Verein prüft Einsprache

Veloweg am Rotsee: Jetzt wehrt sich Luzerner Fussgängerlobby

Immer mehr sieht man auch Velos auf dem Fussweg um den Rotsee. (Bild: zVg)

Dass nun ein Teil des Wegs entlang des Rotseeufers für Velos geöffnet werden soll, versetzt nicht alle in Euphorie. Der Verein «Fussverkehr Schweiz» fühlt sich benachteiligt.

Silvio Bonzanigo ist ganz und gar nicht einverstanden. Damit, dass der Weg um den Rotsee streckenweise auch für Velos geöffnet wird (zentralplus berichtete). Sowieso findet der Präsident von Fussverkehr Schweiz, Region Luzern: Gerade in der Stadt und Agglomeration würden Fussgänger systematisch benachteiligt.

zentralplus: Silvio Bonzanigo, Velofahren am Rotsee – was halten Sie von dieser Idee?

Silvio Bonzanigo: Wenig. Dass nun ein Teil des Spazierwegs entlang des Rotsees ebenfalls für Velos geöffnet werden soll, ist abzulehnen. Für Velofahrer gibt es schon viele separate Radwege und -streifen. Zu Fuss gehenden Menschen aber stehen immer weniger exklusive Wege zur Verfügung.  Sogar in den Bergen müssen sie die Wanderwege oft mit Mountainbikern und Co. teilen.

«Durch das aufkommende E-Velo hat sich die Situation gar verschärft.»

zentralplus: Soll denn der Veloverkehr nicht gefördert werden?

Bonzanigo: Doch. Aber es ist absolut nicht zwingend, eine Veloroute zwischen Ebikon und Emmen über das Nordufer des Rotsees zu führen. Möglich wäre auch eine Route von Ebikon Zentrum über Riedholz–Hundsrüggen–Rathausen nach Emmen. Die Situation am Rotsee ist ein Reifetest für die organisierte Velogemeinde. Will sie tatsächlich nach der Velo-Charta leben, die sich für ein «fussgängerfreundliches Velofahren» ausspricht? In letzter Konsequenz würde das heissen, dass der besagte Uferabschnitt auch künftig Velos unzugänglich bleibt – und Velo-Organisationen gegen eine Rücksignalisierung auf ein allgemeines Fahrverbot nicht opponieren.

Ebikon sucht Lösung

«Velos zugelassen» – dieses Schild war bereits am Rotsee zu sehen. Zu früh, wie sich zeigen sollte. Die Gemeinde Ebikon räumt ein, dass sie die Signalisation «aufgrund eines Formfehlers» wieder entfernen muss. Damit der Weg offiziell für Velos freigegeben werden kann, müssten sämtliche Grundstückeigentümer, über deren Grund der neue Veloweg führt, ihr Einverständnis geben. Das fehlt noch.

Die Gemeinde Ebikon treffe sich mit allen betroffenen Parteien zum Gespräch. «Wir sind bestrebt, so rasch wie möglich eine Rechtssicherheit in dieser Angelegenheit zu erzielen», wird Sprecher Roland Beyeler in einer Mitteilung zitiert.

zentralplus: Apropos Signalisation: Die Gemeinde Ebikon hat Tatsachen geschaffen, bevor die rechtliche Situation abschliessend bereinigt worden ist.

Bonzanigo: Dieses Vorgehen ist unverständlich und sachlich abwegig. Fussverkehr Schweiz Region Luzern ist einspracheberechtigt – und erwägt eine Beschwerde gegen die Signalisationsänderung.

zentralplus: Was halten Sie generell von Mischverkehr Velo–Fussgänger?

Bonzanigo: Gemischtverkehrsflächen haben ihre Berechtigung – und sind dort sinnvoll, wo das Fussgängeraufkommen schwach und die vom Strassentrassee getrennten Anlagen entsprechend breit sind. Das trifft in der Regel auf Ausserortsverbindungen zu, wie zum Beispiel zwischen Ballwil und Hochdorf.

zentralplus: Und in der Stadt und Agglomeration?

Bonzanigo: Das ist eine andere Situation. Dort sind gemischte Verkehrsflächen immer zum Nachteil der Fussgängerinnen und Fussgänger. Durch das aufkommende E-Velo hat sich die Situation gar verschärft: Die Tempodifferenz zwischen Fussgängern und Velofahrern hat sich erhöht – und damit auch die Unfall- und Verletzungsgefahr. In aktuellen Planungen spielen solche Mischzonen deshalb keine Rolle mehr – was sinnvoll ist.

Hinweis: Das Interview wurde schriftlich geführt.

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