Beschwerde beim Kantonsgericht eingegangen

Mega-Campus in Horw: Architekten legen sich mit dem Kanton an

Die Hochschule Luzern – Technik & Architektur in Horw, wie sie heute aussieht. (Bild: zvg)

In Horw soll ein neuer Campus für angehende Architektinnen und Pädagogen entstehen. Doch bereits beim Architekturwettbewerb sieht sich der Kanton mit Problemen konfrontiert. Junge Architekten fühlen sich ausgeschlossen und wählen in einem offenen Brief harte Worte. Derweil legen die Berufsverbände Beschwerde ein.

Es ist eines der ganz grossen anstehenden Immobilienprojekte des Kanton Luzerns: Bis 2029 soll der Campus Horw erneuert und massiv ausgebaut werden. Für das neue interdisziplinäre Bildungszentrum wird der Kanton Luzern 333 Millionen Franken investieren (zentralplus berichtete).

In Horw entsteht somit neben den heutigen Hochschul-Standorten in Luzern (Bahnhof), Rotkreuz (Suurstoffi), Emmen (Viscosistadt) und Kriens (Südpol) ein weiterer Hauptcampus.

Einerseits wird dort das «Tech» erweitert, also die Hochschule Luzern – Technik & Architektur. Andererseits werden die heute zwölf Standorte der Pädagogischen Hochschule auf dem Areal zentralisiert. Geplant ist zudem ein Innovationspark für Startups, Forschung und Lehre. Die bestehenden Gebäude werden erneuert, aufgestockt und durch Neubauten ergänzt.

«Uns jungen Architekten wird eine Teilnahme am Wettbewerb verunmöglicht.»

Offener Brief

2025 sollen die Bauarbeiten starten. Momentan gleist der Kanton Luzern den Architekturwettbewerb auf. Seit Anfang Juni konnten sich interessierte Teams bewerben,  vergangenen Mittwoch war Eingabeschluss. Im Spät-Sommer sollen schliesslich durch eine Jury vier bis fünf Teams für den Architekturwettbewerb ausgewählt werden.

So lautet der Plan, der nun aber infrage gestellt wird.

Kritik von Verbänden und jungen Architekten

Architekten kritisieren das gewählte Wettbewerbsverfahren. In einem offenen Brief an den Kanton schreibt eine Gruppe von 165 jungen Architekten, die selber in Horw Architektur studiert haben: «Uns jungen Architekten wird eine Teilnahme am Wettbewerb verunmöglicht.» Die Eignungskriterien für die Präqualifikation seien so ausgelegt, dass die junge Generation chancenlos sei.

Auch von den einflussreichen Berufsverbänden kommt Widerstand: Der Bund Schweizer Architekten (BSA Zentralschweiz) und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) haben Beschwerde eingereicht – zusammen mit 18 weiteren Architekturbüros aus der Region.

Die Dienststelle Immobilien des Kantons Luzern bestätigt auf Anfrage: «Gegen unser Vorgehen ist eine Beschwerde beim Kantonsgericht eingegangen.» Man sei derzeit im Gespräch mit den Beschwerdeführern. Der BSA schreibt von «konstruktiven Verhandlungen» mit dem Kanton.

Offenes Verfahren gefordert

Die Kritik der Architekten richtet sich gegen das vom Kanton gewählte Verfahren, das der Bedeutung und Grösse der Aufgabe nicht angemessen sei, wie der BSA auf Anfrage schreibt.

Der Kanton Luzern hat einen einstufigen, nicht anonymen Studienauftrag im selektiven Verfahren ausgeschrieben. Die Verbände und die jungen Architekten fordern stattdessen einen offenen und anonymen Wettbewerb.

Nur ein zweistufiges, anonymes Verfahren würde einen innovativen und vielseitigen Wettbewerb sowie eine breite Diskussion ermöglichen, heisst es im offenen Brief. Zudem sei das Teilnehmerfeld mit vier bis fünf Teams «absolut unangemessen».

Die Dienststelle Immobilien entgegnet: Man habe sich zusammen mit den beiden Hochschulen für das Verfahren entschieden. «Dieses wird der Komplexität der Aufgabenstellung unserer Ansicht nach gerecht.»

Visualisierung der geplanten Überbauung auf dem Campus Horw. (Bild: zvg/Kanton Luzern)

Chancen nur mit Referenzen

Für die Planung und Realisierung des Campus sind Generalplanerteams vorgesehen, bestehend aus Gesamtleitung, Architektur und Bauökonomie, Bauingenieur, Landschaftsarchitektur, Fachingenieure Gebäudetechnik sowie weiteren Spezialplanern. So steht es in der Ausschreibung.

Zudem verlangt der Kanton Luzern für das Verfahren Referenzen für Bauten in ähnlicher Grössenordnung und Komplexität. Dies können junge Architekten selbstredend noch nicht vorweisen. Mitunterzeichner Lukas Heinzer hätte sich explizit einen Startplatz für Nachwuchsbüros gewünscht. «Irgendeinmal muss man schliesslich Referenzen sammeln können», sagt er.

Viele Jahre mit dem Campus befasst

Die Unterzeichner des offenen Briefs fühlen sich durch den Kanton ausgeschlossen, obwohl sie den Bachelor- und Masterstudiengang in Architektur an der Hochschule Luzern absolviert haben. «Wir haben uns bereits intensiv und lange auf das Projekt vorbereitet und uns mit dem künftigen Campus befasst, sagt Lukas Heinzer.

Das wollen die Unterzeichnenden nicht hinnehmen, darum gingen sie an die Öffentlichkeit. «Uns ist wichtig, dass das nicht einfach unter den Tisch gekehrt wird», sagt Heinzer.

Das jetzige Verfahren sorge dafür, dass für öffentliche Aufträge die immer gleichen Büros bevorzugt werden. Es ist aus Heinzers Sicht zwingend, dass man auch jungen Büros eine Chance gibt. «Ansonsten werden wir zukünftig in Luzern keine konkurrenzfähigen Architekturbüros mehr haben.»

Die öffentliche Hand müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Bei einem Campus, an dem künftige Architekten ausgebildet werden, sollen junge Architekten mitbestimmen können.

Volksabstimmung nötig

Ob und wie die Beschwerde den ursprünglichen Zeitplan verzögert, kann die Dienststelle Immobilien im Moment noch nicht sagen. «Über den weiteren Verlauf und allfällige Änderungen beim Terminplan werden wir zu gegebener Zeit informieren.»

Vorgesehen war der gestaffelte Bezug des neuen Campus ab 2029. Das Areal muss in eine neue Sonderbauzone «Campus Horw» überführt werden. Für die Umzonung wird eine Volksabstimmung nötig sein. Frühester Baubeginn ist 2025.

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