Mehr Verlierer als Gewinner in der Stadt Zug?

Auch der VCS Zug nimmt die neue Finanzierungsform für den Stadttunnel zur Kenntnis (zentral+berichtete). Gleichzeitig stellt er aber den Sinn des Bauprojektes in Frage. «Tausende Zuger entlang der Zufahrtsachsen würden von grossen Verkehrsströmen nahezu überrollt», befürchtet Philipp Kisslling für den Vorstand des VCS Zug.

Die Staatswirtschaftskommission (Stawiko) hat für die Finanzierung des Stadttunnels einen neuen Zahlungsschlüssel vorgestellt. Bereits noch in diesem Jahr, wir der Kantonsrat nun über das Jahrhundertprojekt ein erstes Mal debattieren. Die zentrale Änderung der Stawiko gegenüber der Vorlage des Regierungsrates und der Tiefbaukommission, ist die höhere Kostenbeteiligung der Stadt Zug (Neu 120 anstatt 60 Millionen Franken). Begründet wird diese Erhöhung seitens der Stawiko, dass die Stadt Zug in ihren Augen überdurchschnittlich vom Tunnelprojekt profitieren würde.

Es ist unbestritten, dass durch den Stadttunnel ein paar hundert Einwohner der Alt- und Vorstadt von einer Beruhigung profitieren würden. Doch tausende Zuger entlang der Zufahrtsachsen werden von grossen Verkehrsströmen nahezu überrollt. Etwa wohnhafte Personen an der Ägeristrasse, die nach dem Bau des Tunnelsystems mit einer Verdoppelung der Durchfahrten rechnen müssen. Bei der Industriestrasse im Bereich des Metalli werden mit Stadttunnel sogar 24‘000 Fahrten statt 7‘000 erwartet. Es ist deshalb nicht verständlich, wieso die Stawiko von einem Gewinn für die Bewohner der Stadt spricht, wenn zum Beispiel beim Feldhof mit dem Stadttunnel von einer Verkehrszunahme von 80 Prozent gerechnet werden muss.

Nicht einmal das Guthirtquartier, das in den Berechnungen so gut weg kommt, kann sicher sein, dass sie nicht Mehrverkehr erleiden müssen. Die Zufahrt von der Tangente wird über die Industriestrasse erfolgen. Vorgesehen ist den Verkehr von der Industriestrasse auf die Baarerstrasse umzuleiten und dann wieder auf die Industriestrasse. Der Kanton und die Stadt lehnen aber eine Sperrung der Industriestrasse im Bereich Guthirt ab. Damit ist klar, dass der Verkehr den Umweg über die Baarerstrasse gar nicht machen wird.

Mit dem Vorschlag der Stawiko wird jeder Stadtzuger bis zu 12’000 Franken an ein Strassenbauprojekt zahlen, das das Verkehrsproblem nur umlagert und noch vergrössert, statt löst. Die jährlichen Folgekosten sind hier noch nicht mitberechnet.

Der Nutzen des nun vorliegenden Projektes ist für den VCS, wenn überhaupt vorhanden, viel zu klein. Einigen Gewinnern stehen sehr viele Verlierer gegenüber, Verliererquartiere, die heute stark von Familien bewohnt sind. Sollte das Projekt in der kommenden Kantonsratsdebatte nicht grundlegend verändert und verkleinert werden, lehnt es der VCS Vorstand ab.

Philipp Kisslling für den Vorstand des VCS Zug

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