Stadt sorgt sich um den «Anzeiger Luzern»

LZ-Fusion: Luzern sieht Schwächung des Medienplatzes

Nimmt die Vielfalt ab? Politiker sorgen sich um die Pressevielfalt in Luzern.

(Bild: jwy)

Das Joint Venture zwischen Regionalblättern von NZZ und AZ Medien gibt weiter zu reden. Nach dem Kanton äussert sich auch der Stadtrat zur Medienpolitik auf dem Platz Luzern. Vor allem befürchtet dieser den Verlust des wöchentlichen «Anzeigers».

Luzern sorgt sich um seine Regionalblätter, seit die NZZ und die AZ das neue Joint Venture «CH Media» angekündigt haben. Die Fusion der regionalen Medien von NZZ und AZ Medien – von der auch die «Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben betroffen sind – ruft Politiker auf den Plan. Denn wenn immer mehr Medieninhalte aus dem Aargau, aus Zürich oder aus der Ostschweiz geliefert werden, drohten die LZ Medien ihren Bezug zu Luzern zu verlieren, so die Sorgen.

Darum befürchtete vor einigen Wochen bereits der Luzerner Regierungsrat eine redaktionelle und publizistische Schwächung des Medienplatzes Luzern (zentralplus berichtete). Kürzlich hat auch die nationale Wettbewerbskommission angekündigt, das Joint Venture genauer zu prüfen, weil die Gefahr besteht, dass sich auf verschiedenen Märkten eine «marktbeherrschende Stellung» verstärken könnte (zentralplus berichtete).

Besorgt, aber machtlos

Ähnlich äussert sich nun die Luzerner Stadtregierung: Die Pool-Lösung für das überregionale Angebot der NZZ- und der AZ-Gruppe «schwächt nach Ansicht des Stadtrats den Medienplatz Luzern redaktionell und publizistisch», schreibt er in seiner Antwort auf einen Vorstoss von CVP-Parlamentarier Albert Schwarzenbach. Doch wie schon bei der Kantonsregierung drückt auch bei der Stadt zwar die Sorge durch, aber gleichzeitig sei man machtlos, weil Medienpolitik Sache von Bundesrätin Doris Leuthard sei.

«Wir haben als Stadt nicht die Möglichkeit, da einzugreifen.»

Stadtpräsident Beat Züsli

Zwar betreibt die «Luzerner Zeitung» weiterhin eigene Lokalredaktionen, aber nationale und internationale Inhalte werden überregional produziert. Ob so relevante Luzerner Themen künftig immer noch in die anderen regionalen Titel wie «Aargauer Zeitung» oder «St. Galler Tagblatt» finden? «Auf diese Komponente legt der Stadtrat für die nationale Wahrnehmung der Stadt Luzern Wert», heisst es.

Nicht nur schwarzmalen

Stadtpräsident Beat Züsli gibt zu, dass man die fortschreitende Pressekonzentration auf dem Platz Luzern mit Sorge beobachte. «Das ist eine rasante Entwicklung, aber wir haben als Stadt nicht die Möglichkeit, da einzugreifen.» Aber er will auch nicht nur schwarzmalen, gebe es doch gerade im Onlinebereich neue Angebote – Stichworte zentralplus oder Nau.ch.

Kulturinteressiert, aber auch FCL-Fan: der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli.

Stadtpräsident Beat Züsli beobachtet die Luzerner Mediensituation genau.

(Bild: giw)

Der Stadt sind also die Hände gebunden. Was sie dennoch tun kann: «Wir versuchen, alle Medien möglichst gut zu bedienen», so Züsli. Aufgrund der aktuellen Entwicklung will der Stadtrat den Kontakt mit den Medienunternehmen intensivieren. Mit der LZ Medien besteht kein regelmässiger Kontakt, sehr wohl aber regelmässige Treffen mit Medienschaffenden, Medientermine oder Einladungen zu Anlässen. Beat Züsli will die Bedürfnisse der Medien regelmässig abholen, glaubt aber ebenso, dass eine gesunde Distanz nötig sei, «damit Medien unsere Arbeit kritisch beleuchten können».

Mehr Social Media als Lösung?

Gerade in Zeiten der Pressekonzentration ist es für die Stadt zudem wichtig, ihre eigenen Kanäle zu pflegen, das sind das hauseigene «Stadtmagazin», die Website und die Social-Media-Kanäle. Die Informationsabteilung ist auf Facebook und Twitter aktiv, diese Bemühungen haben in letzter Zeit merklich zugenommen.

Der Bereich Social Media wird in Zukunft noch wichtiger werden, um jüngere Zielgruppen direkt zu erreichen. Auch wenn – zumindest solange die LZ Medien ihr heutiges Angebot beibehalten – keine neuen Kanäle dazukommen.

«Anzeiger» ist für Stadt Win-win-Lösung

Für jede Zielgruppe ihren Kanal. Für die älteren Semester dürfte der wöchentliche «Anzeiger Luzern» nicht unwichtig sein, der noch immer das amtliche Publikationsorgan der Stadt Luzern ist und ebenfalls zur LZ-Gruppe gehört. Dieser sei ein wichtiger Teil des Informationsangebots, so der Stadtrat in der Antwort.

Gegenüber dem Kanton hat sich die NZZ-Gruppe «ausdrücklich zur Fortführung einer mit Print, Online, TV und Radio breit gefächerten und lokal verankerten Publizistik auf dem Platz Luzern bekannt», dazu gehöre gemäss Jürg Weber, dem Leiter der Regionalmedien der NZZ-Gruppe, auch der «Anzeiger».

Die Stadt rechnet also weiterhin mit der Gratis-Wochenzeitung, auch weil es aus ihrer Sicht ein guter Deal ist: Sie erhält wöchentlich eine Seite für Mitteilungen, zudem einen monatlichen Beitrag zum Thema Entsorgung und Recycling. Die Stadt entscheidet selbständig über die Inhalte und zahlt nicht mal etwas für die Veröffentlichung. Der «Anzeiger» erhält im Gegenzug eine garantierte Verbreitung in alle Briefkästen der Stadt.

Die Zusammenarbeit sei «eingespielt und äusserst konstruktiv», so der Stadtrat, deshalb erwarte er, dass der «Anzeiger» auch innerhalb der neuen Organisation weiter erscheinen kann und die Stadt die gleichen Konditionen erhält. Auch Beat Züsli bezeichnet diese Zusammenarbeit als Win-win-Situation.

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