Der Kanton in Zahlen – der anderen Art

Mehr als jeder zehnte Zuger ist Millionär

In Zug ist ein Porsche quasi ein Volkswagen: 2’243 Fahrzeuge dieser Marke kurven mit einer «ZG»-Nummer durch Zug.

(Bild: flickr.com)

Jedes Jahr publiziert die Kantonalbank ihre statistische Fibel «Der Kanton Zug in Zahlen». Doch während diese eher nüchterne Erkenntnisse liefert, hat zentralplus Zahlen der süffigen Art recherchiert. Zahlen, bei denen der Neid-Faktor nicht zu kurz kommt – bis auf eine.

Zug ist und bleibt eine Stadt des Reichtums. Zwar nicht für alle. Aber Reichtum ist zumindest ein dominierendes Image des Kantons und der Stadt. Cash-City lässt grüssen. Dieser Wohlstand manifestiert sich natürlich auch in einigen markanten Zahlen. Vor allem in Statussymbolen. Und Statussymbol Nummer eins in Zug ist nach wie vor das teure Auto.

1. Der Zuger «Volkswagen» ist der Porsche

Das klingt vielleicht etwas übertrieben. Und doch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der Zuger Volkswagen eigentlich der Porsche ist. Denn wer sich auf Zugs Strassen umschaut, dem fallen die schnellen deutschen Flitzer gar nicht mehr so richtig auf. Sprich: Es fahren so viele Sportwagen herum, dass man sie schon nicht mehr beachtet, selbst wenn so ein Nobelschlitten vor einem im Stau steht.

Wer auf dem Zuger Strassenverkehrsamt nachfragt, erhält den zahlenmässigen Nachweis für diese Beobachtung. Aktuell kurven 2’243 Porsches mit einem ZG-Kennzeichen auf Zugs Strassen herum, das sind immerhin fast drei Prozent aller registrierten Personenfahrzeuge. Im vergangenen Jahr wurden 74’227 Autos in Zug gezählt. Porsche Schweiz hat nicht zufällig seine Zelte in Rotkreuz aufgeschlagen.

Einige hunderttausend Stutz kostet dieser Lamborghini: 35 Autos dieser Marke kurven durch Zug.

Einige hunderttausend Stutz kostet dieser Lamborghini: 35 Autos dieser Marke kurven durch Zug.

(Bild: zvg)

Doch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange der Luxusautoparade in Zug. Denn wie das Zuger Strassenverkehrsamt in einer aufwendigen Recherche extra für zentralplus ermittelt hat, geben noch viel teurere und prestigeträchtigere Schlitten in Zug Gas.

«2016 versteuerten 8’213 Steuerzahler eine Million Franken oder mehr Vermögen.»

Philipp Moos, Steuerverwaltung Zug

Es «röhren» 35 Lamborghinis durch den Kanton Zug sowie 254 Maseratis und 316 Ferraris. Nicht zu vergessen: die 129 Aston Martins. Wäre es angesichts so vieler Bond-Boliden nicht höchste Zeit, mal einen Film über den berühmtesten Agenten der Welt in Zug zu drehen? Regisseur Marc Forster, der das Institut Montana auf dem Zugerberg besuchte, kennt sich aus in Zug und hat bereits 007-Kino-Erfahrung: «Ein Quantum Trost».

2. Millionär beziehungsweise Multimillionär sind 8’213 Zuger

Dass so viele Luxusautos in Zug unterwegs sind, hat natürlich seinen Grund: In Zug haben die Leute mehr Geld als anderswo. Das kann keiner so gut wie Philipp Moos, Leiter Abteilung Natürliche Personen der Steuerverwaltung des Kantons Zug, bestätigen.

«In der Steuerperiode 2016 versteuerten 8’213 Steuersubjekte eine Million Franken oder mehr Vermögen. Dies entspricht rund 10,8 Prozent der 76’201 Steuersubjekte, welche in dieser Steuerperiode im Kanton Zug steuerpflichtig waren», gibt Moos gegenüber zentralplus Auskunft. Wobei ein Steuersubjekt sowohl eine Einzelperson wie auch ein Ehepaar sein kann.

3. Am Pool ist es einem besonders wohl

Diese vielen Zuger Millionäre können sich nicht nur eine schöne Residenz am Zugerhang oder an den Gestaden des Zugersees leisten. Sie lassen es sich auch gutgehen. Stichwort: Statussymbole.

Ein solches ist sicherlich der klassische Swimming-Pool. Doch wie viele fest installierte Innen- und Aussen-Pools gibt es eigentlich im Kanton Zug? Das lässt sich gar nicht so einfach beantworten, obwohl die einzelnen Gemeinden jeden Pool genehmigen müssen. Indes: Nicht alle Gemeinden registrieren die Pools gesondert.

Der grösste Swimming-Pool in Zug, der allen gehört: der Zugersee.

Der grösste Swimming-Pool in Zug, der allen gehört: der Zugersee.

(Bild: woz)

«Aufgrund der internen Erhebungen gehen wir von rund 90 Swimming-Pools in der Stadt Zug aus», sagt Bauchef und Vize-Stadtpräsident André Wicki gegenüber zentralplus. Wobei diese Zahl relativ gering erscheint. Schliesslich hatte die Stadt Zug laut der neuesten Ausgabe von «Der Kanton Zug in Zahlen» 2017 eine Wohnbevölkerung von 30’205 Personen.

Dagegen hatte die Gemeinde – pardon, eigentlich schon Stadt – Risch 2017 «nur» 10’515 Einwohner. Und doch wurden hier sage und schreibe «seit 1975 insgesamt 55 private Poolneubauten und Schwimmteiche bewilligt», wie Stefan Eberhard, Bereichsleiter Baurecht der Gemeinde Risch, mitteilt.

Alles Neureiche? Oder liegt das auch daran, dass Rotkreuz keinen direkten Seezugang hat? In Cham, das direkt am See liegt, gibt es «nur» 25 private Pools. Cham ist allerdings auch ZFA-Nettoempfänger. In Neuheim auf dem Berg sind es gar nur vier Pools, am «Millionärshügel» von Oberägeri dagegen rund 25. Und, man höre und staune: Unterägeri kann sogar ohne «Millionärshügel» mit 27 Pools renommieren.

Das eigentlich Erstaunliche an Zug ist aber vielleicht gerade die Tatsache, dass sich nicht nur Multimillionäre einen privaten Swimming-Pool leisten können. Es gibt nämlich auch Wohnquartiere, die über einen eigenen Tennisplatz verfügen. Oder eben über einen Swimming-Pool.

Siehe das Goldermatten-Quartier, das die Alfred Müller AG in Steinhausen in den unbeschwerten 1970er-Jahren gebaut hat. «In Steinhausen gibt es insgesamt 21 Swimmingpools: Naturpools, Whirlpools und Schwimmbäder», sagt Pascal Iten, Abteilungsleiter Bau und Umwelt der Gemeinde Steinhausen.

4. Hü, hott – die Zuger, ihre Vierbeiner und ihre Spielzeuge

Im reichen Zug lebt so mancher Bauer längst nicht mehr von den Früchten seiner Äcker oder der Milch seiner Kühe – sondern von den Hobbytieren beziehungsweise Freizeitlebewesen wohlhabender Zuger.

Diese leisten sich nämlich ein Pferd und stellen es beim Bauern zu Wohnungsmietpreisen ein. Niederwil bei Cham etwa ist ein gutes Beispiel für einen Bauernweiler, der zum kollektiven Privat-Reitstall mutiert ist – beherbergen dort doch Landwirte die edlen Vierbeiner des Zuger Geldadels.

«Es handelt es sich ausschliesslich um Hobbytiere.»

Kai Caspari, stellvertretender Kantonsveterinär

Laut offiziellen Angaben des Zuger Landwirtschaftsamts werden aktuell im Kanton Zug total 1’002 Pferde gehalten. «Da meines Wissens keines dieser Tiere mehr für die Landwirtschaft eingesetzt wird – abgesehen von ganz wenigen Holzrücke-Einsätzen –, handelt es sich ausschliesslich um Hobbytiere», bestätigt Kai Caspari, stellvertretender Kantonstierarzt vom Amt für Verbraucherschutz. Zum Vergleich: In der Hundedatenbank AMICUS sind knapp 4’800 Hunde für den Kanton Zug registriert.

Rund 1950 Boote am Zugersee waren bis Ende September 2017 beim Zuger Strassenverkehrsamt immatrikuliert.

Rund 1950 Boote am Zugersee waren bis Ende September 2017 beim Zuger Strassenverkehrsamt immatrikuliert.

(Bild: woz)

Zuger Spielzeuge der anderen Art – sprich: Boote – gibt es in Zug auch eine ganze Menge: «Per Ende September 2017 waren 1’950 Boote immatrikuliert», sagt Markus Feer, Leiter des Zuger Strassenverkehrsamts.

5. Schuldenberatung: 93 Zuger haben 5’783’724 Franken minus

In Zug leben aber nicht nur Reiche, sondern auch viele, denen das Geld ausgegangen ist. Das betrifft nicht nur zahlreiche Familien, die jeden Monat mit einem Minus auf dem Konto abschliessen und flehentlich den 25. des Monats abwarten, bis das nächste Gehalt kommt. Nein, es gibt auch Menschen, denen richtig das Geld ausgegangen ist.

«Wir hatten 2017 insgesamt 93 Personen in der Schuldenberatung», sagt André Widmer, Stellenleiter bei den Triangel-Beratungsdiensten der reformierten Kirche im Kanton Zug.

«Die Spannweite der Schulden pro Person beläuft sich auf wenige Tausend bis knapp eine Million Schweizer Franken.»

André Widmer, Triangel, reformierte Kirche Kanton Zug

Deren Schuldensumme belaufe sich auf total 5’783’724 Franken. «Es wäre zu einfach, diese Zahl einfach durch die 93 Personen in der Beratung zu dividieren. Die Spannweite der Schulden pro Person beläuft sich auf wenige Tausend bis knapp eine Million Schweizer Franken», so Widmer. Die gesamte finanzielle Situation – sprich: die Einkommensverhältnisse – sei dabei massgebend.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 07.10.2018, 00:08 Uhr

    Man wartet nicht «flehentlich» auf das nächste Gehalt, sondern «sehnlichst».
    Flehentlich bittet man um etwas, z. B. um Gnade oder etwas zu essen. Oder – wie ich – um besseres Deutsch……

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