Internationale Hochschulrankings

Luzerner Uni fällt durch

Für die Universität Luzern gibt es in internationalen Hochschulrankings keinen freien Platz. (Bild: mag)

Die Universität Luzern kann sich nicht für weltweite Hochschulranglisten qualifizieren. Sie ist im internationalen Vergleich zu klein, zu unbekannt und die Forschung zu wenig produktiv. Damit ist sie international kaum visibel. Das schlechte Abschneiden bereitet Rektor Paul Richli aber dennoch keine Sorgen.

Jedes Jahr zu Beginn des Herbstsemesters veröffentlichen verschiedene Institutionen ihre internationalen Hochschulrankings. Für die ETH Zürich, die EPFL in Lausanne und die Universitäten Genf und Zürich ein erfreuliches Ereignis zum Semesterstart – für andere dagegen ein Frust. Neben den Universitäten Neuenburg und Lugano glänzt auch die Universität Luzern in den Ranglisten einzig durch Abwesenheit. Zum schlechten Abschneiden sagt Rektor Paul Richli ausweichend: «Die Rankings haben für uns keine Priorität.»

Seine Zurückhaltung teilen auch die Schweizer Hochschul-Spitzenpferde. Der Grund dafür sind die Kriterien, die zur Messung der Qualität der Universitäten angewendet werden. Deshalb sind die drei bekanntesten publizierten Rankings der Shanghai Jiao Tong University, von Quacquarelli Sysmonds (QS) und des Magazins Times Higher Education (Times) umstritten.

Gesucht sind Nobelpreisträger

Auch die ETH Zürich übt Kritik an der Art, wie die Ranglisten erstellt werden. Es sei unmöglich, die Qualität einer Hochschule oder eines Departements auf eine Nummer oder einige Kriterien zu reduzieren, schreibt sie in einer Stellungnahme. Das passende Beispiel liefert das Shanghai Ranking. Die Qualität der Ausbildung an einer Universität wird dort daran gemessen, wie viele ehemalige Studierende einen bedeutenden Wissenschaftspreis gewonnen haben. Auch die Qualität des Universitätspersonals wird beurteilt, und zwar anhand der Forschenden, die zum Beispiel einen Nobelpreis erhalten haben. Paul Richli kritisiert: «Hochschulrankings sind immer eine Rückschau und spiegeln kaum die aktuellen Zustände.» Ein weiteres umstrittenes Kriterium im Shanghai Ranking ist die Anzahl «vielzitierter Forscher.» Hochschulforscher Hans-Dieter Daniel bezeichnet gerade aufgrund der Auswahl dieser Kriterien das Ranking als «besonders problematisch.» Die Luzerner Universität schneidet bei diesen Kriterien schlecht ab und hat keine Chance, im Ranking berücksichtigt zu werden.

In der Hochschulwelt zu unbekannt

Schwerer Stand auf dem Schweizer Hochschulmarkt

Als jüngste Schweizer Uni muss sich die Universität Luzern ihren Platz auf dem Schweizer Hochschulmarkt hart erkämpfen. Economiesuisse führte 2012 eine Umfrage bei Schweizer Unternehmen zu den fähigsten Hochschulabsolventen durch. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, geben aber dennoch einen Hinweis auf die aktuelle Situation. Die Universität Luzern liegt abgeschlagen auf den hinteren Rängen, aber immerhin noch vor den Universitäten Basel und Neuenburg. An der Spitze liegen die ETH Zürich, die Universität St. Gallen und die EPFL Lausanne.

Laut Philipp Bauer von Economiesuisse lassen sich aus der Umfrage zwei Schlüsse ziehen. Erstens vermarkteten die Universitäten auf den vorderen Plätzen ihre Absolventen besser und zweitens spiegle die Rangliste den Bekanntheitsgrad der Universitäten wieder. Von den 500 befragten Unternehmen stellten 36 Firmen Absolventen der Universität Luzern ein. Gut 20 Prozent dieser Firmen würden die ehemaligen Unilu-Studenten auch als die fähigsten Absolventen bezeichnen.

Das QS Ranking basiert im Gegensatz nicht nur auf quantitativen Kriterien. Experten und Personalchefs internationaler Unternehmen werden dort zur Ausbildungsqualität von Absolventen befragt. Die Universität Luzern gehört nicht zu den 400 beurteilten Hochschulen. Sie befindet sich zwar auf der Liste, auf welcher Experten und Personalchefs die Hochschulen der eingestellten Absolventen nennen können. Hier hat die Luzerner Uni aber nicht genügend Stimmen erhalten.

Man könne die Hochschulrankings zwar nicht ignorieren, sie hätten aber eine «beschränkte Aussagekraft», sagt Paul Richli diplomatisch. Er fügt zudem an: «Die Geisteswissenschaften haben keine Chance.» Nicht nur, weil diese Fachbereich in den Rankings, die auf Naturwissenschaften ausgerichtet sind, kaum eine Rolle spielen. Im internationalen Vergleich zählt die Universität zu wenige Studierende. Die Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät hat auf 14 Studiengänge verteilt gut 900 Studierende, in der Theologischen Fakultät sind es insgesamt knapp 200 Studierende. 

Luzerner Jus-Absolventen begehrt

Das schlechte Abschneiden in den internationalen Hochschulrankings ist für Rektor Paul Richli kein Problem – nicht nur aufgrund der umstrittenen Ranglisten. «Es ist viel wichtiger, dass Studierende Arbeitsplätze finden», sagt er bestimmt. Dabei verweist er auf die Ende 2012 publizierten Zahlen zur Arbeitsmarktfähigkeit von Absolventinnen und Absolventen der Universität Luzern. Gemäss den Ergebnissen haben diese auf dem Arbeitsmarkt exzellente Chancen.

Die Absolventen erlangten 2006 ihren Masterabschluss und wurden fünf Jahre später vom Bundesamt für Statistik zu ihrer Arbeitssituation befragt. Allerdings ist die Studie auf die Rechtswissenschaftliche Fakultät beschränkt. Diese stellt die Hälfte der zweieinhalb tausend Uni-Studenten. Wie es in den anderen Fakultäten aussieht, ist nicht bekannt. 

Zu wenige Publikationen

Ein weiteres bekanntes internationales Hochschulranking wird von der niederländischen Universität Leiden erstellt. Berücksichtigt werden dort die knapp zweihundert europäischen Universitäten mit der höchsten Anzahl wissenschaftlicher Publikationen. Ludo Waltman, Forscher am Leidener Zentrum für Wissenschaft und Technologie, sagt klar, weshalb die Zentralschweizer Uni nicht berücksichtig wird: «Die Universität Luzern hat zu wenige Publikationen veröffentlicht.»

Der Schwerpunkt der Universität Luzern liegt auch auf der Lehrtätigkeit. Der Rektor bemerkt aber: «Wir wollen die Forschung stärken. Einen Professor mit Weltrang haben wir nicht, dafür aber gute junge Forscher, die international Furore machen.» Können Mitarbeiter über Forschungsprojekte vom Nationalfonds hohe finanzielle Beiträge generieren, wird dies von der Universitätsleitung mit einer Reduktion der Lehrtätigkeit honoriert, damit mehr Zeit in die Forschung investiert werden kann.

Verpasste Werbemöglichkeit?

Internationale Hochschulrankings haben also für die Luzerner Uni keine Bedeutung. Sie hat zu wenige Studierende, ist zu jung und ihre Dozenten sind international nicht renommiert genug, damit die Universität in den Rankings eine Rolle spielen könnte. Die Universität Zürich bezeichnet die Rankings für ausländische Studierende sowie für alle Studierenden vor dem Masterstudium als «eine nicht zu unterschätzende Orientierungsquelle.» Hochschulforscher Hans-Dieter Daniel schätzt den Nutzen der Rankings für Mobilitätsstudierende hingegen als «ziemlich bescheiden» ein. Verpasst die Universität durch ihre Abwesenheit dennoch eine günstige Werbemöglichkeit? Paul Richli glaubt ebenfalls nicht, dass dies der Fall ist: «Für ausländische Studierende sind die Lebenshaltungskosten und die Studiengebühren entscheidend», so der Rektor. 

Er gewichtet andere Methoden der Qualitätssicherung höher. Dazu zählt Richli die Mundpropaganda der Studenten. Hinzu kommen bei der Rechtswissenschaftlichen Fakultät die internationalen Gerichtswettbewerbe, bei denen die Luzerner immer hervorragend abschneiden und so der Uni zu einem guten Ruf verhelfen. «Das bringt vielmehr, als die Platzierung im Shanghai Ranking», bilanziert Paul Richli.

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