Das droht ohne Klimaschutz

Mehr Hitzetage und Tropennächte in Luzern – weniger Schnee auf dem Pilatus

In der Stadt Luzern klettert das Thermometer künftig öfter über 30 Grad, wenn der Klimawandel ungestoppt foranschreitet. (Bild: wia)

Ohne Klimaschutz gibt es auf dem Pilatus in 40 Jahren nur noch halb so viele «Eistage» unter 0 Grad. Auch in der Stadt Luzern wären die Folgen deutlich spürbar. Das zeigen neue Grafiken des Kantons Luzern.

Der arme Eisbär muss oft herhalten, wenn es ums Klima geht. Doch ist er halt so richtig weit weg. Immerhin aber die Gletscher schmelzen ebenso hierzulande. Dass der Klimawandel auch direkt vor der eigenen Haustür Auswirkungen hat, das verdeutlichen Analysen und Grafiken, die der Kanton Luzern im Rahmen seines neuen Klimaberichts erstellt hat (zentralplus berichtete).

Sie zeigen, welche spür- und messbaren Folgen der Klimawandel im Kanton Luzern hätte, wenn die Gegensteuer ausbleibt. Sie basieren auf den 2018 publizierten Klimaszenarien des National Centre for Climate Services (NCCS) des Bundes. Diese mittels Simulationen berechneten Zahlen vergleichen die sogenannte Normperiode von 1981 bis 2010 mit dem Zustand im Jahr 2060 und 2085 – jeweils mit einem konsequenten Klimaschutz, mit dem die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht und die globale Erwärmung auf 2 Grad begrenzt wird sowie ohne Massnahmen.

Es wird öfter über 30 Grad

Hitzetage sind in diesem winterlichen Januar wohl für viele nur eine blasse Erinnerung. Doch in den letzten 30 Jahren gab es in der Stadt Luzern pro Jahr durchschnittlich sechs Tage, an denen das Thermometer über die 30-Grad-Marke stieg.

Und es werden mehr. Selbst mit einem konsequenten Klimaschutz werden es 2060 mit zwölf doppelt so viele sein. Ohne Massnahmen hingegen rechnet man in vierzig Jahren mit 22 Hitzetagen – im Jahr 2085 sogar mit 35. Nicht berücksichtigt ist in diesen Szenarien der sogenannte Hitzeinseleffekt: In den Städten steigen die Temperaturen stärker aus auf dem Land (zentralplus berichtete).

Die Zahl der Hitzetage würde ohne globalen Klimaschutz deutlich ansteigen. (Bild: Kanton Luzern)

Mediterraner wird es auch nach Sonnenuntergang. In der Stadt Luzern werden es ohne Klimaschutz um 2060 durchschnittlich 5 Tropennächte pro Jahr sein, 2085 sogar 14. Dass das Thermometer nachts nicht unter 20 Grad fällt, gab es bis 2010 nur sehr selten. In Zukunft dürften sogar auf dem Napf und auf dem Pilatus gelegentlich Hitzetage und Tropennächte zu erwarten sein.

Manche mögen sagen: Das ist doch schön, endlich etwas mediterranes Flair in Luzern. Für diejenigen haben wir eine weitere Grafik.

Auf dem Pilatus gibt's weniger Schnee

Im Kanton Luzern sind die Durchschnittstemperaturen seit dem Messbeginn 1871 um rund 2 Grad Celsius angestiegen. Auf dem Pilatus wird es ohne Klimaschutz im Jahr 2060 nochmals 2,5 Grad wärmer werden (im Vergleich zur sogenannten «Normperiode» zwischen 1981 und 2010). Im Jahr 2085 könnte die Temperatur auf dem Luzerner Hausberg sogar um vier Grad klettern.

Was den Klimawandel vielleicht noch anschaulicher macht: Selbst mit einem konsequenten Klimaschutz wird es auf dem Pilatus im Jahr 2060 um 1 Grad wärmer. Die bisherigen Temperaturen lassen sich also nicht mehr einfrieren.

Auf dem Pilatus sorgt der Klimawandel für weniger Tage mit Neuschnee unter frostigen Temperaturen. (Bild: Kanton Luzern)

Das hat vor allem im Winter Folgen: Die Nullgradgrenze steigt und es wird seltener eine weisse Pracht zu bestaunen sein. Auf dem Pilatus, so rechnet man, könnten die Neuschneetage von bislang 96 in vierzig Jahren auf 59 bis 74 Tage sinken.

Auch die kältesten Tage des Jahres gehen zurück. Die sogenannten Eistage, an denen das Thermometer nicht über 0 Grad steigt, verringern sich im Kanton Luzern bis ins Jahr 2060 deutlich. Wurden während der Normperiode in der Stadt Luzern 19 Eistage pro Jahr registriert, wären es ohne Klimaschutz um 2060 noch 7 bis 11.

Trostpflaster: Gemäss dem Kanton Luzern haben die steigenden Temperaturen auch positive Effekte – beispielsweise für den Anbau von Pflanzen und Rebsorten.

Weniger Niederschlag im Sommer ...

Zurück zum Sommer. Der wird nicht nur heisser, sondern auch trockener. In den letzten Jahren kam es hin und wieder vor: Wegen Waldbrandgefahr mussten die 1.-August-Feuerwerke abgesagt werden. Das Raketen-Grounding könnte zukünftig öfter der Normalfall sein, wenn sich das Klima weiter aufheizt. Der Kanton rechnet damit, dass ohne Klimaschutz bis 2060 im Sommer um bis zu 8 Prozent weniger Regen fällt. Die Zahl der Regentage fällt noch stärker. Gleichzeitig verdunstet wegen der steigenden Temperaturen mehr Feuchtigkeit.

... dafür regnet's öfter wie aus Kübeln

Im Sommer regnet es zwar weniger, dafür in anderen Monaten mehr. Laut dem Kanton verteilen sich die Niederschlagsmengen zukünftig gleichmässiger übers Jahr.

Das klingt grundsätzlich gut, aber: Der Trend geht hin zu intensiveren Niederschlägen. Das hat damit zu tun, dass wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann. Der Kanton Luzern geht davon aus, ass diese Entwicklung anhält. «Trotz gleichbleibenden Jahresniederschlagsmengen und abnehmenden Regenmengen im Sommer werden Starkniederschlagsereignisse häufiger und stärker», heisst es im Klimabericht.

Weil es wärmer wird und die Schneefallgrenze steigt, wird es im Winter auch öfter regnen. Das erhöht das Risiko von Hochwasser und Murgängen. Keine Aussagen erlauben die Klimaszenarien laut Bericht hingegen zur zukünftigen Entwicklung von Stürmen, Starkwinden und Hagel in der Schweiz.

Basierend auf diesen Szenarien hat der Kanton Luzern seine neue Klimapolitik erarbeitet. Im Alleingang, so viel ist klar, kann Luzern den Wandel nicht wesentlich bremsen. Wie oft es auf dem Pilatus künftig schneit und wie viele Nächte in der Stadt Luzern tropisch werden, entscheiden auch die Politiker in China, Brasilien oder Brüssel. Mit seiner neuen Klimapolitik will der Kanton Luzern aber sicherstellen, dass vor der eigenen Haustür das Nötige getan wird.

Gib deinen Senf dazu!

Dich interessiert, was Luzern in Sachen Klima unternimmt? Dann kannst du online deine Meinung zum neuen Luzerner Klimabericht beim Kanton deponieren. Hier findest du alle Infos zur sogenannten «E-Mitwirkung», die bis am 7. Mai läuft.

Dieses Video zeigt, wie das neue Tool funktioniert:

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