Verantwortliche gehen auf Konfrontationskurs

Luzerner Theater: Stadt beharrt auf Neubau

Das Luzerner Theater an der Reuss. (Bild: jwy)

Luzern soll definitiv ein neues Theater erhalten. Trotz Widerstand der eidgenössischen Kommissionen hält die Projektierungsgesellschaft an ihren Plänen für einen Neubau fest. Wieso sie das rechtliche Risiko eingeht – und wie es nun weitergeht.

Das Luzerner Theater soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Trotz der Bedenken wegen des Ortsbildschutzes hält die Projektierungsgesellschaft Neues Luzerner Theater an ihren Neubauplänen fest. Das teilt die Stadt am Freitag mit.

Bekanntlich verlangen die eidgenössischen Kommissionen für Denkmalpflege und Natur- und Heimatschutz, dass die Nordfassade des Theaters für das Ortsbild erhalten bleibt (zentralplus berichtete).

Die Projektierungsgesellschaft unter dem Vorsitz von Stadtpräsident Beat Züsli ist jedoch überzeugt, dass «an diesem Standort eine städtebaulich hervorragende Architektur für ein modernes, betrieblich und kulturell gut funktionierendes Theatergebäude möglich ist».

Oder anders formuliert: Bauliche Massnahmen am bisherigen Gebäude, wie sie den beiden Kommissionen vorschweben, verunmöglichen ein zukunftsfähiges und attraktives Haus. Die Verantwortlichen wehren sich damit gegen eine teure, betrieblich unbefriedigende Sanierung. Sie halten unmissverständlich fest: «Ohne einen wirklich funktionell und betrieblich optimierten neuen Theaterbau ist die Zukunft des professionellen Theaters in Luzern gefährdet.»

Verantwortliche gehen rechtliches Risiko ein

Das Vorgehen kommt nicht gänzlich überraschend, da sich Stadtpräsident Züsli bereits an einem Workshop letzte Woche kämpferisch zeigte (zentralplus berichtete).

Die Verantwortlichen gehen allerdings ein rechtliches Risiko ein. Dessen sei man sich bewusst, heisst es in der Medienmitteilung. Man sei aber überzeugt, «dass das Festhalten am bestehenden Theaterplatz und ein Architekturwettbewerb ein städtebaulich überzeugendes Projekt hervorbringen wird, das sowohl dem Ortsbildschutz als auch den betrieblichen Bedürfnissen und denjenigen des Publikums Rechnung trägt».

Der Regierungsrat mit Kulturdirektor Marcel Schwerzmann (links) ist über die Pläne der Projektierungsgesellschaft unter der Leitung von Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli im Bild. (Bild: Franca Pedrazzetti / Stadt Luzern)

Das bedeutet: Ein konkretes Bauprojekt soll aufzeigen, wie das Ortsbild nicht nur geschützt, sondern auch aufgewertet werden kann. «Ein Neubau für das Luzerner Theater an einem äusserst sensiblen Punkt im Stadtbild von Luzern weist zweifelsohne städtebaulich eine sehr hohe Bedeutung auf», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Testplanung und die Machbarkeitsstudie würden aber zeigen, dass ein gutes Resultat erreicht werden könne.

Zudem bestehe nicht nur ein regionales, sondern auch ein nationales Interesse an einer neuen Theaterinfrastruktur in Luzern. Die unbescheidenen Worte zielen auf die Positionierung von Luzern als Musikstadt und Kulturstandort ab. Und auf die Tatsache, dass Luzern als international ausstrahlende Tourismusdestination gerade auch angesichts der aktuellen Pandemie-Herausforderung neue Perspektiven aufbauen müsse. Zur Debatte steht laut Mitteilung nichts weniger als die «Stadtentwicklung als Ganzes und die Positionierung als Tourismusdestination».

Konkretes Projekt bis 2022

Die Projektierungsgesellschaft erachtet den eingeschlagenen Weg auch als zielführendsten. «Jetzt in eine neue Richtung zu denken und zu planen, würde das Projekt um Jahre zurückwerfen und praktisch einen Neustart bedeuten.» Diese Haltung sei mit dem Regierungsrat des Kantons Luzern und dem Stadtrat von Luzern abgestimmt.

In einem nächsten Schritt will die Projektierungsgesellschaft nun den Architekturwettbewerb vorbereiten. Die Vorgaben dafür sollen dem städtischen Parlament im Winter vorgelegt werden. Mit Ergebnissen aus dem Wettbewerbsverfahren rechnet man bis im Frühling 2022.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Loris Fabrizio Mainardi
    Loris Fabrizio Mainardi, 23.10.2020, 11:24 Uhr

    Mit dem Kopf durch die Wand? Ein Neubau ist zwingend. Gegen den aktuellen Standort sprechen keine ideologischen, sondern denkmalpflegerische Gründe (sumpfiger Baugrund, Statik und Lichteinfall Jesuitenkirche). Die Frage ist, ob die architektonische Knacknuss gelöst werden kann. Dafür wird der Stadtrat die politische Verantwortung zu tragen haben.

    http://www.zentralplus.ch/blog/architektur-blog/vom-kreuz-mit-dem-theater-oder-vom-theater-um-das-kreuz/

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    • Profilfoto von P H
      P H, 27.10.2020, 15:25 Uhr

      Lieber(lfm) Das Wort KNACKNUSS trifft das Problem sehr genau!
      Den alten Theaterbau liebe ich, die Jesuitenkirche ebenfalls. Bloss, wie wir ja alle wissen, lieben reicht allenfalls nicht. Ich kenne die Anforderungen an einen gültigen kreativen und qualitätsfördernden, innovativen Theaterbetrieb. Das erscheint mir im Luzerner- Fall notwendig, auch wenn dabei etwas Romantik und Souvenir verloren gehen, wird Zeitgeist möglich. Was vor allem NICHT passieren darf ist ein «Salle Modulable» Trauerspiel .
      Viele einmalige Architekten sind tätig, denen es gelingen wird, ein neues Gebäude für zukunftsweisende Inhalte und einer Stahlkraft der Fassade zu schaffen. Durch die wird unser Theater auch nach vielen Jahren als architektonische Sehenswürdigkeit Besucher anziehen und als weiteres Schmuckstück und lebendiger Treff-Glanzpunkt unserer Stadt von Bedeutung sein.

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