Luftverschmutzung in der Zentralschweiz

«Massnahmen greifen nicht von heute auf morgen»

Die Messstation Moosstrasse befindet sich an der Kreuzung zur Obergrundstrasse. Hier werden die höchsten Feinstaub-Belastungen in der Zentralschweiz gemessen. (Bild: mag)

Schadstoffe in der Luft können bereits in geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. 2013 wurden in der Zentralschweiz die Grenzwerte beim Feinstaub während rund drei Wochen und beim Ozon ausserhalb von Siedlungsgebieten sogar an über 60 Tagen überschritten. Das seien jedoch «keine Alarmwerte», sagt Rainer Kistler, Leiter des Zuger Amts für Umweltschutz.

Scheint im Sommer tagelang die Sonne, schnellen die Ozonwerte in die Höhe. Wenn sich im Winter dagegen während mehreren Tagen der Nebel an Hügeln und Bergen festkrallt und einen Luftaustausch verhindert, steigt die Feinstaub-Belastung. Erreichen die Konzentrationswerte kritische Ausmasse, wird auf Schweizer Autobahnen beispielsweise Tempo 80 signalisiert. Um die Luftqualität zu kontrollieren, schlossen sich die Zentralschweizer Kantone 1994 zusammen und unterhalten seither ein gemeinsames Messnetz und realisieren Massnahmenpläne. Der Rückblick der Zentralschweizer Umweltdirektoren zeigt: Hohe Konzentrationen von Stickoxiden, Feinstaub und Ozon sind – und bleiben – ein Problem.

«Der Zustand der Luft ist sicher besser als in den 1980er- und 90er-Jahren», sagt Rainer Kistler, Leiter des Zuger Amts für Umweltschutz. Dennoch sei die Lage «nicht unproblematisch», denn: «Die Immissionsgrenzwerte werden teilweise massiv überschritten.» Das könne bei anfälligen Personen gesundheitliche Auswirkungen haben.

Ein Problem sind beispielsweise die Überschreitungen beim Feinstaub. Die Werte sind nur in Gebieten oberhalb von 1000 Metern über Meer in Ordnung. In tieferen Lagen seien sie immer noch weiträumig zu hoch, heisst es in der Mitteilung der Zentralschweizer Umweltdirektoren. Besonders an stark befahrenen Strassen in Städten, aber auch ausserorts wurde der Grenzwert im letzten Jahr an mehreren Tagen überschritten. In städtischen Gebieten wäre eine Überschreitung pro Jahr erlaubt. Die zuständigen Ämter in der Zentralschweiz zählten im letzten Jahr aber deren zwanzig. Damit sei 2013 ein durchschnittliches Jahr gewesen, heisst es weiter.

Keine alarmierenden Werte

Besteht somit nicht Grund zur Sorge? Die Schweizer Grenzwerte seien keine Alarmwerte sondern Vorsorge-Grenzwerte, darauf ausgerichtet, anfällige und empfindliche Personen zu schützen, insofern seien die gemessenen Werte nicht alarmierend. Aber bei hohen Feinstaub-Konzentrationen, die von Verkehrsmitteln und Heizungen verursacht werden, würden vermehrt Atemwegsbeschwerden bei Kindern, schwangeren Frauen und bei älteren Personen auftreten. Eine Studie zeige, dass höhere Feinstaub-Belastungen zu mehr Einweisungen in Spitälern führten. Symptome seien Reizungen der Schleimhäute in Nase und Hals. «Feinstaub ist vor allem in Ballungszentren im Winter ein Problem», sagt Kistler.

«Die Immissionsgrenzwerte werden teilweise massiv überschritten.»

Rainer Kistler, Leiter Amt für Umweltschutz des Kantons Zug

Ebenfalls zur Luftverschmutzung tragen Stickoxide und Ozon bei. Grenzwertige Konzentrationen von Stickoxiden treten meist an verkehrsreichen Standorten auf. Gemäss der Mitteilung besonders betroffen sind zum Beispiel Strassenzüge in der Stadt Luzern; konkret die Obergrundstrasse und Zufahrten zum Bahnhof.

Die Ozonwerte ihrerseits wurden 2013 überall in der Zentralschweiz überschritten. Am häufigsten – und das mag überraschen – in höher gelegenen, ländlichen Gebieten. Der nächtliche Ozon-Abbau, der mithilfe der Stickoxide stattfindet, findet in diesen Regionen nicht statt, da die entsprechende Schadstoffkonzentration tief ist. «Auch hohe Ozonwerte können Symptome auslösen», warnt Rainer Kistler.

Kaum Veränderungen in den letzten Jahren

Gemäss dem Leiter des Zuger Amts für Umweltschutz hätte sich die Qualität der Luft seit dem Jahre 2000 kaum mehr verbessert. Der Grund: Frühere Massnahmen wie die Einführung von Katalysatoren bei Motorfahrzeugen hätten anfänglich zwar zu einer deutlichen Verbesserung geführt. Weil danach aber die Zahl der Fahrzeuge stark zugenommen habe, hätte dies weitere Verbesserungen kompensiert. Als zweites Beispiel nennt Kistler bessere Heizungen, deren Effekt aber durch grössere Wohnflächen weggefressen würde.

Es gebe in der Zentralschweiz ein ganzes Massnahmenpaket, damit sich die Qualität der Luft weiter verbessern könne. Dieses beinhalte Anreize und Vorschriften zur Reduktion der Luftschadstoff- und CO2-Emissionen in den Bereichen Strassenverkehr, Offroad-Fahrzeuge, Industrie & Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft sowie im Gebäudesektor. Rainer Kistler sagt aber: «Die Massnahmen greifen nicht von heute auf morgen. Sie müssen über Jahre konsequent umgesetzt werden.»

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