Schutzmasken sind schwer zu bekommen

Luzerner Uhrengeschäfte reagieren auf Coronavirus

Nicht in diesem Jahr: Massentourismus mit Cars am Schwanenplatz.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Noch wurde kein Fall des Corona-Virus in der Schweiz bestätigt. Doch Luzerner Unternehmen sind besorgt: In den Uhrenläden tragen die Angestellten Schutzmasken. Ein Luzerner Restaurant bewirtet keine chinesische Gruppen mehr. Und das Kantonsspital wappnet sich für den Fall der Fälle.

Schneller, als sich das Corona-Virus verbreitet, verbreitet sich die Sorge um die neue Krankheit. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mitteilte, wurden in China über 100 Tote und 5000 Infizierte registriert. Dass sich das Virus weltweit ausbreitet, ist wahrscheinlich.

Ein erster Fall wurde in Deutschland kürzlich bestätigt. Allerdings hat ausserhalb Chinas bisher keine Übertragung des Virus stattgefunden, wie das BAG vor den Medien betonte.

Ansteckungsgefahr in der Schweiz gering

Noch gibt es keine Empfehlungen des Bundesamtes an die Bevölkerung. Dies, da die Gefahr einer Ansteckung hierzulande aktuell gering sei. Die beiden Verdachtsfälle im Triemlispital Zürich haben sich als negativ herausgestellt. Dennoch sind gemäss BAG auch die Spitäler darauf vorbereitet, allfällige Infizierte zu isolieren und zu behandeln.

«Die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeitenden steht für uns an erster Stelle.»

Jörg Baumann, Marketingverantwortlicher bei Bucherer

Dass sich Luzerner Unternehmen Sorgen machen, ist unschwer zu erkennen. Ob bei Bucherer, Rado, Casagrande oder Hublot: In den Touristenläden tragen die Mitarbeitenden mittlerweile Schutzmasken, wie ein Augenschein am Schwanenplatz zeigt.

Jörg Baumann von Bucherer erklärt auf Anfrage: «Die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeitenden steht für uns an erster Stelle. Eine sichere und angenehme Arbeitsumgebung ist eine der obersten Prioritäten bei Bucherer.» Entsprechend verfolge man laufend die Empfehlungen des BAG.

Man habe die Mitarbeitenden auf die allgemeinen Hygienevorschriften zur Verhinderung von Grippeinfekten und Ähnlichem hingewiesen. Daneben stehe für Kunden und Mitarbeitende gut zugänglich Desinfektionsmittel für die Hände zur Verfügung. Weiter habe man eine Task Force eingerichtet, welche laufend die Lage beurteile. «Sollte sich eine Änderung ergeben, sind wir vorbereitet, weitergehende Massnahmen zu ergreifen.»

«Die Leute haben heute Glück. Wegen Lieferschwierigkeiten hatten wir vier Tage lang gar keine Masken.»

Mitarbeiter der See-Apotheke

Dass Schutzmasken aktuell heiss begehrt sind bei den chinesischen Touristen, ist offensichtlich. Vor der See-Apotheke steht ein asiatisches Paar, das gerade eine Packung erstanden hat und diese sogleich öffnet. Als wir das Geschäft betreten, kauft ein weiterer Chinese eine Packung. «Die Leute haben heute Glück», betont ein Mitarbeiter. «Wegen Lieferschwierigkeiten hatten wir vier Tage lang gar keine Masken.» Er gehe davon aus, dass die Touristen die Masken mit in ihre Heimat nehmen, da es wohl auch dort zum Engpass gekommen sei.

Was das Bundesamt für Gesundheit Chinareisenden rät:

- Gute persönliche Hygienemassnahmen wie regelmässiges Händewaschen und Niesen und Husten in die Armbeuge.
- Möglichst kein Kontakt mit Personen mit respiratorischen Symptomen
- Möglichst grössere Menschenansammlungen meiden
- Beachten von lokalen Weisungen und Empfehlungen
- Rückreisende aus China, die Atembeschwerden oder Krankheitssymptome aufweisen, sollten – nach vorgängiger telefonischer Kontaktaufnahme – eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen und auf die Chinareise hinweisen.

Auch erste Gastronomen reagieren auf die Krankheit. Bereits haben Restaurants angekündigt, chinesische Reisegruppen momentan nicht bewirten zu wollen. So erklärte etwa Mai Le, die Geschäftsführerin des Restaurants Mai im Luzerner Matthofquartier gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass für sie die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus schlicht zu gross sei.

Schweiz Tourismus ruft zu respektvollem Umgang auf

Die Organisation Schweiz Tourismus ruft indes dazu auf, «den chinesischen Gästen genau wie allen Gästen respektvoll und herzlich zu begegnen». Schweiz Tourismus rechnet mit einem Rückgang der chinesischen Gäste um 30 bis 50 Prozent. Dies dürfte auch die bei Asiaten sehr beliebte Destination Luzern treffen.

So etwa befürchtet man bei den Pilatus-Bahnen «massive» Auswirkungen bezüglich dem chinesischen Tourismus, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt.

Auch der hiesige Tourismus-Direktor Marcel Perren erklärte gegenüber «SRF» kürzlich: «Wir werden das spüren – der Tourismus in Europa und sogar weltweit.»

Eine These, die sich insbesondere deshalb bestätigen dürfte, da die chinesischen Behörden vor einigen Tagen einen Buchungsstopp für Gruppenreisen ins Ausland anordnete.

«Wir sind in der Lage und vorbereitet, entsprechende Verdachtsfälle abzuklären und zu behandeln.»

Sonja Bertschy, leitende Ärztin Infektiologie und Spitalhygiene LUKS

Über das Corona-Virus

Wie das Bundesamt für Gesundheit schreibt, könnte der Ursprung der Krankheit an einem Fischmarkt in der chinesischen Stadt Wuhan liegen, auf dem auch andere Tiere, etwa Murmeltiere und Fledermäuse, gehandelt werden.

Mensch-zu-Mensch-Übertragungen seien bewiesen. Zurzeit sei noch unklar, wie rasch sich das Virus jedoch von Mensch zu Mensch übertrage. «In manchen Fällen überträgt sich das Virus bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome», so das BAG. Auch ausserhalb von China gab es Ansteckungen. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten schätzt das Risiko einer Einschleppung zurzeit als moderat bis hoch ein. Dasselbe gelte für die Schweiz.

Das Luzerner Kantonsspital ist bereit

Doch was passiert, sollte sich das Corona-Virus tatsächlich in der Schweiz ausbreiten? Wie wappnet sich das Luzerner Kantonsspital?

Die leitende Ärztin für Infektiologie und Spitalhygiene, Sonja Bertschy, erklärt auf Anfrage knapp: «Wir sind in der Lage und vorbereitet, entsprechende Verdachtsfälle abzuklären und zu behandeln.» Man sei geübt darin, Patienten mit ansteckenden Krankheiten zu isolieren und die nötigen Schutzmassnahmen vorzunehmen sowie das Personal vor einer Ansteckung zu schützen.

Bei einem Verdachtsfall würde der betroffene Patient in einem Isolierzimmer behandelt. «Wir machen einen Abstrich des Nasenrachens für einen Test auf das neue Corona-Virus. Die Probe geht von allen Spitälern der Schweiz zur Abklärung ans Nationale Referenzlabor in Genf», so Bertschy.

Einen Verdachtsfall gab es in Luzern bislang nicht, so die Ärztin weiter. In den kommenden Tagen will der Bund eine Hotline einrichten, bei der sich die Bevölkerung bei Fragen informieren kann.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kaufmann
    Kaufmann, 29.01.2020, 12:26 Uhr

    Wenn der Virus aus der Schweiz käme, hätte China sofort ein Einreiseverbot für Touristen aus der Schweiz verhängt.

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