50 Fragen an ... EVZ-Spieler Josh Holden

«Mein kanadischster Charakterzug? Ich entschuldige mich dauernd»

(Bild: wia)

Josh Holden ist seit neun Jahren fester Bestandteil des EVZ – wenn auch seit kurzem in einer anderen Funktion. Wir haben den Kanadier mit 50 Fragen gelöchert. Wollten wissen, ob er enttäuscht ist vom neuen Vertrag, was seine Töchter von seiner aggressiven Spielweise denken und was auf seinem Nachttisch liegt.

Der langjährige EVZ-Spieler Josh Holden hat kürzlich seinen Vertrag mit dem Club um ein weiteres Jahr verlängert. Doch nicht wie bis anhin wird der Kanadier bei der ersten Mannschaft mitspielen, nein, zur Verblüffung vieler spielt Holden nun für die NLB. Dort wird er auch eine inoffizielle Trainerfunktion übernehmen. Einen Termin für das durchaus lange Interview finden wir erstaunlicherweise schnell. Und als er uns begrüsst, wissen wir auch weshalb. Aktuell fällt für ihn das Hockeytraining aus. Der linke Arm des Kanadiers liegt, fest eingebettet, in einem Gestell.

1. Ui, was ist denn mit Ihnen passiert?

Ich hatte schon lange Schmerzen in den Schultern und war vor einigen Wochen endlich beim Doktor. Er riet mir, gleich die Bänder operieren zu lassen. Was genau kaputt war, kann ich nicht erklären, doch es kamen mehrere Sachen zusammen. Der Arzt befand jedenfalls, dass ich wohl die nächste Saison nicht mehr fertig gespielt hätte, ohne diese Operation.

2. Während Ihrer ganzen Hockey-Karriere waren Sie noch nie so lange an einem Ort wie nun in Zug, wohin Sie 2009 kamen. Was denken Sie beim Gedanken daran, in 20 Jahren noch immer hier zu sein?

Das wäre perfekt. Bevor ich in Zug war, habe ich innert zehn Jahren in 13 Städten gelebt. Das war schon hart für meine Familie und mich. Als Sportler lebt man immer mit dem Risiko, dass man plötzlich entlassen wird und umziehen muss. Mit dem Vertrag für ein weiteres Jahr haben wir nun die Chance, einen Weg zu finden, um zu bleiben. Das ist grossartig.

3. Dann können Sie sich jetzt also für einen Schweizer Pass bewerben?

Genau. Ende Juli sind wir ganze zwölf Jahre in der Schweiz und dann werden wir uns für den Schweizer Pass bewerben. Die Kinder hätten zwar bereits jetzt alle Forderungen erfüllt, doch uns ist wichtig zu zeigen, dass wir alle als Familie hier bleiben möchten. Wie lange der Prozess dann dauert, ist noch unklar. Das kann zwischen einem halben Jahr bis hin zu mehreren Jahren dauern.

«Ich will nicht, dass wir als laute Nordamerikaner wahrgenommen werden.»

4. Welches Kriterium, das Sie für die Einbürgerung erfüllen müssen, bereitet Ihnen am meisten Sorgen?

Auf jeden Fall die Sprache. Mein Deutsch ist eine Mischung zwischen Hoch- und Schweizerdeutsch. Es wäre toll, mich in einer ordentlichen, selbstbewussteren Weise auszudrücken. Doch sobald ich Deutsch reden muss, werde ich richtig nervös.

5. Wie gut ist denn Ihr Deutsch auf einer Skala von 1 bis 10 aktuell?

Er lacht. Hm. Ich würde sagen, bei 3. Meine drei Töchter, die inzwischen 12, 14 und 16 Jahre alt sind, reden fliessend Deutsch. Und meine Frau und ich haben früher einmal Unterricht genommen. Heute lernen wir im Selbststudium mit verschiedenen Sprach-Apps. Aber es dauert schon noch etwas, bis wir das nötige Sprachniveau haben, das für die Einbürgerung verlangt wird.

6. Was ist Ihr Lieblingswort auf Schweizerdeutsch?

Slackstangl. Wir brauchen einen Moment.

7. Ach so, Schläckstängel! Ja, tatsächlich ein lustiges Wort. Apropos lustig: Können Sie uns einen Witz erzählen?

8. Welche typischen Schweizer Eigenschaften haben Sie sich mittlerweile angeeignet?

Einerseits die Strukturiertheit. Der Zug fährt pünktlich, die Sitzungen finden dann statt, wann sie angesagt wurden. Auch respektiert man hier Regeln und Autoritäten. Das schätze ich. Anderseits ist mir aufgefallen, dass ich sehr bedacht bin darauf, nicht negativ aufzufallen. In Arizona, wo meine Frau herkommt, fallen mir manchmal mexikanische Einwanderer auf, die sich etwa im Shoppingzentrum sehr laut auf Spanisch unterhalten, während ihre Kinder im Laden herumrennen. Ich habe deshalb gelernt, mich etwas zurückhaltender und respektvoller zu verhalten. Ich will nicht, dass wir als laute Nordamerikaner wahrgenommen werden.

9. Sie haben drei Töchter. Möchten die auch Hockeyspielerinnen werden?

Tatsächlich interessiert sich die Jüngste für den Sport. Doch um ehrlich zu sein: Für mich als Vater ist es schöner, wenn ich ganz unvoreingenommen an die Sport- und Musik-Anlässe meiner Mädchen gehen kann, ohne zu sehr involviert zu sein. Mein Stiefsohn Cody, der heute in den USA lebt, spielte eine Zeit lang in Zug bei den Junioren A. Und ich glaube, dass ich mich damals zu wenig wie ein Vater und zu sehr wie ein Coach verhielt. Das möchte ich mit meinen Töchtern nicht wiederholen. Doch ich habe meine jüngste Tochter letzthin Unihockey spielen sehen, und sie ist wirklich gut. Naja, wer weiss. Aber ich möchte wirklich nicht, dass meine Kinder das Gefühl haben, dass ich sie zum Hockeyspielen dränge.

10. Was sind Ihre Ziele für die nächsten 10 Jahre?

Nächstes Jahr werde ich sicher noch spielen dürfen. Daneben bin ich Teil des Coaching Teams, was mir wiederum eine Türe für die Zukunft öffnen könnte. Offensichtlich werde ich in einigen Jahren aufhören zu spielen, und dann – wenn alles perfekt läuft, und wir dann immer noch in Zug sind – kann ich mir gut vorstellen, bei der Förderung der Jugend weiterzuarbeiten. Sei das bei der EVZ Academy oder in Cham im neuen Sportzentrum. In diesem Bereich könnte ich etwas von dem zurückgeben, wovon ich selber lange profitiert habe.

«Nach den Spielen gehe ich nach Hause zu meiner Frau und meinen drei Mädchen. Das ist weder aggressiv noch sehr männlich.»

11. Was ist der grösste Unterschied zwischen dem Josh Holden auf und dem Josh Holden neben dem Eis?

Eishockey ist ein emotionales Spiel und soll deshalb auch unterhaltend sein. Dazu gehört neben dem Schiessen von Toren auch, dass es zwischendurch Ärger und Aggressionen gibt. Doch nach dem Spiel gehe ich jeweils nach Hause zu meiner Frau und meinen drei Mädchen. Das ist weder aggressiv noch sehr männlich. Er lacht.

12. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass Sie zwar einen neuen Vertrag beim EVZ erhalten, dieser jedoch anders aussieht als bisher. Wie ging das vor sich?

Die Organisation erklärte mir gleich zu Beginn, dass ich während der kommenden Saison nicht als einer der vier Importe eingesetzt würde. Im gleichen Atemzug jedoch erklärten sie, dass man mich unbedingt behalten wolle, und fragte mich nach meiner Meinung. Das schätzte ich sehr. Klar, war ich im ersten Moment etwas getroffen, doch dann freute ich mich darüber, dass der EVZ noch immer auf mich zählen möchte und mich als Teil des Vereins sieht. So haben wir angefangen zu brainstormen, welche Möglichkeiten es für mich geben könnte. Bis wir uns geeinigt haben, dass ich quasi als fünfter Ausländer bei der NLA eingesetzt werden sollte, falls dort einer ausfällt. Ich muss also entsprechend fit bleiben. Gleichzeitig kann ich in der NLB mit den jüngeren Spielern zusammenarbeiten.

13. Und wie geht’s Ihnen nun, nachdem Sie während neun Jahren in Zug bei der NLA gespielt haben?

Ich bin nicht traurig oder enttäuscht darüber, doch es ist sicherlich eine neue Situation. Ich bin gespannt, wie die Jungen auf mich alten Spieler reagieren werden. Grundsätzlich freue ich mich sehr darüber, mit einem neuen Team zu spielen und den Jungen dabei zu helfen, irgendwann in der NLA spielen zu können. Veränderungen wie diese tun mir gut, denn sie halten mich jung.

14. Sehen Sie diese Vorbereitung der Jungen auf die NLA als Ihre Hauptaufgabe im kommenden Jahr?

Auf eine Art schon. Sicher geht es nun darum, vom Coach zu lernen. Gleichzeitig möchte ich im Team eine Vorbildfunktion einnehmen. Sowohl auf als auch neben dem Eis. Ich hoffe, dass die anderen sehen, wie viel harte Arbeit es braucht, um lange auf hohem Niveau Hockey zu spielen.

15. Wird diese neue Rolle eine Art Vaterfigur darstellen für einige der Spieler?

Ähm. Ich würde meine Rolle eher als die eines älteren Freundes umschreiben. Ich werde nicht dort sein, um den Jungs zu sagen, was sie zu tun haben, sondern eher, um sie bei der Verbesserung ihres Spiels zu unterstützen.

«Ich möchte nicht sagen, dass ich meine Sanktionen unfair fand. Eher war ich verwundert über diese Uneinheitlichkeit bei Bestrafungen.»

16. Aktuell sind Sie gerade wieder verletzt. Ist es für Sie schwierig, wenn Ihnen die Endlichkeit Ihrer Karriere vor Augen geführt wird?

Während den letzten paar Jahren habe ich mich auf diese Situation vorbereitet. So habe ich begonnen, nur noch jeweils ein Jahr nach vorne zu blicken, und dann in diesem Jahr zu beweisen versucht, dass ich die Leistung noch immer bringen kann. Hätte ich das letzte Saison nicht bewiesen, wäre ich jetzt wohl kein Spieler mehr. Und ich habe noch immer das Gefühl, dass ich noch einiges zu geben habe. Klar werde ich etwas traurig, wenn ich daran denke, irgendwann aufzuhören. Doch in solchen Momenten erinnert mich meine Frau immer wieder daran, dass es sich nicht lohnt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Viel eher muss ich raus aufs Eis, um dort so viel Spass wie möglich zu haben.

17. Ihre Frau scheint sehr unterstützend zu sein.

Ja, meine gesamte Familie unterstützt mich enorm. Bei uns dreht sich alles irgendwie ums Hockey. Das beginnt beim Essen und hört damit auf, dass sich die Mädchen besonders ruhig verhalten, wenn ich vor den Spielen Ruhe brauche. Er hält kurz inne. Sie sind sehr, sehr grossartig.

18. Auf dem Feld kennt man Sie als «Bad Guy», der häufig foult und unnötige Härte anwendet. Vor zwei Jahren wurden Sie für acht Spiele in Folge gesperrt, wegen eines Fouls, für das andere Spieler wohl weniger hart bestraft worden wären. Fühlen Sie sich in solchen Fällen unfair behandelt?

Es ist mir klar, dass man die Konsequenzen tragen muss, wenn man Fehler macht. Auch wenn es nicht meine Absicht ist, jemanden bewusst zu verletzen. Dennoch sah ich zwischendurch andere Spieler, die für dieselben oder schlimmere Vergehen nur für zwei Spiele gesperrt wurden. Ich möchte nicht sagen, dass ich das unfair finde. Eher war ich verwundert über diese Uneinheitlichkeit bei Bestrafungen. Das kann einem schon schlaflose Nächte bereiten.

19. Während der letzten zwei Jahre scheint sich jedoch eine Veränderung in Ihrem Spiel abgezeichnet zu haben.

Ja, beim letzten solchen Fehler habe ich Tommi Santala mit einem Stockschlag die Hand gebrochen. Ich war zu hundert Prozent verantwortlich dafür, und die Auswirkungen meiner Handlungen haben mir sehr leid getan. Das hat meinen Zugang zum physischen Spiel verändert.

20. Also ist es nicht Harry Kreis’ Verdienst, dass Sie weniger aggressiv spielen?

Vielleicht hat auch Kreis damit zu tun. Er ist ein sehr ruhiger Typ, der nur spricht, wenn er etwas zu sagen hat. Wenn er aufbrausend wäre, würde sich das auch aufs Team auswirken und man würde automatisch aggressiver spielen. Harry ist da sehr fokussiert und ruhig.

«Privat bin ich kein Bösewicht. Ich renne nicht rum, bin aggressiv und mache Dinge kaputt.»

21. Stört es Sie, wenn Sie von den Medien oder von Hockeyfans als «Bad Guy» betitelt werden?

Nur, wenn die Leute die Situationen, die es im Eishockey gibt, mit meiner Persönlichkeit verbinden. Ich habe auf dem Eis nie versucht, den «Bad Guy» zu markieren. Ich versuche, etwas emotional und einschüchternd zu spielen. So habe ich es gelernt. Aber privat bin ich kein Bösewicht. Ich renne nicht rum, bin aggressiv und mache Dinge kaputt.

22. Wie haben Ihre Kinder reagiert, als Sie für mehrere Spiele gesperrt wurden wegen unnötiger Härte?

Viele Tränen wurden vergossen. Diese Unsicherheit, nicht zu wissen, wie hoch meine Strafe ausfallen wird, hat bei mir sehr viel Stress verursacht. Klar habe ich das versucht vor meinen Kindern zu verheimlichen, doch sie haben natürlich gemerkt, dass etwas los war. Schliesslich war ich häufiger zuhause.

23. Also keine Zurechtweisungen, dass Sie doch bitte netter spielen sollen?

Nicht wirklich. Ich habe immer versucht zu erklären, was passiert ist. Und ich hab die Strafen anzunehmen versucht, daraus zu lernen. Und vielleicht konnten auch meine Töchter etwas lernen daraus, denn im Leben macht man Fehler, und auch meine Kinder werden Fehler machen, wenn sie grösser sind.

24. Verlieren Sie manchmal privat die Beherrschung?

Früher ja, heute weniger. Ich denke, das hat sich vor einigen Jahren wegen meiner Ernährungsumstellung geändert.

Wir wollen natürlich mehr darüber wissen.

Früher drehte sich meine ganze Ernährung um Pasta und Steaks. Vor einigen Jahren hat meine Frau einen Kurs über ganzheitliche Ernährung gemacht. Es geht darum, jedes Lebensmittel so nah am ursprünglichen Zustand zu essen wie nur möglich. Also idealerweise isst man die Karotte gleich, nachdem sie aus dem Boden kommt. Gleichzeitig geht es darum, dass der Magen quasi das zweite Gehirn ist. Haben wir Angst, spüren wir das auch im Magen. Die Analogie dazu: Womit man den Magen füttert, füttert man gleichzeitig auch dem Gehirn. Ich denke, diese Umstellung hat geholfen, um weniger gereizt und fokussierter zu sein.

«Vor jedem Spiel sprechen wir ein kleines Schutzgebet. Dafür, dass wir innere Ruhe haben und dass niemand verletzt wird.»

25. Vor sechs Jahren haben Sie in Zug mit dem EVZ gegen die New York Rangers gespielt – und 8 zu 4 gewonnen. War das Ihr spektakulärster Match bisher?

In Zug war das sicher mein prägnantester Match. Insbesondere, weil wir hier kaum je auf NHL-Mannschaften treffen. Bei diesem Spiel war die Stimmung so gut, dass wir bereits im Umkleideraum wussten, dass wir gewinnen würden. Wir konnten den Leuten zeigen, dass wir hier genauso talentiert und schnell sind wie die Nordamerikaner. Ausserdem mag ich Playoff-Spiele, in denen bis zur letzten Sekunde noch offen ist, wer gewinnen wird. Wie etwa jenes Spiel kürzlich gegen Genf.

26. 2012 gewannen Sie mit dem kanadischen Team am Spengler Cup die Goldmedaille. Seit Längerem haben Sie jedoch nicht mehr daran teilgenommen. Warum?

Ja, die Kanadier rufen jedes Jahr an, um zu fragen, ob ich mitmachen will. Und Nein zu sagen, ist wirklich schwierig, da normalerweise nur NHL-Spieler mitmachen. Nun jedoch kommt mein Schwiegervater regelmässig über Weihnachten aus den USA zu Besuch. Ausserdem ist das die einzige Zeit, in der ich fünf Tage am Stück frei habe und wir als Familie auch mal verreisen können. Deshalb habe ich in den letzten Jahren immer abgesagt.

27. Nun zu etwas komplett anderem. Glauben Sie an Gott?

Ja. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen. Vor jedem Spiel sprechen wir ein kleines Schutzgebet. Dafür, dass wir innere Ruhe haben und dass niemand verletzt wird. Sowohl bei meinen Teammitglieder als auch bei den Gegnern.

28. Wie sieht ein normaler Sonntag bei Ihnen aus?

Das kommt darauf an, ob ich am Abend vorher ein Spiel hatte. Wenn ich spät von Auswärtsspielen nach Hause komme, schlafe ich normalerweise aus. Sonst gehen wir manchmal in die Kirche, manchmal geniessen wir auch ein paar Stunden im Starbucks und trinken Kaffee.

Mit ernster Miene zeichnet sich der Eishockeyspieler selber. Sein Ziel dabei: Sich möglichst sanftmütig darzustellen.

Mit ernster Miene zeichnet sich der Eishockeyspieler selber. Sein Ziel dabei: Sich möglichst sanftmütig darzustellen.

(Bild: wia)

29. Können Sie ein Bild von sich zeichnen?

Sicher. Sie dürfen aber nicht lachen. Nein, versprochen. Und ohne zu zögern zeichnet Holden los. Hochkonzentriert und während mehrerer Minuten. Bis dieses Meisterwerk entstanden ist.

Josh Holden by Josh Holden.

Josh Holden by Josh Holden.

Ich hab versucht, mir weiche Augen zu zeichnen, keinen aggressiven Blick. Er lacht.

30. Was liegt auf Ihrem Nachttisch?

Ein IPad und Kopfhörer. Die brauch ich nachts, sonst krieg ich Ärger mit meiner Frau. Zwei Fläschchen mit ätherischen Ölen, eines mit Lavendel, um besser einschlafen zu können, und Pfefferminz, um wach zu werden. Und dann noch ein paar Artikel über Wein, die ich ausgedruckt habe.

31. Dann erübrigt sich ja die nächste Frage: Wein oder Bier?

Wein. Zu 100 Prozent.

32. Wie kamen Sie zu dieser Affinität?

Ehrlich gesagt, begann das vor sieben Jahren, als wir zum Nachtessen eingeladen waren. Und zum guten Fleisch wurde uns ein wunderbarer Castello Luigi aufgetischt, ein Tessiner Merlot. Ich war hingerissen, und ab da begann ich mich intensiv mit dem Thema Wein zu befassen. Vor allem möchte ich den Leuten zeigen, dass man für relativ wenig Geld sehr guten Wein kaufen kann.

«Ich schätze es, wenn die Leute nicht stehenbleiben und starren.»

33. Wenn Sie in Zug unterwegs sind und die Leute erkennen Sie nicht, sind Sie da eher froh oder beleidigt?

Sehr froh. Zug ist nicht sehr gross. Ich schätze es, wenn die Leute nicht stehenbleiben und starren.

34. Wie viele Zähne haben Sie durchs Hockeyspielen verloren?

Ganze Zähne glücklicherweise nur zwei. Meine Vorderzähne.

35. Und wie viele Minuten Ihres Lebens sassen Sie bisher auf der Strafbank?

Er lacht.  Oh je, ich weiss es nicht. Zu viele. Ich will es gar nicht wissen. Durchschnittlich habe ich bestimmt 100 Strafminuten pro Saison kassiert. Und vorletztes Jahr waren es nur etwa 20. Sehen Sie, ich bin überhaupt kein «Bad Guy». Er lacht.

36. Wenn Sie Ihre Wohnung überstürzt verlassen müssten – Ihre Familie ist in Sicherheit –, welche drei Objekte würden Sie mitnehmen?

Er denkt nach. Ich weiss es nicht. Ich denke, ich würde den Computer mitnehmen, da sind nämlich alle Fotos drauf. Moment. Ist unser Hund in Sicherheit?

Hm. Der gehört zur Familie.

Ok. Hm. Kann ich den Weinkühlschrank mitnehmen?

Wenn Sie ihn tragen können …

Ja, ohne Schulterverletzung könnte ich das. Also gut. Ich nehme den Kühlschrank mit beiden Händen und lege den Computer obendrauf.

Er macht eine lange Pause, lacht, und sagt:

Und unsere Schweizer Pässe.

37. Starbucks oder das kanadische Pendant Tim Hortons?

Tim Hortons!

38. Wovor haben Sie Angst?

Höhe. Ich hasse es nur schon, wenn meine Mädchen in der Nähe eines Abgrunds stehen. Ausserdem Tsunamis; ich könnte niemals in Kalifornien leben. Und vor dem Fliegen. Früher hatte ich überhaupt keine Flugangst, wir waren ja die ganze Zeit mit den Teams unterwegs. Heute braucht es nur minimale Turbulenzen und ich bin schweissgebadet.

39. Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Richtig geweint? Wahrscheinlich beim Tod meines Vaters. Ansonsten, am Ende der Saison. Aber das war eher ein Ausdruck der vielen Emotionen.

40. Und in welchen Situationen lachen Sie?

Ich lache häufig. Ich sage meiner Frau oft, sie solle froh sein, dass ich so lustig bin. Ansonsten beispielsweise in der Umkleidekabine. Ich sitze gegenüber Reto Suri – oder besser gesagt, sass. Dieses Jahr wohl kaum. Er lacht. Jedenfalls habe ich ihn die ganze Zeit zum Lachen gebracht.

41. Was stört Sie an sich selber?

Meine Zähne.

42. Sind Sie ein guter Vater?

Ich hoffe es. Eigentlich müssten Sie meine Kinder fragen. Jedenfalls versuche ich ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen, besonders meiner jüngsten. Da ist Mathe einfacher.

«Mein kanadischster Charakterzug? Ich entschuldige mich die ganze Zeit.»

43. Was wollten Sie schon immer machen und haben es bis jetzt immer verschoben? Ausser natürlich, Deutsch zu lernen.

Da gibt es zwei Dinge. Einerseits eine Safari in Südafrika. Anderseits würde ich sehr gerne China sehen. Und zwar von Süden bis Norden.

44. Was machen Kanadier besser als Schweizer? Und sagen Sie bloss nicht Eishockeyspielen.

Er lacht laut. Und überlegt dann sehr lange, bis er sehr schüchtern fragt:

Sind wir offener?

Das sind sie tatsächlich, die Kanadier. Wir lassen die Antwort gelten.

45. Sind Sie ein guter Tänzer?

Ich denke schon.

46. Was ist das Beste an Zug?

Eine warme Sommernacht am See.

47. Und das Schlechteste?

Die hohen Lebenskosten.

48. Heimat ist da, wo …

Meine Frau ist. Mit ihr könnte ich überall leben.

49. Was ist für Sie Luxus?

In der Schweiz zu leben. Wirklich. Wir sind gesegnet, hier sein zu dürfen. Ausserdem: Meine Familie in Sicherheit zu wissen. Und dass wir unsere Rechnungen zahlen können.

50. Was ist Ihr kanadischster Charakterzug?

Ich entschuldige mich die ganze Zeit. Heute morgen etwa. Da bin ich meiner Tochter in der Küche in die Quere gekommen. Und innerhalb von zehn Sekunden habe ich mich zweimal für etwas entschuldigt, wofür ich mich gar nicht hätte entschuldigen müssen.

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