Luzern: An der Baselstrasse wird karibisch gekocht

Maisfladen, die wie Frauen behandelt werden wollen

Sabrina und Simon Figuera mit Sohn Daniel.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

An Streetfood-Festivals bilden sich vor ihrem Stand immer lange Schlangen. Jetzt bietet das Ehepaar Figuera neu an der Baselstrasse karibische Brunchs und karibische Abende an. Sie Schweizer, er Venezolaner – da treffen Welten aufeinander, insbesondere beim Frühstück.

Liebevoll formt Simon Figuera (46) aus dem Maismehl-Teig einen etwa zehn Zentimeter grossen Fladen, legt ihn auf die Bratplatte und tätschelt ihn fast schon zärtlich. «Man muss mit den Arepas umgehen wie mit einer Frau: Man darf sie nicht zu fest, aber auch nicht zu wenig fest anfassen», meint der gebürtige Venezolaner lachend, während er die verschiedenen Gerichte für den karibischen Brunch im Kaffee Kind in der Luzerner Baslerstrasse zubereitet. Dabei hilft ihm Daniel – sein 20-jähriger Sohn aus erster Ehe.

«Als wir aus unserer gemieteten Küche in der Bruchstrasse rausmussten, hat es uns sehr gefreut, dass wir im Kaffee Kind untergekommen sind», sagt Sabrina Figuera (34). Gemeinsam bestreiten sie nicht nur seit November den sonntäglichen Brunch, sondern auch einen karibischen Abend am Freitag. Und sie mieten die Kaffee-Kind-Küche für ihre Caterings, die das Paar ebenfalls anbietet.

Beim Reisen kennengelernt – «… wie das so läuft»

Kennengelernt haben sich der gelernte Versicherungskaufmann und die Pflegefachfrau vor zehn Jahren. «Ich habe eine Zeit in Venezuela gearbeitet und habe Simon beim Reisen danach kennengelernt, wie das so läuft», erinnert sie sich lachend. Die ersten zwei Jahre führen die beiden eine Fernbeziehung. Doch die politische Situation in Venezuela wird immer schwieriger, sodass die beiden beschliessen, dass er in die Schweiz zieht.

Simon Figuera in vollem Einsatz.

Simon Figuera in vollem Einsatz.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

«Als Versicherungskaufmann war es für Simon schwierig, eine Stelle zu finden. So arbeitete er als Hilfskoch. Denn er kocht leidenschaftlich gern», erzählt die 34-Jährige. Als eine langjährige Freundin nach einer Reise aus Venezuela zurückkehrt, animiert sie Simon, die Arepa unter die Luzerner zu bringen. «Wir haben damit angefangen, Arepas am Samstagsmarkt in Kriens zu verkaufen», sagt die Pflegefachfrau. Dann kamen Streetfood-Festivals und private Caterings dazu.

In der Küche könnte man meinen, Simon Figuera bereite eine Party vor. Aus dem Radio trällert zum karibischen Brunch passende Musik und der Venezolaner singt laut mit, während er im Pulled Chicken rührt. «Erst hatten wir nur karibisches Essen, aber dann haben wir festgestellt, dass unser Schweizer Publikum, das in der Überzahl ist, auch seinen Zopf will», verrät Sabrina. Nun gibt es also unter anderem Bohnen, Kochbananen, Spiegelei, Pulled Chicken, selbstgemachten Zopf und Konfi – und natürlich Arepas.

«Ich musste mich erst an Bohnen und Spiegeleier zum Frühstück gewöhnen.»

Sabrina Figuera

Das Paar hat sich aufgeteilt: Während er für das Kochen zuständig ist, erledigt sie das Administrative. «Es ist manchmal schon streng, neben den Schichten im Spital noch die Schichtarbeit in der Gastronomie. Und das mit einem dreijährigen Kind. Ohne meine Eltern ginge das nicht», betont die 34-Jährige. Die grösste Herausforderung sei aber die Kalkulation. «Unsere Arbeit zu verkaufen, ist nicht so einfach, das muss man lernen.» Wenn sie mal nicht arbeiten, kochen sie für Freunde oder gehen an Konzerte, sind gern unter Menschen.

Vor allem Schweizer Gäste

Wie gesagt: Die Kundschaft von «I love Arepa» sind meist Schweizer. «Die Südamerikaner kochen das halt selber daheim», erklärt Sabrina. Auch zuhause kocht im Hause Figuera Simon. «Es gibt ja eigentlich nur eine Küche auf der Welt. Alle Länder haben gutes Essen. Ich liebe Pastetli und Älplermagronen», schwärmt Simon. Doch zum Frühstück essen sie Bohnen und Spiegeleier. «Daran musste ich mich erst gewöhnen, doch jetzt schätze ich es, dass das Frühstück so lange hinhält», freut sich Sabrina.

Im Video erklärt das Ehepaar die Geschäftsidee – und Simon Figuera nimmt uns mit in seine Küche:

Seit sechs Jahren baut das Ehepaar Figuera ihre Firma auf. «Ein Restaurant zu eröffnen ist eher nicht unser längerfristiges Ziel. Mit einer Familie ist das sehr schwierig. Ausserdem hat man sehr viele Fixkosten», erläutert Sabrina Figuera. Ihnen gefalle es, Caterings zu machen, Kurse anzubieten und als Störköche unterwegs zu sein. «Wir sind immer noch mit dem gleichen Enthusiasmus daran wie am Anfang», sagt Simon Figuera, während er durch die Küche wirbelt. 

Der nächste Brunch im Kaffee Kind findet am 7. Januar statt, der nächste karibische Abend diesen Freitag.

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