Arbeitskultur beim Kanton wandelt sich

Mal im Homeoffice, mal im Büro: Der neue Alltag in Zug

Seit nicht mehr eine Homeoffice-Pflicht, sondern nur noch eine Empfehlung gilt, sind viele Angestellten ins Büro zurückgekehrt. (Bild: Unsplash/ConvertKit)

Im Kanton Zug arbeitet wieder ein grosser Teil der Verwaltung im Büro – zumindest tageweise. Homeoffice soll zwar weiterhin möglich sein, doch dazu braucht es ein Umdenken in den Köpfen.

Arbeiten von zu Hause aus hat in der Coronapandemie einen enormen Schub erfahren. Mit der Umwandlung der Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung kommen jedoch viele wieder ins Büro. Auch in den Verwaltungen.

«Sehr viele Angestellte sind ins Büro zurückgekehrt», sagt Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP), dem das Personalamt untersteht. «Es arbeiten deutlich weniger Leute im Homeoffice als während des Lockdowns.» 

Ein genereller Zwang an den Arbeitsplatz zurückzukehren bestehe nicht. Beim Kanton Zug entscheiden die Amtsleiter, in welchem Rahmen Homeoffice möglich ist und wie die Zusammenarbeit im Team am besten funktioniert. In der Finanzdirektion zum Beispiel sind laut Tännler viele Hybridlösungen Realität: Die Angestellten arbeiten einige Tage von zuhause aus, andere vor Ort. Das funktioniere bestens, so der Finanzdirektor.

Letztlich hänge es aber von den Funktionen ab, wie viel Homeoffice möglich sei. Juristen etwa könnten gut in den eigenen vier Wänden arbeiten. In der Steuerverwaltung hingegen könne man aus Datenschutzgründen nicht einfach die Dossiers mit nach Hause nehmen und vieles werde noch auf Papier abgewickelt.

Studie zeigt: Auch Verwaltungen können Homeoffice

Bei den Angestellten der Zuger Verwaltung ist Homeoffice jedenfalls beliebt. Das zeigte eine Umfrage bei rund 1100 Mitarbeitern, wie der Kanton im vergangenen März bekannt gab. Mehr Zeit, wegfallender Arbeitsweg, ungestörtes Arbeiten, waren Punkte, die positiv hervorgehoben wurden. Auch die Qualität und Effizienz habe man zuhause mehrheitlich beibehalten können. «Wir haben festgestellt, dass die Vorteile die Nachteile klar überwiegen», hielt Finanzdirektor Heinz Tännler im Frühling fest.

«Wir beobachten ein Umdenken in der Arbeitskultur und gehen davon aus, dass sich Homeoffice auch in öffentlichen Verwaltungen etablieren wird.»

Jana Z’Rotz, Hochschule Luzern

Dass sich Homeoffice in der öffentlichen Verwaltung bewährt hat, zeigte im Frühling eine Studie der Hochschule Luzern. War dieses Modell vor der Pandemie kaum verbreitet, seien Kantons und Gemeindeverwaltung durch die zwangsläufige Umstellung dem Arbeiten von zu Hause aus heute deutlich positiver eingestellt.

«Wir beobachten ein Umdenken in der Arbeitskultur und gehen davon aus, dass sich Homeoffice auch in öffentlichen Verwaltungen etablieren wird – jedoch langsamer als in anderen Wirtschaftszweigen», wird Co-Studienautorin Jana Z’Rotz in einer Mitteilung zitiert. Laut der Studie bietet Homeoffice die gleichen Vorteile für Verwaltungen wie für Unternehmen – etwa eine bessere Work-Life-Balance der Angestellten oder eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber.

Insofern erstaunt es kaum, dass der Trend in Zukunft in diese Richtung weist. Auch der Zuger Regierungsrat hat im März angekündigt, dass Homoeffice über die Pandemie hinaus gefördert werden soll. Die Voraussetzungen für mobiles und flexibles Arbeiten – die gesetzlichen Grundlagen ebenso wie die Infrastruktur – sind laut Tännler gegeben. Doch das alleine reicht nicht aus.

Die Studie der Hochschule Luzern verdeutlicht, dass die Arbeitskultur in öffentlichen Verwaltungen wesentlich dazu beigetragen hat, dass vor der Pandemie kaum im Homeoffice gearbeitet wurde. «Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass viele Verwaltungen von einer Präsenzkultur geprägt sind. Die Vorgesetzten beurteilen die Arbeitsleistung primär aufgrund Anwesenheit und Einsatz vor Ort», so Co-Studienleiterin Jana Z'Rotz weiter.

Work-Smart-Charta wird in Zug zum Thema

Dass ein Kulturwandel nötig ist, dessen ist man sich im Kanton Zug bewusst. Damit das Umdenken in den Köpfen vonstatten geht, ist im Rahmen des Projekts «Digital Zug» eine Person ausschliesslich damit beschäftigt, um Führungspersonen und Mitarbeitende zu schulen und begleiten. Ein entsprechendes Konzept sei aufgegleist, sagt Heinz Tännler, der Regierungsrat werde sich bald damit beschäftigen.

Einige Kantone, zum Beispiel Bern oder Luzern, haben die Work-Smart-Charta unterzeichnet. Damit bekennen sie sich, wie zahlreiche Unternehmen, zum mobil-flexiblen Arbeiten. In Zug wird dies ebenfalls in naher Zukunft zum Thema, wie Heinz Tännler sagt. Eine Vertreterin des Kantons hat sich mit «Work Smart» beschäftigt und werde am nächsten Kaderanlass im Herbst dazu referieren. Damit durch die neue Arbeitskultur ein positiver Aspekt dieser Pandemie über sie hinaus Bestand hält.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Albert Graf
    Albert Graf, 16.08.2021, 10:17 Uhr

    Grundsätzlich ist nur 1 Tag Homeoffice erlaubt, von Flexibilität keine Spur, aber wieder große Töne in der Zeitung 😉 -> zum Thema Homeoffice-Empfehlung, tragisch, wenn man mit so schlechtem Beispiel vorangeht und 90 % der Arbeitnehmer pünktlich zum Ferienende wieder ins Büro holt, ohne Rücksicht auf Verluste 😉 ! Übrigens wäre es mal an der Zeit den Kanton selbst zu kontrollieren, selbst die Empfangsdame im Haupteingang trägt keine Maske 😉 könnte jeder, auch eine Zeitung kontrollieren. Auch werden in den sanitären Anlagen die «Pissoir-sperrungen» nicht eingehalten, aber in Restaurants genau wegen dieser Sache dann groß kontrolliert!

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