Vergewaltigungsfall in Emmen

Massen-DNA-Test offenbar erfolglos

Hier am Dammweg in Emmenbrücke riss der Täter das Opfer vom Velo und vergewaltigte es. (Bild: zentral+)

Die Fahndung nach dem Vergewaltiger in Emmen verläuft offenbar nicht erfolgreich: Trotz Massen-DNA-Test fehlt vom Täter jede Spur, meldet die «Rundschau». Dabei war dieser Test offenbar der letzte Strohhalm für die Luzerner Polizei.

Die Fahndung nach dem Täter, der im Sommer in Emmen eine junge Frau vom Velo gerissen und brutal vergewaltigt hatte (zentral+ berichtete), bleibt trotz DNA-Massentest erfolglos. Das heisst es in einem «Rundschau»-Beitrag, der heute Mittwochabend um 20.55 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt wird.

Die Polizei hatte 372 junge Männer zum DNA-Test aufgeboten, die aufgrund ihres Wohn- oder Arbeitsortes einen möglichen Bezug zum Tatort hatten (zentral+ berichtete). Gemäss dem «Rundschau»-Beitrag sind 16 davon nicht zum Test erschienen. Eine Sonderkommission der Luzerner Polizei lasse jedoch nichts unversucht, den Fall aufzuklären – doch trotz der ausgesetzten Belohnung von 10’000 Franken tappen die Ermittler bis heute im Dunkeln.

Staatsanwaltschaft gibt keine Auskunft

Das Opfer ist seit der Vergewaltigung querschnittgelähmt (zentral+ berichtete). Ein Experte kritisiert die Eingrenzungskriterien der Polizei in der Sendung. Der Massen-DNA-Test ist laut «Rundschau» offenbar der letzte Strohhalm für die Luzerner Fahnder. Die Staatsanwaltschaft Luzern gibt zum Ermittlungsstand im Fall Emmen keine Auskunft. Gemäss NLZ will sie aber demnächst über den Stand der Dinge informieren.

Untaugliches Fahndungsmittel: Luzerner Polizei unter Zugzwang

Der erfahrene deutsche Polizeipsychologe und Profiler Adolf Gallwitz hat zahlreiche Massen-Gentests in Deutschland analysiert, heisst es im «Rundschau»-Beitrag. Er sieht Parallelen zwischen den missglückten Massengentests in seiner Heimat und dem Fall Emmen. Gallwitz glaubt, die Luzerner Behörden seien dem grossen Druck der Bevölkerung erlegen.

Prioritär müsste das Opfer «mit allen psychologischen Vernehmungstechniken befragt werden». Stattdessen konzentriere sich die Polizei offenbar auf die DNA-Spur und meine, dies sei «das Wunderheilmittel», so Gallwitz gegenüber der «Rundschau». Das sei eine Möglichkeit, der Öffentlichkeit zu zeigen, die Polizei tue etwas, das sei «Polizeiarbeit zum Anfassen».

Fragwürdige Eingrenzungskriterien

Der Basler Strafrechtprofessor Niklaus Ruckstuhl kritisiert die untauglichen Eingrenzungskriterien, auf welchen in Luzern die 372 Männer aufgeboten wurden. «Wenn ein präzises Profil vom Täter anhand harter Facts wie beispielsweise einer auffälligen Narbe im Gesicht oder einem auffälligen Tattoo vorliegen, ist die Chance gross, dass die Verdächtigen-Gruppe richtig definiert ist», sagt Ruckstuhl in der Sendung.

Im Fall von Emmen seien aber die Eingrenzungskriterien mit dem möglichen örtlichen Bezug zum Tatort untauglich. Der Täter werde so kaum gefunden. Vielmehr glaubt Ruckstuhl, dass Kommissar Zufall, gepaart mit klassischer Polizeiarbeit, zum Erfolg führen werde. «Wenn man ihn findet, dann im Zuge einer anderen Fahndung, einer anderen Deliktsaufklärung, wo es sich herausstellen wird, dass die DNA identisch ist mit der Tatortspur von Emmen.»

FDP fordert neues DNA-Gesetz

Aufgrund des Vorfalls in Emmen fordert der Luzerner FDP-Nationalrat Albert Vitali in einem Vorstoss, dass Phantombilder basierend auf DNA-Profilen möglich werden. Das entsprechende Gesetz soll auf den neusten Stand angepasst werden. «So würde sich die Suche nach den Straftätern enorm erleichtern», sagt er gegenüber 20 Minuten. Die Polizei arbeite heute mit Methoden aus dem letzten Jahrhundert.

Wie die Luzerner Staatsanwaltschaft früher schon sagte, wäre es bei einem Scheitern des Massen-DNA-Tests möglich, dass dieser später auf weitere Personenkreise ausgeweitet wird. Ob dies nun gemacht wird, ist aber unklar.

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