Tavolino in der Luzerner Neustadt vor Wechsel

Luzerner Quartierrestaurant sucht nach 16 Jahren neue Gastgeber

Nach 16 Jahren ist Schluss. Sandra und Raffele De Angelis wollen das Tavolino aufgeben.

(Bild: les)

Das Wirtepaar De Angelis an der Luzerner Bleicherstrasse will das «Tavolino» verlassen. Um mehr Zeit für die Familie zu haben, sagen sie. Doch die Wehmut ist gross, denn viele Stammgäste trafen sich jeweils im Quartierrestaurant. Auch wegen des preiswerten Essens und der Erfüllung vieler Sonderwünsche.

Es ist kurz nach 14 Uhr. Wir sitzen im Restaurant Tavolino an der Bleicherstrasse 14 in der Luzerner Neustadt. Vier ältere Gäste sitzen an vier verschiedenen Tischen. Alle wollen noch zu Mittag essen. Kein Problem, Wirtin Sandra De Angelis reicht ihren Gästen die Menükarte. Ein Pastetli da, Piccata mit Tomatenspaghetti dort und einmal Älplermagronen mit Apfelmus.

Die Gäste kennen De Angelis – und umgekehrt. «Wir führen das Tavolino seit 16 Jahren und haben viele Stammgäste, die uns schätzen gelernt haben», sagt sie. Doch bald ist Schluss mit dem Wirtepaar De Angelis. «Wir haben unseren Pachtvertrag auf Ende Juni gekündigt», sagt die 46-Jährige. Zwölf Monate Kündigungsfrist haben sie zwar, doch das Ende ist besiegelt. «Mein Mann hat ein Jobangebot erhalten, weshalb wir uns entschieden haben, das Restaurant zu verlassen.» 

Sandra und Raffaele De Angelis freuen sich auf die Zeit danach.

Sandra und Raffaele De Angelis freuen sich auf die Zeit danach.

(Bild: les)

«Raffaele (59) und ich haben gemerkt, dass die Familie zunehmend zu kurz kommt», sagt De Angelis. Gemeinsame freie Tage oder gar gemeinsame Ferien habe es kaum gegeben. Man spürt, die Wirtin freut sich auf die Zeit danach. Doch leicht wird ihr der Abschied nicht fallen. «Es ist die klassische Situation des lachenden und des weinenden Auges», erklärt sie. So, wie sich die Szenerie an diesem Nachmittag abspielt, war es während ihrer gesamten Zeit. «Das Familiäre in diesem Restaurant ist schon sehr speziell», erklärt sie. 

Der Nachfolger ist gefordert

Dies bestätigt Hildegard Hoinik, welche gerade mit dem Essen fertig geworden ist. Sie bedauert sehr, dass es einen Wirtewechsel geben wird. «Ich war oft hier. Gute Küche, freundlicher Service und gutes Preis-Leistungs-Verhältnis», fasst die ehemalige Gastronomin zusammen. «Und es wird stark auf Sonderwünsche eingegangen», erklärt die Rentnerin, welche das Kaninchen mit Polenta im Tavolino am liebsten mochte. Hoinik will auch den Nachfolgern eine Chance geben. «Wichtig wird der erste Eindruck sein», sagt sie. 

Hildegard Hoinik mit ihrer Lektüre im Tavolino. Sie wird das Wirtepaar vermissen.

Hildegard Hoinik mit ihrer Lektüre im Tavolino. Sie wird das Wirtepaar vermissen.

(Bild: les)

Sonderwünsche? De Angelis erklärt, dass man sogar Pensionierten im Quartier, welche nicht mehr gut zu Fuss sind, das Essen nach Hause gebracht habe. Oder bei der Grösse der Portionen habe man auf die eher ältere Kundschaft Rücksicht genommen. «Es ist schon speziell», sagt sie und man spürt die Wehmut, die mitschwingt. «Ich hoffe, unsere Nachfolger erkennen die Bedeutung als Treffpunkt im Quartier und führen das Tavolino im ähnlichen Stil weiter.»

Warum etwas Funktionierendes verändern?

Speziell sind auch die Preise. Die Menüs erhält man für unter 20 Franken. Kann ein Restaurant so überhaupt rentieren? Ja, erklärt De Angelis: «Für unseren Entscheid sind nicht finanzielle Gründe ausschlaggebend.» Zwischen 35 und 45 Mittagessen hätten sie jeden Mittag gehabt, dazu ausgewählte Anlässe am Abend. Negative Rückmeldungen, dass bei diesen Preisen Abstriche bei der Qualität gemacht würden, gab es keine. «Wir haben sogar die Erfahrung gemacht, dass die Gäste bei zu viel Schicki-Micki eher überfordert sind.»

Auch die grösser werdende Konkurrenz sieht sie nicht als Problem. «Klar tut sich vieles in der Gastrobranche. Die neuen innovativen Wirte tun der Luzerner Neustadt gut», ist sie überzeugt. Vielleicht erhält auch das Tavolino einen neuen Anstrich? Oder neues Inventar? De Angelis hätte keine Mühe damit. Für sie selbst kamen grössere Änderungen aber nicht mehr infrage. «Wenn man lange im Geschäft ist und es läuft, wird man genügsam und auch etwas behäbig», sagt sie. 

Wie es mit ihr persönlich weitergeht, weiss sie noch nicht. Künftig wird man sie nicht mehr als Wirtin im Tavolino treffen, aber ganz bestimmt als Gast. 

An der Fassade sind die Menüs aufgeführt. Die Preise halten sich im Rahmen.

An der Fassade sind die Menüs aufgeführt. Die Preise halten sich im Rahmen.

(Bild: les)

 

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