«Leere Städte, leere Schiffe, leere Betten»

Luzerner Hoteliers plangen auf baldige Rückkehr der ausländischen Touristen

«Luzern wie auch alle anderen Destinationen in der Schweiz sind angewiesen auf ausländische Touristen», sagt Conrad Meier, Präsident von Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Luzerner Hoteliers haben noch immer zu kämpfen. Die Zahl der Logiernächte ist aufgrund der Corona-Krise massiv eingebrochen. Und noch immer steht die Branche unter Druck. Der oberste Zentralschweizer Hotelier hofft auf die baldige Rückkehr der ausländischen Touristen.

Ausnahmezustand am Vierwaldstättersee: 14'000 chinesische Touristen nehmen Luzern in Beschlag. Auf der Kapellbrücke werden Selfies geschossen, gefolgt von einem eilig geknipsten Erinnerungsfoto beim Löwendenkmal. Dann walzt der Touristentross im Reisecar-Konvoi den Pilatus hoch. Zwei Jahre ist der Besuch der asiatischen Mega-Reisegruppe nun bereits her (zentralplus berichtete). Asiatische Touristen sucht man heuer in der Luzerner Altstadt vergebens, die Pandemie hat den Tourismus zum Erliegen gebracht.

Bei Hotelleriesuisse wurde für das Jahr 2020 ein massiver Einbruch bei den Logiernächten verzeichnet. Auch Luzern als beliebte Reisedestination bei ausländischen Touristen bekam die Auswirkungen der Corona-Krise unmittelbar zu spüren. Die Umsatzeinbussen im Luzerner Hotellerie-Gewerbe für das vergangene Jahr belaufen sich auf 30 bis 100 Prozent, wie Conrad Meier, Präsident von Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz, auf Anfrage von zentralplus erklärt.

«Leere Städte, leere Schiffe, leere Betten»

«Solche drastischen Einbussen hat unsere aktive Generation noch nie erlebt», sagt Meier. Nur dank der Unterstützungsgelder des Härtefallfonds habe das Schlimmste wie etwa Betriebsschliessungen und Konkurse verhindert werden können. Über ein Jahr nach Beginn der Pandemie ist die Hotellerie-Branche noch immer unter Druck. Es fehlt an Touristen und ebenso an Geschäftsreisenden. «Wir sind abhängig von den verschiedenen ‹Leisure and Business›-Segmenten, Konzerten, Veranstaltungen und MICE-Business», so der oberste Zentralschweizer Hotelier.

Noch im Jahr 2019 lag die Zahl der Logiernächte in der Zentralschweiz laut der Hotellerie-Statistik bei 4’330’233 Übernachtungen. Knapp die Hälfte – sprich 2’217’819 Logiernächte – zählte der Kanton Luzern damals. Davon waren 1’485’656 Logiernächte auf ausländische Gäste zurückzuführen, wobei 360'016 in der gesamten Region Luzern-Vierwaldstättersee – was einem Marktanteil von 9,2 Prozent entspricht – durch Touristen aus China abgedeckt wurden. Schweizweit belief sich die Zahl der Logiernächte durch chinesische Gäste auf rund 1,3 Millionen.

Die chinesischen wie auch allgemein die asiatischen Touristen machen also einen grossen Anteil der Logiernächte aus. «Das Fernbleiben dieses Markts hatte fatale Folgen: Leere Städte, leere Schiffe, leere Betten», sagt Meier. Für den Präsidenten von Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz ist klar: «Luzern, wie auch alle anderen Destinationen in der Schweiz, ist angewiesen auf ausländische Touristen. Nur so kann die ganze Wertschöpfungskette wieder ins Leben gerufen werden.»

«Die Nachfrage zum Reisen besteht»

Die Zahl der Logiernächte lag vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 für die Stadt Luzern bei 1’382’980. Der Anteil chinesischer Gäste betrug damals laut Meier 124'553 Übernachtungen, was einem Marktanteil von 9 Prozent aller Stadt-Logiernächte entspricht. Der Anteil amerikanischer Gäste in Luzern hingegen lag gar bei 30 Prozent.

«Optimistische Signale erhalten wir aus Amerika.»

Conrad Meier, Präsident von Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz

Zweifelsohne: Um der Zentralschweizer Hotellerie-Branche wieder Aufschwung zu verleihen, müssen die ausländischen Touristen zurückkommen. Noch aber müssen sich die Hoteliers gedulden. «Uns ist nicht bekannt, wann genau das Reiseaufkommen anziehen wird», so Meier. Bei Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz wisse man jedoch, dass «die Nachfrage zum Reisen besteht». Konkrete Buchungen habe es aber noch keine gegeben.

«Optimistische Signale erhalten wir aus Amerika», sagt Meier. Diverse asiatische Märkte seien hingegen noch zurückhaltend darin, Reisen nach Europa zu erlauben. Dies im Hinblick auf die bevorstehenden olympischen Spiele im Sommer in Tokio, die man keinesfalls gefährden wolle, so Meier weiter. Die Buchungen und die damit verbundenen Reisen hängen nicht zuletzt auch von der Ausstellung der Visa ab. Das «Hochfahren» der entsprechenden Infrastrukturen könne laut Meier noch etwas länger dauern als geplant und dadurch Buchungen auch wieder annulliert oder verschoben werden.

Reisebestimmungen entscheiden über die Zukunft der Hoteliers

Vergangene Woche hat der Bundesrat weitere Corona-Lockerungen bekannt gegeben, die auch das Hotellerie-Gewerbe tangieren. Demnach soll es dank der Anpassung der Reisebestimmungen für ausländische Touristen wieder möglich sein, direkt in die Schweiz einzureisen.

«Die Erleichterungen beim internationalen Reiseverkehr sind ein Wendepunkt und ein wichtiger Schritt zur gesamtschweizerischen touristischen Erholung», sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse. Noch gelten die Reiseerleichterungen für Geimpfte. Hotelleriesuisse fordert in einer Stellungnahme diese jedoch auszuweiten, damit auch genesene und getestete Personen aus Drittstaaten wieder in die Schweiz einreisen dürfen.

Eine Prognose für die Zukunft des Luzerner Hotellerie-Gewerbes will der Präsident von Hotelleriesuisse Region Zentralschweiz noch nicht wagen: «Es hängt alles von den Reisebestimmungen des Übersee- und des asiatischen Markts ab.»

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 15.06.2021, 20:21 Uhr

    Nicht schlimm, wenn das eine oder andere Hotel, der eine oder andere Luxus-, Uhren- oder Souvenirladen eingeht und die Schotten für immer dicht machen muss! Macht bezahlbaren Wohnraum draus und ganz Luzern gewinnt…….. Doch die Gier der Immobilienbesitzer wird das leider nicht zulassen.

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    • Profilfoto von Auch Stadtluzerner
      Auch Stadtluzerner, 15.06.2021, 21:56 Uhr

      Wollen Sie wirklich am Grendel im Erdgeschoss wohnen? Also ich sicher nicht!

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    • Profilfoto von Daniel Steiner
      Daniel Steiner, 16.06.2021, 08:15 Uhr

      Ich frage mich langsam weshalb Sie noch in Luzern wohnen wenn es ja gar so schlimm ist. Bei jedem Thema zum Tourismus kommt von Ihnen die gleiche Leier. Seit dem mittleren 19. Jahrhundert ist Luzern eine Touristenstadt und ein Luzerner weiss wo die sich aufhalten und es gibt schöne Orte wo es keine Touristen hat. Wer meint Luzern bestehe nur aus der Kapellbrücke, Schwanenplatz und Grendel tut mir leid.

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    • Profilfoto von Scheidegger
      Scheidegger, 16.06.2021, 10:29 Uhr

      Worst-Case-Szenario-Fetischismus nenn ich das Geschwafel von Herr Meier. Die guten Hotels in der Stadt Luzern sind gut gebucht. Es braucht nachhaltigen Tourismus in Luzern. Billiger Mist produziert in China den Chinesen verkaufen ist ökologischer Nonsens. Der Preisdruck auf die Hotels der so genannten Billigtourismus-Industrie ist verherrend. Gerade die bürgerlichen EU-Gegner sollten sich dieses Thema einmal vor Augen führen. Interessiert wohl nicht, da die so genannten Billig-Jobs von Billig-Ausländer erledigt werden.

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