Trotz Vertrag kommt er beim EVZ nicht zum Einsatz

McIntyre bloss Lückenbüsser – naht sein Abschied aus Zug?

EVZ-Stürmer David McIntyre versucht sich im ersten Halbfinalspiel gegen zwei Lausanne-Spieler durchzusetzen (vorne Robin Grossmann).

(Bild: EVZ/Fabrizio Vignali)

David McIntyre besitzt als einziger EVZ-Ausländer noch einen Vertrag über die laufende Saison hinaus. Sind aber alle fit, muss jeweils der 32-jährige Kanadier auf der Tribüne Platz nehmen. Die Frage ist darum: Kann es für einen Lückenbüsser eine sportliche Zukunft beim EVZ geben?

Wie es in ihm aussieht, weiss niemand. Aber seine Hockey-Seele wird keine Purzelbäume schlagen, wenn Playoff-Final ist und David McIntyre bloss ein Teil der imposanten Kulisse in der Postfinance-Arena. Erst recht, weil er gar nicht viel falsch gemacht hat. Der Center bringt es in sieben Playoff-Spielen auf zwei Tore und fünf Assists und auf eine Plus-7-Bilanz.

Bei Finalgegner SC Bern, der im ersten Spiel den Heimvorteil mit einem 1:4 verlor, würden sie einen von der Qualität McIntyres wohl mit Handkuss aufs Eis beordern. Einen Punkteschnitt von 0,71 pro Spiel weist beim Qualifikationssieger bloss einer auf: Topscorer Mark Arcobello mit vier Toren und sechs Assists in 14 Spielen. Und er hat erst recht noch eine Minus-4-Bilanz.

Es funktioniert nicht mit dem Trainer

Beim Cupsieger ist McIntyre in seiner dritten Saison mit dem EVZ nur noch Lückenbüsser. Er kam erst im zweiten Viertelfinalspiel zum Einsatz, nachdem sich EVZ-Teamkollege Carl Klingberg zum Playoff-Auftakt gegen Lugano verletzt hatte. Und er profitierte davon, dass Dennis Everberg kurz vor dem vierten aufeinanderfolgenden Viertelfinalsieg der Zuger im Südtessin ausschied und die folgenden vier Halbfinalspiele gegen Lausanne verpasste.

Aber McIntyre war subito wieder überzählig, als der Schwede seine Verletzung auskuriert hatte. Der norwegische Headcoach Dan Tangnes brach dafür sogar ein ungeschriebenes Sportgesetz, wonach man eine siegreiche Mannschaft nie verändern soll (zentralplus berichtete). Der EVZ schaffte aber problemlos den vierten Halbfinalsieg gegen Lausanne und Zugs Cheftrainer hatte also alles richtig gemacht.

Das Verhalten von Tangnes gegenüber McIntyre zeigt klar: Es funktioniert nicht zwischen den beiden. Auch wenn das freilich keiner so in der Öffentlichkeit sagen würde. Dem Vernehmen nach mache McIntyre in des Trainers Augen zu viele Fehlpässe und sinnfreie Strafen. Zudem halte er die Scheibe zu lange am Stock (zentralplus berichtete).

Flynn macht viel Entscheidendes

Von den sechs zur Auswahl befindlichen EVZ-Ausländern haben vier noch keinen Vertrag für die neue Saison. Bei den Schweden Dennis Everberg und Carl Klingberg wird Sportchef Reto Kläy wohl alles daransetzen, um eine Fortführung der Zusammenarbeit zu erwirken. Als Skandinavier sind sie prädestiniert für das Eishockey des Norwegers Dan Tangnes.

Offen ist die Zukunft von Brian Flynn, der bislang in allen zehn Playoff-Spielen der Zuger eingesetzt wurde. Der 30-jährige Amerikaner spielt auffällig unauffällig. Dennoch bewirkt er viel Relevantes. So hat der Center zum Beispiel Lugano mit seinem Siegtor in der zweiten Verlängerung des vierten Viertelfinalspiels in die Ferien geschickt. Und er hat am Donnerstag zum Finalauftakt in Bern mit dem Handschuh einen Schuss von Santeri Alatalo zum zwischenzeitlichen 1:1 abgelenkt.

Kläy hat bei Ausländerwahl einen Lauf

Pontus Widerström ist noch nie eingesetzt worden. Der Schwede ist ohnehin als Verstärkung für die EVZ Academy in der Swiss League vorgesehen, machte aber wegen der Verletzungsmisere unter den EVZ-Söldnern am meisten Qualifikationsspiele in der National League. «Nimmt er unsere Konditionen an, machen wir mit ihm weiter», sagte Kläy schon vor Wochen (zentralplus berichtete).

So wertvoll wie in diesen Playoffs war Zugs amerikanischer Center Garrett Roe noch nie.

So wertvoll wie in diesen Playoffs war Zugs amerikanischer Center Garrett Roe noch nie.

(Bild: EVZ/Fabrizio Vignali)

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich Garrett Roe ab nächster Saison bei den ZSC Lions verpflichtet hat. Noch steht aber die offizielle Bestätigung der Stadtzürcher aus. Obwohl der 31-jährige Amerikaner so gut ist wie noch nie in seiner Zeit beim EVZ und mit sechs Toren und sieben Assists hinter Teamkollege Lino Martschini (fünf Tore und zehn Assists) als zweitbester Playoff-Scorer in der Liga firmiert, wird ihm in Zug niemand eine Träne nachweinen. Seine Verletzungsanfälligkeit scheint zu gross. Gerade im Vertrauen darauf, dass Kläy weiterhin erstklassige Ausländer nach Zug lotsen kann.

Bekannt für unkomplizierte Entscheidungen

Es sieht danach aus, als gebe es unter den aktuellen Voraussetzungen also keine berufliche Zukunft mehr für David McIntyre beim EVZ – trotz gültigem Vertrag bis 2020. «Wir werden uns nach dem Ende der Meisterschaft mit der Zukunft der Ausländer beschäftigen», lässt sich Kläy nicht aus der Reserve locken.

Die Frage ist: Will McIntyre wirklich weiterspielen unter einem Chef, der offensichtlich kein Vertrauen in ihn hat? Seine Lust wird sich in engen Grenzen halten. Für einen Mann mit McIntyres Qualitäten wird es sicher einige Interessenten geben, auch ausserhalb der National League.

Und Sportchef Reto Kläy ist bekannt dafür, dass er unkomplizierte und schnelle Entscheidungen treffen kann. So hat er vor Beginn dieser erfolgreichen Saison Trainer Harold Kreis trotz weiterlaufendem Vertrag zur Düsseldorfer EG in die DEL wegtransferiert und für ihn den hierzulande unbekannten Dan Tangnes geholt. Das könnte sich in den nächsten Tagen als meisterlicher Schachzug erweisen.

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