Am Filmfestival Locarno

Luzerner Gefängnis als Hauptdarsteller

Philip Meyer beim Dreh seines Kurzfilms. (Bild: zvg)

Es ist ein guter Sommer für den Luzerner Film-Studenten Philip Meyer: Sein Kurzfilm wird am Filmfestival Locarno gezeigt. Darin zeigt er eine Luzerner Berühmtheit mit ihrer dunklen Vergangenheit.

Der 25-jährige Luzerner Filmstudent Philip Meyer hat es geschafft. Sein Kurzfilm ist einer der wenigen, die am Filmfestival Locarno ihre Weltpremiere feiern dürfen. «Es war sehr überraschend, denn dort ranzukommen ist wirklich schwer. Gerade deshalb ist es supertoll.» Nur zehn Kurzflme werden in Locarno gezeigt. Und zwei davon sind aus Luzern (zentral+ berichtete). «Das ist eine Ehre», so Meyer. Entstanden ist Meyers siebenminütiger Kurzfilm im Rahmen eines Projekts der Hochschule Luzern Design und Kunst.

Nun wird er einem weit grösseren Publikum gezeigt, als sich Meyer das je erhofft hatte. Das Filmfestival in Locarno hat einen internationalen Namen und ist eines der grössten Filmfestivals. Meyers Film wird damit ein internationales, grosses Publikum erreichen. Das freut auch die Vertreter des Film-Protagonisten. «Wir freuen uns riesig, dass der Sedel auch am Filmfestival Locarno präsent sein wird. Jetzt sind wir fast global», sagt der Sedel-Chef Boris Rossi lachend.

«Der Kurzfilm von Philip Meyer ist grossartig bis genial.»
Boris Rossi, Sedel-Chef

Im Sedel herrscht Begeisterung: «Der Kurzfilm von Philip Meyer ist grossartig bis genial und zeigt meines Erachtens sehr gut die ‹Seele› des Hauses: Rebellisch, widerspenstig und nicht angepasst…und das seit 35 Jahren», betont Rossi. Der Film zeige auch auf, wie lebendig und inspirierend der Sedel sei, freut sich Rossi. «Unglaublich, wie viel er in einer so kurzen Zeit ausdrücken kann. Einfach wow», sagt auch Marco Liembd vom Sedel-Vorstand.

Bereits zweiter Sedel-Film

Das ist innerhalb von drei Jahren bereits der zweite Film, der den Sedel als Protagonisten gewählt hat. Thomas Horat hat 2013 in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Filmer Luzius Wespe bereits die Sedel-Doku «Rock’n’Roll Kingdom» herausgebracht.

Zwei Filme über dasselbe Gebäude, aber über unterschiedliche Aspekte des Hauses. «Beide Filme über den Sedel unterscheiden sich sehr stark und sind kaum miteinander vergleichbar: ‹Sedel – Rock’n’Roll-Kingdom› ist ein Blick in den ‹Sedel-Mikrokosmos›, während ‹Ein Ort wie dieser› eher eine philosophische und politische Grundlage hat», erklärt Rossi und Liembd deutscht aus: «Der Sedel-Kinofilm ist ein Abbild davon, was die Künstler, die aktuell im Sedel produzieren, tun und über das Haus denken. Der Kurzfilm hingegen stellt die originale und heutige Nutzung einander gegenüber: Früher – als Gefängnis – sollten die Insassen der Freiheit beraubt werden. Heute soll es Künstlern Freiheit, oder mehr Freiraum ermöglichen.»

Nicht klassisch

Philip Meyer

Philip Meyer

Genau das war der Grund für die Themenwahl von Philip Meyer für seine Projektarbeit. «Ich wollte ein Gebäude beleuchten, welches nicht in seiner ursprünglichen Funktion genutzt wird. Der Sedel ist hierbei ein perfektes Beispiel, da sich die Nutzung von damals und heute extrem gegenüberstehen. Vom Gefängnis zum kreativen Freiraum, zum offenen Begegnungsort.»

Ein Jahr hat Meyer neben dem Studium an diesem Film gearbeitet. Ein Film, der sehr viel offen lässt. Er basiert auf einer Dokumentation von Georg Müller, einem ehemaligen Insassen des Sedels. Seine Worte stehen im Film den Bildern von heute gegenüber, was teilweise passend ist, teilweise aber auch Fragen und kritische Themen aufwirft. «Es ist kein klassischer Dokumentarfilm. Er beinhaltet auch keine Interviews und folgt nicht der üblichen Struktur», erklärt Meyer. So bleibt Interpretationsspielraum für die Zuschauer.

Ein Ort wie dieser | Dokumentarfilm | Trailer 2015 from Philip Meyer on Vimeo.

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