Stallgeruch im Wohngebiet sorgt für Ärger

Megger Bauernfamilie fürchtet um ihre Existenz

Die Familie Hofer fürchtet um ihre Existenz, wenn sie keinen Ersatzbau für den Stall finanzieren kann.

(Bild: zvg)

Familie Hofer bewirtschaftet seit sieben Generationen den Hof Hochrüti in Meggen. Nun steht der Familienbetrieb auf der Kippe. Grund: Die Stallungen stehen zu nahe am Wohngebiet und müssen gemäss Kanton abgerissen werden. Für den Betrieb ist das eine Katastrophe.

Der Betrieb Hochrüti in Meggen besteht aus Milchwirtschaft mit 24 Kühen, Schweinezucht mit 20 Mutterschweinen und 500 Hochstammbäumen für Bio-Tafelobst sowie für Most. Die Tiere werden in vier verschiedenen Stallungen gehalten – darunter sind auch Mutterschweine. 

Dies zum Leidwesen von Anwohnern, die in unmittelbarer Nachbarschaft leben. Sie rümpfen über den Geruch des benachbarten Schweinestalles und des Miststockes direkt an der Strasse die Nase und fühlen sich zunehmend belästigt.

Das Resultat: Eine Klage wegen Geruchsemissionen. Als diese geprüft wurde, stellte man fest, dass die Haltung der Mutterschweine bewilligungspflichtig gewesen wäre. «Das habe ich nicht gewusst, schliesslich werden auf dem Hof seit gut 300 Jahren Schweine gehalten», sagt Landwirt Kaspar Hofer.

Auf einer eigens eingerichteten Website schildert die Familie ihre Situation. Dem Text ist zu entnehmen, dass die Dienststelle für Landwirtschaft und Wald zum Schluss gekommen sei, dass Kuh- und Schweinestall umgenutzt werden müssten. Beides befinde sich zu nahe an der Bauzone. Das nachträglich eingereichte Umnutzungsgesuch wurde deshalb abgelehnt.

50 Prozent der Einnahmen drohen wegzubrechen

Der Geruch des Schweinestalls stört die Nachbarn des Hofs Hochrüti, er soll deshalb abgerissen werden.

Der Geruch des Schweinestalls stört die Nachbarn des Hofs Hochrüti, er soll deshalb abgerissen werden.

(Bild: zvg)

Für die Familie ist dieser Entscheid eine Katastrophe. 50 Prozent der Einnahmen würden gemäss Hofer bei einer Schliessung der Ställe wegfallen. Das Aufrechterhalten des Betriebs sei in Frage gestellt.

«Es ist unser Ein und Alles. Wir leben hier einfach, aber glücklich.»

Landwirt Kaspar Hofer

Von Seiten der Gemeinde kann man der Familie nicht entgegenkommen. «Der Kanton hat entschieden, dass die heutige Nutzung nicht bewilligungsfähig ist und wir müssen das umsetzen», sagt Gemeindeammann Hanspeter Hürlimann. Der Entscheid sei rechtskräftig.

«Das ist eine schwierige Situation und macht auch mich betroffen. Wir haben gemacht, was wir im Rahmen des rechtlich Möglichen tun konnten: Wir haben versucht, wenigstens eine gute Lösung mit Übergangsfristen zu finden.»

Gesucht: Ein Darlehen mit langer Laufzeit

Einziger Hoffnungsschimmer für die Familie: Gemäss Kanton könnte an einer anderen Stelle auf dem Gut eine grosse Scheune aufgestellt werden. «Das würde aber über eine Million Franken kosten», sagt Bauer Kaspar Hofer.

Seine Versuche, ein entsprechendes Darlehen mit einer Laufzeit von 50 Jahren zu bekommen, schlugen bislang fehl. Die Familie wendet sich deshalb mit ihrer Website an die Öffentlichkeit und bittet um Spenden.

«Ich glaube nicht daran, dass wir so das ganze Geld zusammenbekommen», meint Hofer. Aber er habe die Hoffnung, dass er jemanden finde, der ihm ein Darlehen mit langer Laufzeit gewähre. «Wir wollen das Geld zusammenbringen, damit unsere Kinder eine Zukunft haben», sagt er. Das Land zu verkaufen, sei keine Option. «Es ist unser Ein und Alles. Wir leben hier einfach, aber glücklich.»

Das Problem: Der sogenannte Kaltluftabfluss

Im vorliegenden Fall laufen mehrere Verfahren im Zusammenhang mit Geruchsemissionen, wie Judith Setz, Sprecherin des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftdepartements sagt. Konkret stelle der Kaltluftabfluss ein Problem dar.

Dabei sinkt die belastete und dichtere Luft zu Boden und fliesst entlang einem Gefälle abwärts. «Damit werden die Geruchsemissionen über den berechneten Mindestabstand hinaus in Richtung unterliegende Wohnhäuser und Wohnzonen verlagert. Dieses Phänomen ist besonders im Sommer am Abend und in der Nacht bemerkbar», erklärt Setz.

Die Berechnung und Beurteilung von Mindestabständen bei Tierhaltungsanlagen sei komplex. «Die einzelnen Verfahren sind noch offen und können erst nach Vorliegen der noch einzureichenden Unterlagenergänzungen abschliessend – aus landwirtschaftlicher und raumplanerischer Sicht – beurteilt werden.»

Alle vier Ställe liegen zu nahe an der Bauzone, wie der Kanton entschied.

Alle vier Ställe liegen zu nahe an der Bauzone, wie der Kanton entschied.

(Bild: zvg)

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10 Kommentare
  • Profilfoto von P_Bucher
    P_Bucher, 26.06.2019, 17:40 Uhr

    Wenn wir schon auf die 300jährige Geschichte zurückschauen wollen, müssten wir rausfinden, wem denn das nun eingezonte Land einmal gehört hat und wer die Millionen verdient hat als dieses Land abparzelliert und verkauft wurde. War das vielleicht sogar ein Vorfahre der Familie Hofer? Jedenfalls war es ein Landwirt, der nun beklagt, dass es in Meggen nur noch 6 Betriebe gibt. Bitte ganzen Kontext betrachten! Wer ein Landstück kauft hat auch gewisse Rechte. Unter anderem, dass die Umweltschutzgesetze durch seine Nachbarn respektiert werden. Es ist schon erstaunlich und erschreckend wie schnell das «Vouch» bereit ist rechtsstaatliche Prinzipien über Bord zu werfen.

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 19.06.2019, 10:56 Uhr

    Was für eine traumhafte Lage dieses Hofes im Steuerparadies Meggen. Oberste Hanglage, unverbaubare Seesicht, Blick auf Pilauts, Rigi und Bürgenstock. Im Hintergrund die schneebezuckerten Urner Alpen. Wer in der Primarschule aufgepasst hat und eins und eins zusammenzählen kann, sieht auf der ersten Blick, dass es hier um Begehrlichkeiten ganz anderer Natur geht! Hier soll Bauland der allerobersten Güteklasse entstehen und satte Gewinne einbringen! So sieht’s nämlich aus!

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 19.06.2019, 08:35 Uhr

    «Alle vier Ställe liegen zu nahe an der Bauzone»!! Also Moment mal! Da kann man sich ja nur noch komplett verwundert und verstört die Augen reiben. Dann wurde die Bauzone im Verfahren zu nahe an die Landwirtschaftszone herangezogen. Der Fehler liegt also bei den Behörden und keinesfalls bei der Familie Hofer und ihrem Betrieb. Das ist ja eine Frechheit sondergleichen! Vielleicht wäre es eine medienwirksame Idee, in Meggen mal die Schweine als Protest durch’s Dorf zu jagen!!

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 19.06.2019, 07:19 Uhr

    Besonders brisant: Die Wohnzone wurde von den schlauen Megger Gemeindebehörden, scheinbar ohne einschlägige Prüfung der Voraussetzungen und Bedingungen, immer weiter Richtung Landwirtschaftszone verschoben. Gemäss meinem Rechtsverständnis müsste also die Gemeinde Meggen vom Kanton Luzern wegen unzulässiger Verschiebung der Zone gerüffelt und zurückgepfiffen werden. Aber wo das Geld hockt, sitzt auch die Macht. Und nun hat man sich halt entschieden, auf die mehr oder minder schutzlose Bauernfamilie Hofer einzuprügeln! Eine Schande!!!

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  • Profilfoto von carlos noname
    carlos noname, 18.06.2019, 22:33 Uhr

    Der Profitgeier stört sich am Stallgeruch, welcher durch den ‹Kaltluftabfluss› (was für ein behördlicher Ausdruck!) problematisch wird! Wo sind wir gelandet! Peinlich.

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  • Profilfoto von Roland Grueter
    Roland Grueter, 18.06.2019, 15:09 Uhr

    Der Bauernhof war bestimmt zuerst da. Die Wohnhäuser folgten. Also was gibt es da zu meckern?

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  • Profilfoto von lulu
    lulu, 18.06.2019, 14:51 Uhr

    Eine Schweinerei! Auch ich rieche zwar nicht gerne Saugülle. Aber ich ziehe nicht in die Nähe eines Schweinestalls….

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 18.06.2019, 07:57 Uhr

    Irgendwelche cleveren, raffgierige Investoren wollen hier an das Land ran – wir reden von Meggen, es ist so sonnenklar und offensichtlich. Und der Kanton dient natürlich, wie immer servil, wenn es um Geld u/o Investoren geht, willfährig als Steigbügelhalter und Bückling dieses Planes und tut, was er kann auf Verwaltungsebene. Pfui!

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 17.06.2019, 20:35 Uhr

    Paradox: Zuerst war mutmasslich sämtliches Land dort Landwirtschaftszone. Wurde Stück für Stück umgezont – für die, die es sich leisten können. Nun stören sich dieselben Grundstücksbesitzer und Häuslebauer ab den Emissionen des Hofes. Das hätten sie sich besser vorher überlegt, bevor sie in die Nähe eines Bauernhofs ziehen! Fam. Hofer verkaufen Sie um Himmel Willen das Land nicht und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.

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  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 17.06.2019, 20:10 Uhr

    Hmm stellt sich die Frage was war zuerst da, der Bauernhof, oder die angrenzenden Wohnhäuser? Überall erleben wir dasselbe, den einen stören die Kuhglocken, den anderen die Geruchsemissionen… Den dritten stört der früh am Morgen krähende Hahn. Ich frage mich hier jetzt, haben diese Gründe auch gestört als man in die Wohnung zog? Oder spielen gewisse Mieter oder Hausbesitzer Strohmann, für jemanden der gerne auf dem Land des Bauern eine Betonwüste errichten möchte?

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