50% der Besucher nehmen ÖV – Frust bei den anderen

Mall: Hupkonzerte statt süsse Weihnachtslieder

Von freien Strassen war an Heiligabend rund um die Mall wohl keine Rede. Auch Inwil ist ein kantonaler Stau-Brennpunkt.

(Bild: giw)

So hatten sich die Kaufwilligen den Heiligabend nicht vorgestellt: Rund 1’500 Fahrzeuge sassen zum Ladenschluss im Parkhaus der Mall of Switzerland fest. Es war indessen nicht das erste Mal, dass die Weihnachtslieder in der Mall durch ein genervtes Hupkonzert übertönt wurden. Was unternehmen die Verantwortlichen gegen das Verkehrschaos?

«Es tut mir selbst leid, dass unsere Mall-Besucher so aufgebracht waren», zeigt sich Werner Schaeppi, Kommunikationsbeauftragter der Mall of Switzerland, bedauernd. Hinzu käme mangelnde Kommunikation, die die Unruhe gefördert hätte: «Sicher hätten die Leute weit mehr Verständnis aufgebracht, wenn wir ihnen den Grund für den Stau hätten mitteilen können.»

Halbstündige Sperrung reichte

Was war passiert? Am 24. Dezember – Heiligabend notabene – sassen rund 1’500 Autofahrer im Parkhaus der Mall fest (zentralplus berichtete). Mit den Nerven am Ende, das gemütliche Familien-Dasein in weiter Ferne, ein ungeduldiger Telefonanruf der Frau, wo man bleibe – so oder ähnlich dürfte wohl für einige Mall-Besucher der Ausflug zu Ende gegangen sein.

Jörn Adler, wohnhaft in Beromünster, stand selbst rund eine Dreiviertelstunde im Stau fest. «Tunnelsperrung heisst für den Verantwortlichen, Verkehrsumleitungen und Informationen an Wartende zu erteilen. Das ist nicht passiert.» Adler zeigt sich sichtlich überrascht und enttäuscht über das Chaos: «Diese Reaktion ist schlicht unprofessionell.» 

Ursache war eine Auffahrkollision zwischen vier Fahrzeugen im Buchrain-Tunnel, erklärt Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei. Diese fuhren aus Richtung Dierikon kommend Richtung Autobahn. Um 16:17 Uhr wurde der Tunnel gesperrt. Dies führte zu einem Rückstau bis ins Parkhaus der Mall. Geöffnet wurde der Tunnel wieder um 16:54 Uhr. Eine halbstündige Sperrung reichte, um den Verkehr rund um die Mall kollabieren zu lassen.

Zwei Hupkonzerte in nur einem Monat

Nicht zum ersten Mal: Bereits Ende November sassen 1’500 Autos im Parkhaus fest. Als Ursachen wurden damals zwei Gründe genannt. Zum einen lasse eine Ampel vor dem Autobahnzubringer A14 jeweils nur rund sechs Autos durch. Zum anderen war das Rondell für die Auf- und Abfahrt im Parkhaus komplett ausgelastet. Hat die Mall daraus keine Lehren gezogen und Massnahmen ergriffen?

«Sicher hätten die Leute weit mehr Verständnis aufgebracht, wenn wir ihnen den Grund für den Stau hätten mitteilen können.»

Werner Schaeppi, Kommunikationsbeauftragter der Mall of Switzerland

«Das ausgelastete Rondell war ein hausgemachtes Problem, welches wir in der Zwischenzeit korrigieren konnten», so Schaeppi. Ab einem bestimmten Zeitpunkt werde auch die Einfahrt für abwärtsfahrende Autos geöffnet, um die Kapazitäten zu erweitern. So können Autos über zwei Ausfahrten das Parkhaus verlassen. Ein Verkehrsdienst wurde errichtet: Auf jedem Stockwerk des Parkhauses befinde sich ein freier Mitarbeiter, der mit Handzeichen signalisiere, dass man – entgegen der Fahrtrichtung – durchfahren kann.

«Bezüglich der Ampel sind wir in Absprache mit der kantonalen Behörde, um die Durchführung steigern zu können», sagt Schaeppi. So soll die Ampel länger auf Grün schalten, damit mehr als sechs Autos durchfahren können.

Welche Massnahmen müssen ergriffen werden?

Und wie soll künftig ein Chaos wie an Heiligabend verhindert werden? «Unfälle passieren nun einmal», so Schaeppi. «Wir wussten nicht, wo das Problem liegt und mussten uns selbst bei der Polizei erkundigen», erklärt er. «Als wir wussten, was los ist, war das Problem fast schon von alleine gelöst.»

Neben den ersten Verbesserungen möchte man an einem effizienteren Kommunikationssystem arbeiten: «Wir werden aufgrund dieser Erfahrung unser Informationssystem für solche Ausnahmesituationen noch optimieren. Zum einen schauen wir, dass Informationen von aussen – zum Beispiel von der Polizei – schneller zu uns gelangen, zum anderen, dass wir die Informationen besser an unsere Mall-Besucher weitergeben können.» So wolle man beispielsweise eine technische Durchsageanlage im Parkhaus anbringen.

«Ich finde es problematisch, aus einzelnen Tagen – unter besonderen Umständen und Bedingungen – eine Verkehrsbilanz zu ziehen.»

Werner Schaeppi

Darüber hinaus möchte man den öffentlichen Verkehr weiter propagieren. Etwa 50 Prozent aller Mall-Besucher reise mit dem öffentlichen Verkehr oder mit dem Velo an. «Diese Zahlen sind sehr erfreulich», sagt Schaeppi. Die Mall beteiligt sich bis zum Jahresende an der Hälfte der Reisekosten der Besucher, die mit dem Zug oder dem Bus angereist sind (zentralplus berichtete). Dass solche Promotionen in Zusammenarbeit mit SBB und VBL künftig wiederholt würden, sei nicht auszuschliessen, so Schaeppi.

Erste Bilanz der Verkehrssituation Ende Januar

Kann er etwas mehr als ein Monat nach der Eröffnung eine erste Einschätzung zu Verkehrsproblemen machen? «Ich finde es problematisch, aus einzelnen Tagen – unter besonderen Umständen und Bedingungen – eine Bilanz zu ziehen», meint er. Die Eröffnung der Mall sowie die Weihnachtszeit gehörten zu absoluten Spitzentagen. «Wir möchten den Normalbetrieb analysieren lassen, um einen aussagekräftigen Rückblick erstellen zu können.» Man werde voraussichtlich Ende Januar erste Zahlen in Bezug auf Verkehr und allfälligen Stauproblemen kommunizieren.

«Wir müssen künftig an einem effizienteren Informationssystem arbeiten.»

Werner Schaeppi

An den Spitzentagen werde tatsächlich eine massive Verkehrsbelastung wahrgenommen, gibt Schaeppi zu. Jedoch herrschte in Ebikon auch schon vorher viel Verkehr, meint der Kommunikationsbeauftragte der Mall. Es sei verständlich, dass Anwohner und Betroffene schnell urteilen und dem neuen Einkaufszentrum in Ebikon die Schuld zuschieben würden.

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