Seit Anfang Jahr darf Chlorothalonil in der Schweiz nicht mehr verwendet werden. Abbauprodukte des Fungizids wurden jedoch im Grundwasser in vielen Kantonen nachgewiesen. In der Luzerner Gemeinde Fischbach wurde der Grenzwert um das 17-Fache überschritten.

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Abbauprodukte im Grundwasser Luzerner Trinkwasser könnte wegen Fungizid teurer werden
Das Fungizid Chlorothalonil ist seit dem 1. Januar in der Schweiz verboten. Dies, weil das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zum Schluss gekommen war, dass es vermutlich krebserregend ist. Seit Jahrzehnten war es in der Landwirtschaft eingesetzt worden.
Nun zeigt sich, dass das Problem mit einem Entzug der Zulassung längst nicht behoben ist. Die Abbauprodukte des Fungizids werden noch immer im Grundwasser nachgewiesen. In mehr als der Hälfte der Kantone werden die Grenzwerte überschritten, zeigt eine Studie des Bundesamts für Umwelt. Besonders betroffen sind jene Kantone, in denen intensiv Landwirtschaft betrieben wird.
Dank Mischwasser unter dem Grenzwert
Auch der Kanton Luzern ist betroffen. Acht Wasserquellen habe man wegen zu hoher Werte stilllegen müssen, erklärt Sacha Heller, Verwaltungsratspräsident der Aquaregio AG, der «Luzerner Zeitung». Der höchste Wert wurde in Fischbach gemessen – der Grenzwert wurde hier um das 17-Fache überschritten, berichtet der «Blick». Nachgewiesen wurden im letzten November 1,72 Mikrogramm pro Liter – der Grenzwert liegt bei 0,1 Mikrogramm.
Allerdings sei das Problem punktuell, führt der Präsident der Wassergenossenschaft Fischbach, Ivo Häfliger, aus. Die Werte stammten von der Messstelle Wildberg. Dank verschiedener Quellgebieten könne man Mischwasser mit einem Chlorothalonil-Gehalt unter dem zulässigen Grenzwert liefern.
Langfristige Lösung könnte teuer werden
Wegen des langwierigen Abbauprozesses und der langsamen Erneuerung des Grundwassers bleiben die Rückstände noch lange ein Thema. «Es ist darum davon auszugehen, dass diese Verunreinigungen die Grundwasserqualität noch während Jahren in grösserem Ausmass beeinträchtigen werden», erklärt das Bundesamt für Umwelt gegenüber der «Luzerner Zeitung».
Die Abbauprodukte des Fungizid könnten aus dem Wasser herausgefiltert werden. Das ist jedoch aufwendig und teuer. Im März riet der Kanton Luzern dazu, neue und unbelastete Wasservorkommen zu erschliessen oder Trinkwasser aus Nachbargemeinden zu beziehen.
Eine langfristige Lösung könnte teuer werden. Pro Haushalt könnte das Chlorothalonil-Verbot Mehrkosten von 100 bis 150 Franken pro Jahr verursachen, rechnet ein Gemeinderat einer betroffenen Gemeinde dem «Blick» vor. Nach aktuellem Stand haben die Wasserversorger zwei Jahre Zeit, eine Lösung zu finden. Sie setzen jedoch auf den Bund: Er soll die Kosten nicht einfach auf die Gemeinden abwälzen. Ausserdem glauben sie, dass die einzige nachhaltige Lösung der bessere Schutz des Grundwassers ist.
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