Nach Stromausfall in Hünenberg

Mehr Störche in Zug gesichtet – aber es ist nicht so, wie du denkst

Lebt gefährlich: Ein Storch auf einem Strommast. (Bild: Adobe Stock)

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet in Hünenberg ein Storch für einen Stromausfall sorgte. Bei der Vogelwarte werden dieses Jahr mehr Tiere aus der Region gemeldet. Trotzdem gehen Experten nicht davon aus, dass die Population stark angestiegen ist.

Ein Storch verursacht einen Stromausfall in Hünenberg. Was für die Bewohner ein Ärgernis ist, endete für das Tier tödlich (zentralplus berichtete). Das ist kein Einzelfall, wie Livio Rey von der Vogelwarte Sempach weiss. Die Ornithologen kennzeichnen gewisse Störche und verfolgen deren Schicksal. Bei 19 Prozent der markierten Tiere, die in der Schweiz tot aufgefunden werden, ist ein Stromschlag die Todesursache.

Dem Storch wird dabei seine Grösse zum Verhängnis. «Ein Vogel wird durch einen Stromschlag getötet, wenn er gleichzeitig zwei Strom führende Leiter berührt und es zu einem Kurzschluss kommt», erklärt Rey. «Oder er berührt gleichzeitig einen Strom führenden Leiter und den Strommast. Dann sprechen wir vom Erdschluss.»

Kleinere Vögel wie Krähen, Tauben oder Spatzen haben kaum die Spannweite, um gleichzeitig mit zwei Kontaktpunkten in Berührung zu kommen. So können sie es sich auch auf einer Hochspannungsleitung gemütlich machen, ohne dass etwas passiert. Von Stromschlag betroffen sind hingegen im Prinzip alle Vögel ab Krähengrösse: «Also nicht nur Weissstorch, sondern auch Uhu, Mäusebussard, Waldkauz, Schleiereule und viele weitere Arten», so Rey.

Die alten Masten sind gefährlich

Der Gefahr entgegenwirken kann man, indem man bei Mittelspannungsmasten wo nötig die Abstände zwischen geerdeten und stromführenden Elementen vergrössert. Eine weitere Möglichkeit ist es, Leitungselemente zu isolieren, welche die Vögel mit den Flügeln erreichen können.

Solche Sanierungen werden nur bei Masten gemacht, die für Vögel gefährlich sind. «Also vor allem ältere Masten, die vor Jahrzehnten gebaut wurden, als Stromtod bei Vögeln bei der Wahl der Konstruktion kein Thema war», wie Rey sagt.

Trotz mehr Meldungen: Es gibt nicht mehr Störche

Dass es gerade in Hünenberg zum fatalen Storchenflug kam, überrascht Livio Rey nicht. Die aus Zug gemeldeten Storch-Beobachtungen vom Juli stammen zum grössten Teil aus Hünenberg, vom Feuchtgebiet Maschwander Allmend. Rey ergänzt: «Dabei handelt es sich aber nicht zwingend um Populationen, also brütende Vögel. Im Moment hat es auch viele Durchzügler.»

Im Juli wurden der Vogelwarte «deutlich mehr Störche» aus Hünenberg gemeldet. Rey geht aber nicht davon aus, dass es auch tatsächlich mehr Tiere hat. Stattdessen gibt es – Corona könnte ein Grund dafür sein – mehr Tierbeobachter. «Mit grösster Wahrscheinlichkeit sind die Meldungen auf eine erhöhte Beobachtungstätigkeit zurückzuführen, nicht auf effektiv mehr Vögel», folgert Rey. Der Lockdown hat möglicherweise dazu geführt, dass zurzeit mehr Hobby-Ornithologen unterwegs sind.

Insgesamt steige die Population von Weissstörchen schweizweit an, sagt Rey schliesslich. Dennoch bleibe ihm die Verhinderung von toten Vögeln wegen Stromschlags ein Anliegen: «Auch wenn der Bestand des Weissstorchs ansteigt, sind Stromschlag und Kollisionen mit Leitungen problematisch und die wichtigsten vom Mensch verursachten Todesursachen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Basil Meyer
    Basil Meyer, 02.08.2020, 10:16 Uhr

    Wie schmeckt eigentlich gegrillter Storch?

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