Zuger Volkswirtschaftsdirektor geht nach 16 Jahren

Matthias Michel tritt zu den Wahlen 2018 nicht mehr an

Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel.

(Bild: mbe.)

Matthias Michel hat die Parteileitung der kantonalen FDP informiert, dass er 2018 nicht mehr zur Regierungsratswahl antreten will. Es sei wichtig, dass jüngere Kräfte die politische Führungsverantwortung übernehmen würden, sagt Michel. Der Jurist will sich beruflich neu orientieren.

Überraschende Neuigkeit: Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel macht als erstes Mitglied der Zuger Regierung seine Absichten für die Wahlen im April 2018 publik. Er will nicht mehr für eine fünfte Amtszeit antreten, hat der Oberwiler seiner Partei in einem Brief mitgeteilt.

Der 54-jährige FDP-Regierungsrat gehört der Kantonsregierung seit 2002 an. Er leitete zuerst die Direktion für Bildung und Kultur. Seit 2007 ist Michel Vorsteher der Volkswirtschaftsdirektion. Die FDP respektiert diesen persönlichen Entscheid, schreibt die Partei in einer Medienmitteilung. Sie verliere aber einen «ausgewiesenen, im Volk beliebten und über die Parteigrenzen hinweg anerkannten Magistraten». 

Weg frei machen

Indem Matthias bereits jetzt auf eine Wiederwahl verzichte, mache er frühzeitig den Weg frei für neue Regierungsratkandidatinnen und -kandidaten in der FDP. Die FDP-Leitung ist bereits im Gespräch mit diversen Mitgliedern, um bis Anfang 2018 für die Regierungsratswahlen Klarheit zu schaffen.

Bis dahin will auch Baudirektor Urs Hürlimann (62), der zweite FDP-Regierungsrat, festlegen und bekannt geben, ob er sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellen will.

«Ich habe einen klaren Entscheid gefällt. Es gibt keinen Grund, diesen lange geheim zu halten.»
Matthias Michel, Zuger Regierungsrat

Matthias Michel informierte am Dienstag zuerst seine Regierungsratskollegen an deren wöchentlicher Sitzung, am Abend dann seine engsten Mitarbeiter.

Zu seinen Motiven, nicht mehr anzutreten, schrieb Michel im Brief an die FDP: «Nach sorgfältigem Abwägen erachte ich die Zeit als reif, mein Regierungsamt mit Ablauf der Legislatur per Ende 2018 zu beenden und auf eine Wiederkandidatur zu verzichten.» Es sei wichtig, «dass neue jüngere Kräfte politische Führungsverantwortung übernehmen».

Michel sagt auf Anfrage, nach so langer Zeit im Regierungsrat sei seine Mitteilung keine Überraschung. Er habe sich das letzte Mal nach 12 Jahren im Amt überlegt, ob er weitermachen wolle. Er kandidierte nochmals – für eine fünfte Amtsperiode – und wurde wieder gewählt. In der Sommerzeit habe er sich nun erneut solche Überlegungen gemacht. «Ich habe einen klaren Entscheid gefällt. Es gibt keinen Grund, diesen lange geheim zu halten», sagt Michel. Er wolle sein Absichten gegenüber seiner Partei und seinen Mitarbeitern früh kommunizieren.

Neue Stelle in Aussicht?

Mit 55 Jahren wolle er sich einer nächsten Etappe mit neuen beruflichen Perspektiven widmen und seine Erfahrungen anderswo einbringen. Hat er denn einen neuen Job in Aussicht? «Nein, es ist noch offen», sagt der Regierungsrat gegenüber zentralplus. Er habe kein Stellenangebot.

Zu seiner grössten politischen Leistung meint Matthias Michel, er wolle zwar noch nicht zurückschauen. Stolz sei er aber zum Beispiel darauf, die Informatik-Hochschule nach Rotkreuz gebracht zu haben.

Was sagt Michels Partei, die FDP?

Warum sich Regierungsrat Matthias Michel gerade jetzt «outet», 2018 nicht mehr kandidieren zu wollen, ist für den Kantonalpräsident der Zuger Freisinnigen, Andreas Hostettler, nicht ganz klar. «Matthias Michel hat sich eben jetzt dazu entschieden.» Auf diese Weise, so der Baarer, würden Michels Mitarbeiter jetzt schon Bescheid wissen, was auf sie zukommt.

«Ausserdem haben wir dadurch Klarheit und wir können uns nun entsprechend vorbereiten, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden», sagt Hostettler. Michels Nachfolger für den Regierungsrat soll im April 2018 nominiert werden.

Gemäss FDP-Kantonalpräsident Andreas Hostettler soll der Nachfolger von Matthias Michel im April nächsten Jahres feststehen.

Gemäss FDP-Kantonalpräsident Andreas Hostettler soll der Nachfolger von Matthias Michel im April nächsten Jahres feststehen.

(Bild: zVg)

Es existiere bereits eine «Longlist» für potentzielle Kandidaten. Wer auf dieser «Longlist» figuriert, dazu will Hostettler derzeit nichts verraten. «Die einzelnen FDP-Sektionen im Kanton Zug werden ihre Leute anfragen und dann Vorschläge machen.»

«Nein, damit wäre ich wohl überfordert.»

Andreas Hostettler, FDP-Kantonalpräsident Zug

Würde Hostettler das Amt des Regierungsrats denn selbst interessieren? Der Baarer lacht und sagt spontan: «Nein, damit wäre ich wohl überfordert. Ich habe jetzt schon mit dem Amt des Kantonalpräsidenten genug zu tun.»

Ob die FDP den frei werdenden Regierungsratssitz bei den Wahlen 2018 überhaupt wieder erobern kann, dazu äussert sich Hostettler zurückhaltend. «Wir wissen, dass die Linken einen zweiten Sitz im Zuger Regierungsrat anstreben, deshalb müssen wir sicherlich einen guten Kandidaten oder eine gute Kandidatin präsentieren.» Am grundsätzlichen Wählerpotenzial für einen Zuger FDP-Regierungskandidaten zweifelt er indes nicht. «Es gibt keinen Grund zur Panik.»

Hat nun die Stunde für Gabriela Ingold geschlagen?

Wer in der FDP Michel nachfolgen könnte, scheint also noch ziemlich offen. Möglicherweise schlägt nächstes Jahr die Stunde für einen FDP-Nachwuchspolitiker. Oder sogar für eine Freisinnige. Vielleicht für Gabriela Ingold aus Unterägeri? Die Treuhänderin und Firmenbesitzerin vertritt bekanntlich stramme liberale Prinzipien und gilt als «Powerfrau«.

«Dazu kann ich jetzt gar nichts sagen, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht», meint Ingold spontan gegenüber zentralplus. «Da wird die Partei das Personenkarussell zum Drehen bringen müssen», ist die Freisinnige überzeugt. Sie selbst hat ja ihre politischen Ambitionen als FDP-Nationalratskandidatin bereits unter Beweis gestellt hat. Zudem ist sie momentan Präsidentin der Staatswirtschaftskommission im Zuger Kantonsrat. Sie wäre also so etwas wie eine Kronfavoritin auf die Nachfolge von Matthias Michel.

«Trotz seinem Amt ist er ein bescheidener Mensch geblieben, was ich sympathisch finde.»

Manuela Weichelt, Frau Landammann der Zuger Regierung

Klar ist dagegen jetzt schon, wer sicher nicht neuer FDP-Regierungsrat wird: Karl Kobelt. «Ich habe mich festgelegt, als Zuger Stadtpräsident zu kandidieren», sagt der Stadtzuger Finanzchef (zentralplus berichtete). Er zeigt sich andererseits überzeugt, dass die FDP im Kanton oder in den Zuger Gemeinden jemanden geeigneten finden werde. 

Und was sagt Frau Landammann Manuela Weichelt zum Rücktritt von FDP-Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel? «Nach 16 Jahren im Regierungsrat und im Alter von 54 Jahren ist es nachvollziehbar, dass er sich beruflich neu orientieren möchte. Trotzdem bedauere ich seinen Rücktritt», meint Manuela Weichelt gegenüber zentralplus. Sie habe Michel als guten Zuhörer und als Teamplayer erlebt. «Trotz seinem Amt ist er ein bescheidener Mensch geblieben, was ich sympathisch finde. Seine ausgleichende Art tat dem Gremium gut.»

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