Corona hat Tierfreunde auf den Geschmack gebracht

Luzerner Hundezüchterin: «Die Nachfrage ist riesig»

Ob Zwergpudel oder Labrador. Die Luzerner scheinen in letzter Zeit ein grosses Interesse daran zu haben, sich einen Hund zuzulegen. (Bild: zvg Adobe Stock)

Die Einsamkeit, welche viele Schweizer in den vergangenen Monaten empfunden haben, ist auch in Luzerner Tierheimen und Hundezuchten spürbar. Diese verzeichneten deutlich mehr Anfragen. Viele der Interessenten haben den Plan, sich einen Hund zuzulegen, jedoch nicht durchdacht.

Rund 519’000 Hunde waren Ende Juni 2020 in der Schweiz registriert. Davon leben gemäss der nationalen Datenbank für Hunde 20’000 Tiere im Kanton Luzern. Tendenz steigend.

Die Corona-Krise scheint dem Bedürfnis, Haustiere zu halten, zusätzlich Schub verliehen zu haben. «Wir haben eine erhöhte Nachfrage gespürt in den letzten Monaten», bestätigt Petra Roos, die Betriebsleiterin des Tierheims an der Ron. Sowohl Katzen- als auch Hundeinteressenten hätten mehr angerufen in den ersten Monaten der Corona-Krise.

Das Tierheim an der Ron vermittelte in der Zeit des Lockdowns jedoch keine Tiere. Einerseits weil Besuche nicht möglich waren, anderseits jedoch auch, weil sich die Verantwortlichen wünschen, dass Haustiere auf Dauer ein gutes Zuhause finden.

Hund ist noch da, wenn Homeoffice vorbei ist

«Ich begreife ja, dass die Leute das Bedürfnis nach einem Haustier hatten, weil sie plötzlich mehr Zeit hatten», sagt Roos. Doch seien sich viele Leute häufig nicht bewusst, dass ein Hund ein nicht zu unterschätzendes Commitment ist. Und dass der Hund auch noch da ist, wenn man nicht mehr im Homeoffice arbeitet.

«Da die Grenzen mehrere Monate zu waren, musste man auf Schweizer Heime und Zuchten zurückgreifen.»

Petra Roos, Betriebsleiterin Tierheim an der Ron

Soweit, so nachvollziehbar. Roos vermutet, dass die vermehrten Anfragen auch einen anderen Grund haben: «Viele Schweizer kaufen ihre Hunde im Ausland. Da die Grenzen mehrere Monate zu waren, mussten Interessierte auf Tiere in Schweizer Heimen und Zuchten zurückgreifen.»

Das Tierheim an der Ron erhielt während der Coronazeit deutlich mehr Anfragen zu Katzen und Hunden. (Bild: zvg)

Luzerner Züchter merken den Anstieg

Das bestätigt Claudia Kunz, die in Ruswil eine Labradorzucht hat. «Die Nachfrage ist riesig.» Sagt’s, und relativiert gleich: «Obwohl es die unüberlegten Anfragen auch vor Corona schon gab. Leute etwa, die von heute auf morgen einen Hund wollen oder solche, die glauben, ein Hund sei das Richtige, weil sie gerade nicht in die Ferien verreisen können.»

Doch auch andere gebe es. Interessenten, die sich die Sache seit Längerem überlegt haben und merken, dass jetzt der richtige Moment gekommen ist für einen Hund. «Ich habe insofern Glück, als ich Hunde mit einem Stammbaum der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft züchte. Das Klientel, das mich anfragt, legt entsprechend Wert auf eine kontrollierte, seriöse Zucht.»

Mehr Anfragen, weniger Würfe

Obwohl das Interesse an Hunden merklich gestiegen sei, dürfte es diesen Frühling weniger Würfe gegeben haben in der Schweiz, vermutet Kunz. «Viele Züchter, so auch ich, lassen ihre Hündinnen im Ausland decken. Das war während des Lockdowns nicht möglich», erklärt Kunz.

Auch Jennifer Kiesinger, die im luzernischen Reiden Zwergpudel züchtet, hat eine zunehmende Nachfrage in den letzten Monaten bemerkt. «Einige Züchter waren verunsichert, weil sie nicht sicher waren, ob sie ihre Hunde decken lassen sollen oder ob das Interesse nur coronahalber bestand», erklärt sie.

«Wir mussten uns zum Glück nicht mit dieser Frage auseinandersetzen, da wir nicht auf Masse züchten und während der Coronazeit nur einen Wurf hatten. Weil wir eine Warteliste haben, waren die Welpen bereits vergeben», sagt Kiesinger gegenüber zentralplus.

Längst nicht alle Schweizer, die an einem Rassehund interessiert sind, suchen sich einen Hund im Inland.

Wenn der Pudel plötzlich dreimal so teuer ist

Labrador-Züchterin Claudia Kunz betont: «50 Prozent der Hunde in der Schweiz werden aus dem Ausland importiert, häufig auch von unseriösen Vermehrern.» Hundeproduzenten also, die weder über eine Ausbildung noch Bewilligung verfügen und sich häufig nicht um die artgerechte Haltung von Tieren scheren.

Kiesinger bestätigt: «In Deutschland ist die Situation im Moment schlimm. Da zahlt man für Pudelwelpen ohne die entsprechenden Papiere aktuell bis zu 2’500 bis 3’000 Euro. Vorher waren es maximal 1’000 Euro.» Die Zahl der Vermehrer steige stark.

Dass auch Schweizer ihre Hunde im Ausland von sogenannten Vermehrern kaufen, ist auch dem Bund nicht entgangen. Erst kürzlich hat er in einer Mitteilung die Bevölkerung auf ebendieses Problem aufmerksam gemacht. Denn tatsächlich werden gemäss Bund jährlich um die 25’000 Hunde aus dem Ausland in die Schweiz importiert.

Der Bund warnt vor Hundekäufen aus Qualzuchten

«Viele Angebote – gerade im Internet – sind zweifelhaft. Unseriöse Anbieterinnen und Anbieter verkaufen Hunde, die häufig unter qualvollen Bedingungen gehalten werden und die beim Verkauf bereits krank sind», schreibt das Bundesamt für Veterinärwesen dazu. Nicht selten seien diese Hunde schlecht sozialisiert oder übermässig ängstlich, was zu vielfältigen Problemen bei der Haltung führe oder diese gar verunmögliche.

Seriöse Züchterinnen erkenne man im Internet, indem sie online informativ und transparent erscheinen, so der Bund in der entsprechenden Broschüre. «Ein Tier zu kaufen oder zu verkaufen, ist sowohl für Tierhaltende wie auch für Züchterinnen und Züchter Vertrauenssache.»

Entsprechend sollen alle relevanten Informationen zum Tier und zum Verkäufer im Inserat offengelegt werden. Nichts Wesentliches, wie etwa Gesundheitsstatus, Preis oder Herkunftsland, soll verheimlicht werden. Ausserdem sollten Besichtigungsmöglichkeiten bestehen.

Damit soll verhindert werden, dass es nach dem Hundekauf zu bösen Überraschungen komme.

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