Schmolz + Bickenbach-Krise

Luzerner Bundesparlamentarier wenden sich an Bundesrat

Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach hat seinen Hauptsitz in Luzern. (Symbolbild: Adobe Stock)

Sieben Luzerner National- und Ständeräte bitten in einem offenen Brief die Finma, den Entscheid der Übernahmekommission zu revidieren. Diese kritisieren sie scharf.

Am Mittwoch reichten die Luzerner SP-Kantonsräte Melanie Setz Isenegger und Marcel Budmiger bereits eine dringliche Anfrage zum drohenden Konkurs des Stahlkonzerns Schmolz + Bickenbach ein (zentralplus berichtete). Der Kampf zwischen den Hauptaktionären gefährdet Luzern das Unternehmen mit Sitz. Von einer Insolvenz wären rund 800 Arbeitsplätze im Kanton Luzern betroffen, darunter 43 Auszubildende.

Nun wenden sich Ständerat Damian Müller (FDP) sowie die Luzerner Nationalräte Andrea Gmür (CVP), Yvette Estermann (SVP), Leo Müller (CVP), Ida Glanzmann (CVP), Franz Grüter, (SVP) und Albert Vitali (FDP) mit einem offenen Brief an den Bundesrat und an die Eidgenössische Finanzaufsicht Finma.

Harsche Kritik an Übernahmekommission

Die Adressaten werden gebeten, «sich dringend dafür einzusetzen, dass der unverständliche und jegliche industrielle Logik ausser Acht lassende Entscheid der Übernahmekommission in Sachen Schmolz+Bickenbach korrigiert wird.» Ohne Änderung dieses Entscheides müsse mit dem Konkurs des Unternehmens gerechnet werden.

Zu begrüssen sei, dass Grossaktionär Martin Haefner bereit wäre, eine massive Kapitalerhöhung zu finanzieren, konkret handelt es sich um eine Investition von 325 Millionen Franken. Dieses Gesuch wurde von der Übernahmekommission jedoch abgelehnt – was bei den Parlamentarieren auf Unverständnis stösst, Haefner hat bei der Finma Rekurs eingelegt. Ihrer Meinung nach ist eine Kapitalerhöhung notwendig, um eine fällig werdende Anleihe zurückzahlen, den Verschuldungsrad zu senken und Schmolz und Bickenbach wieder kapitalmarktfähig zu machen.

Die Finma kann den Entscheid der Übernahmekommission noch ändern. Sollte die Finma diesen Rekurs abweisen, wäre der Verwaltungsrat verpflichtet, unverzüglich die Bilanz zu deponieren, womit der Konkurs unvermeidlich wäre.

Weil sich bis heute keiner der  anderen Grossaktionäre verpflichtet hat, an der zwingend nötigen Kapitalerhöhung teilzunehmen, hänge die Vermeidung des Konkurses einzig davon ab, dass Martin Haefner die für solche Fälle gesetzlich vorgesehene Ausnahmeregelung von einem Pflichtangebot gewährt wird, so die Unterzeichner.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Libero
    Libero, 29.11.2019, 17:12 Uhr

    Beim Durchsehen der Reichsten der (Zentral-)Schweiz fallen die Namen Abpstaeg, Sawiri oder die Gruppe weit oben mit Vekselberg und Haefner auf. Bei den Ersten im Zusammenhang mit dem FCL geht es um ein paar Dutzend Mitarbeiter, die allenfalls auf der Strasse stehen würden; bei S+B um einige Tausend. Aus Aussenstehender hat man das Gefühl es sei ein live Monopoly-Game; nur ein Spiel der Superreichen! Ich frage mich, was diese Leute dabei denken? ….. und warum das Ganze an der Öffentlichkeit gespielt wird mit Kommentatoren, die nie Fussball gespielt oder Journalisten/Politiker, die nie in einem Konzern mitgearbeitet haben?

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  • Profilfoto von andre-martilu-ch
    andre-martilu-ch, 28.11.2019, 15:21 Uhr

    Kein Spiel mit Arbeitsplätzen!

    Der Luzerner Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach, zu dem auch die Swiss Steel in Emmen gehört, ist in Schieflage. Wegen dem drohenden Konkurs stehen 800 Arbeitsplätze im Kanton Luzern auf dem Spiel. Betroffen wären 800 Menschen, welche ihre Arbeit, ihren Verdienst und ihre Aufgabe verlieren würden. Unverständlich ist dabei, dass die eidgenössische Übernahmekommission nicht zulassen will, dass Aktionär Martin Haefner 325 Millionen Kapital einschiessen kann. Dabei gibt es in den entsprechenden Gesetzen genau dafür eine Ausnahmeregelung. Es ist zu hoffen, dass die FINMA, welche als nächstes über die Sache befinden wird, hier mehr Fingerspitzengefühl beweist. Wir müssen Sorge tragen zum Werk- und Industrieplatz Luzern und zu unseren Arbeitsplätzen. Es wäre eine Katastrophe für die Betroffenen Mitarbeiter und unseren Kanton, wenn das 170-jährige Unternehmen untergeht und 800 Menschen ihre Arbeit verlieren.

    André Marti
    Kantonsrat FDP, Willisau

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