Ich habe damals gemerkt, dass mein Körper nicht mehr in der Balance war», sagt die Spitzensportlerin rückblickend. Seither höre sie aufmerksamer und achtsamer auf die Signale ihres Körpers. Sie gebe sich mehr Zeit, ohne ihre Ziele aus den Augen zu verlieren. «Es braucht natürlich einen gesunden Ehrgeiz und Disziplin», sagt Rüegger, «aber allzu verbissen sollte man auch nicht sein. Das habe ich in dieser Zeit gelernt.»

Für eine kleine Anekdote am Swiss City Marathon sorgte eine Bildunterschrift. Manche Männer wären neidisch auf ein solches Sixpack, schrieb ein Fotograf unter ein Bild Rüeggers, auf dem man ihren ultraflachen Bauch sieht. Nein, Sit-ups mache sie keine, sagt sie und lacht. Sie bevorzuge Ganzkörper-Übungen. «Den flachen Bauch bekommt man vom Laufen und Lachen», sagt sie, und man glaubt es ihr.

Susanne Rüegger auf dem Weg zum Sieg am 10. Swiss City Marathon in Luzern. «Von solchen Sixpacks können viele Männer nur träumen», schrieb der Fotograf in der Bildunterschrift.

Susanne Rüegger auf dem Weg zum Sieg am 10. Swiss City Marathon in Luzern. «Von solchen Sixpacks können viele Männer nur träumen», schrieb der Fotograf in der Bildunterschrift.

(Bild: Andy Mettler/Swiss Image)

Was isst eine Spitzensportlerin? Wenn nicht gerade ein Lauf bevorstehe, ernähre sie sich ausgewogen, sagt sie. Kohlenhydrate, Fleisch, Gemüse und Früchte stehen auf dem Speiseplan, sie hält also keine Diät. «Als Leistungssportlerin verbraucht man sehr viel Energie und muss deshalb kein schlechtes Gewissen haben.» Auf Süsses verzichtet sie auch nicht. «Einfach alles mit Mass», sagt sie.

«Am Marathon in Luzern trank ich nur Wasser und geschütteltes Coci. Essen kann ich nichts.»

Eine Woche vor dem Lauf beginnt die Sportlerin jeweils, bewusster darauf zu achten, was sie zu sich nimmt.

Zur Person

Die Zugerin Susanne Rüegger ist neue Schweizer Meisterin im Marathon Frauen. Am diesjährigen Swiss City Marathon in Luzern holte die 32-jährige Sportlehrerin Gold. In Luzern lief sie die anspruchsvolle hügelige Strecke von 42,195 Kilometern in der Bestzeit von 2:40:24 Stunden. Sie löst damit Conny Berchtold ab, die 2015 den Titel gewann, Rüegger war damals Zweite.
Susanne Rüegger ist in Hünenberg See aufgewachsen und hat die Schulen in Zug besucht. Sie ist Bewegungswissenschafterin und Sportlehrerin ETH. Rüegger betreibt nicht nur selbst gerne Sport, sondern gibt ihre Freude auch anderen weiter: In Cham gibt sie Aquafit-Kurse. In der Schwimmschule Baar gibt sie ebenfalls Aquafit- und Schwimmunterricht für Kinder und Erwachsene. Susanne Rüegger lebt mit ihrem Partner in Cham.

«Der Magen sollte nicht zu stark belastet werden.» Gemüse und Früchte sind zum Beispiel tabu vor einem Wettkampf. An den Wettkämpfen selbst nimmt sie keine feste Nahrung zu sich. Sie habe einen empfindlichen Magen. «Am Marathon in Luzern trank ich nur Wasser und geschütteltes Coci.»

Sie läuft in Cham und Umgebung

Rüegger trainiert in der Regel täglich. Manchmal schaltet sie einen oder mehrere Regenerationstage ein. «Mein Körper sagt mir, was gut ist, und ich höre auf ihn», sagt sie. Es ist gut möglich, dass man der Sportlerin einmal auf dem Chamer Fussweg begegnet. Sie trainiere immer wieder woanders, auf hartem oder weicherem Untergrund. Oft dreht sie auch allein ihre Runde auf der Bahn in Cham. Über ihre Schuhe, welche ihren Erfolg beflügeln, verrät sie, dass sie verschiedene Laufschuhe besitze, vier bis fünf Paare. «Bei den Schuhen sollte man nicht sparen», so ihr Tipp. An den Wettkämpfen trägt sie einen ultraleichten Adidas-Schuh.

Was plant die Schweizer Meisterin nach ihrem Erfolg in Luzern? «Im Frühling 2017 möchte ich an einem Marathon im Ausland teilnehmen. An welchem, habe ich noch nicht entschieden.» Aber «flacher und schneller» müsse er sein. Schnell ist man auf Teer, also an Stadtläufen wie beispielsweise in Berlin oder in New York. Am letzteren Lauf nehmen jeweils 40’000 bis 50’000 Menschen teil, er ist ein richtiges Volkfest.

Rüegger wünscht sich auch mehr Konkurrenz, also andere starke Marathonläuferinnen. Diese sind dünn gesät in der Schweiz. Am liebsten wäre ihr eine andere Läuferin, mit der sie manchmal trainieren könnte.

Wir trafen Susanne Rüegger im Café Luzia in Cham.

Wir trafen Susanne Rüegger im Café Luzia in Cham.

(Bild: mbe.)

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