Auto AG Rothenburg und Rottal Auto AG boykottieren einen Werbespot gegen die zweite Gotthardröhre, die Abstimmung sei zu «kontrovers». Man wolle keine politische Werbung, sagen die Busbetreiber – und verstricken sich damit in ziemliche Widersprüche.
Der Werbeplatz war bereits gebucht, der Videoclip eingereicht. Rund 5000 Franken hätte der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) bezahlt, um in den Regionalbussen der Auto AG Rothenburg und der Rottal Auto AG seinen Werbespot gegen die zweite Gotthardröhre zu schalten. Zwei Monate lang hätte der Spot alle acht Minuten auf den Bildschirmen in den Bussen laufen sollen. Doch die Betreiber lehnten den Spot ab. Weil die Abstimmung «kontrovers» sei, meinte die Auto AG Rothenburg, die Rottal Auto AG begründete den Entscheid nicht.
Dieses Video wollen die Busbetriebe nicht abspielen:
«Die Busunternehmen wollen die zweite Gotthardröhre»
Er könne verstehen, wenn ein Ruswiler Bauer keine VCS-Plakate aufstellen wolle, sagt dazu Michael Töngi, Präsident des VCS Luzern und grüner Kantonsrat. «Aber in Buslinien, die von der öffentlichen Hand bezahlt sind, muss die freie Meinungsbildung gewährleistet sein». Doch die Auto AG Rothenburg und die Rottal Auto AG verdienen ihr Geld auch mit dem Verkauf von Nutzfahrzeugen und mit Carreisen. Für Töngi ist deshalb klar, dass diese mit der Ablehnung des Spots die Abstimmung beeinflussen wollen: «Diese Unternehmen wollen die zweite Gotthardröhre.»
«Wir möchten in dieser Frage Werbung weder fürs Pro- noch fürs Kontra-Komitee.»
Martin Senn, Auto AG Rothenburg
Dem widerspricht Martin Senn, Geschäftsführer der Auto AG Rothenburg: «Laut unseren Geschäftsbedingungen möchten wir grundsätzlich keine politische Werbung, genauso wie wir keine Spots für Alkohol oder Tabak schalten.» Man wolle neutral bleiben und zu diesem, deshalb könne man auch nicht von Zensur sprechen: «Wir möchten in dieser Frage Werbung weder fürs Pro- noch fürs Kontra-Komitee.»
Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) als grösste Anbieterin öffentlichen Verkehrs in der Region ist politischer Werbung gegenüber offener als die privaten Busbetreiber. Grundsätzlich könne jegliche politische Werbung gezeigt werden, bestätigte Mediensprecher Christian Bertschi: «Grenzen gibt es nur, wenn eine Werbung gegen geltendes Recht verstösst oder die VBL direkt angreift.» Bei der städtischen Initiative «für einen flüssigen Verkehr» der SVP habe man etwa Werbung von beiden Seiten gezeigt.
Doch Dokumente beweisen, dass die Auto AG Rothenburg bei der Seetalplatz-Abstimmung 2012 Werbung des VCS sehr wohl ausstrahlte. Auch weitere politische Kampagnen wurden in den letzten Jahren in deren Bussen beworben: Etwa gegen die Ecopop-Initiative und das kantonale Stipendiengesetz. Sind die Geschäftsbedingungen also ein Alibi, das nun als Rechtfertigung für das Verbot hinhalten soll?
Auf diese Frage blieb die Auto AG Rothenburg gegenüber zentral+ eine Antwort schuldig. Was die Abstimmung zur zweiten Gotthardröhre aus Sicht der Busunternehemen von anderen Abstimmugen unterscheidet, wollte Geschäftsführer Martin Senn nicht sagen.
So erging es auch dem VCS: Als der VCS nachgefragt habe, wieso die Gotthard-Werbung abgelehnt wurde, habe die Auto AG Rothenburg sich gar nicht rechtfertigen wollen, berichtet Präsident Michael Töngi: «Es war von keinen AGB oder irgendwelchen Regeln die Rede. Weil dann hätte man ja sagen können: Sorry, mit politischer Werbung seid Ihr bei uns falsch. Das ist aber nicht passiert.»
Der VCS äussert den Verdacht, dass der Verwaltungsratspräsident der Auto AG Rothenburg, alt Ständerat Georges Theiler (FDP), beim Entscheid seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Theiler ist Bauunternehmer und sitzt im Pro-Komitee zur zweiten Gotthardröhre. Dazu sagte Theiler gegenüber 20 Minuten: «Damit habe ich überhaupt nichts zu tun, ich wusste nicht mal etwas davon.»
Sich den Werbeplatz juristisch erstreiten, will der VCS nicht. Michael Töngi: «Wir wollen eine öffentliche Diskussion. Und vielleicht müssen wir uns dann überlegen, bei der Vergabe der ÖV-Linien die Neutralität festzuschreiben.»
Hinweis: Bei der Rottal Auto AG war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme verfügbar.
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