Kein Geld in der Stadtkasse – Private springen ein

Luzern wird mit 100 neuen Sitzbänkli beschenkt

Die Bänke am Schweizerhofquai sind bei Einheimischen und Touristen beliebt. Auf ihnen steht «Willkommen» in zehn verschiedenen Sprachen. (Bild: azi)

Ein Ostergeschenk, das sich sehen lassen kann: Dank zwei Verbänden und Luzern Tourismus erhält die Stadt Luzern 100 neue Sitzbänke am Quai. Selbst für die Bänke aufkommen wollte die Stadt aus Spargründen nicht. Die Sparziele konnte man trotzdem noch nicht ganz erreichen.

Die Stadt Luzern bekommt neue Sitzbänkli – bereits 2015 wurden die ersten 100 neuen Bänke am Nationalquai montiert und in diesem Frühjahr sollen die nächsten 100 installiert werden. «Ziel ist es, die neuen Sitzbänke um Ostern herum aufgestellt zu haben», sagt Fritz Bächle, stellvertretender Leiter der Stadtgärtnerei Luzern. «Der allergrösste Teil der Bänke wird wiederum am Quai montiert werden.»

Dass dies passieren wird, ist nicht selbstverständlich – denn wäre es nach der Stadt gegangen, würden kaputte Sitzbänke nicht mehr ersetzt werden. 2013 hat man beschlossen, mit dieser Massnahme jährlich 80’000 Franken einzusparen. Das kam damals in der Öffentlichkeit alles andere als gut an – denn immerhin gehören solche Bänke doch zur Grundausstattung einer Stadt. Sie werden sehr geschätzt und sind gerade für eine Tourismusdestination wie Luzern von besonderer Bedeutung. Die Einsparungen im Stadtbudget seien hingegen eher bescheiden.

Stadt zahlt nach wie vor für Unterhalt

Dank der Branchenverbände der Schreiner und Maler kam es jedoch nicht so weit. Im Mai 2015 erklärten sie sich bereit, die Leistungen für die Stadt zu übernehmen – indem sie ihre Arbeiten gratis verrichten. Die Schreiner stellen die Banklatten her und die Maler sorgen dafür, dass diese farbig bemalt und lackiert der Witterung trotzen können. Ausserdem beteiligt sich Luzern Tourismus mit 25’000 Franken an den Materialkosten. Dafür werden die Bänkli mit der Botschaft «Willkommen» – in insgesamt zehn Sprachen – versehen (siehe Bild).

«Die Erfahrung zeigt, dass solche Vereinbarungen vor allem in der Entstehungsphase sehr zeitintensiv sind und auch weitere Kosten verursachen.»
Fritz Bächle, Stadt Luzern

Jährlich sollen 100 neue Sitzbänke angefertigt werden. Insgesamt befinden sich in der Stadt rund 1200 Bänkli, deren Unterhalt sich auf 40’000 Franken pro Jahr beläuft. «Diese Arbeiten werden nach wie vor durch das Zimmerwerk der Stadt ausgeführt», erklärt Bächle und betont, dass sich die Stadt mit ihrem Budget weiterhin am Unterhalt der Bänke beteiligt. Mit diesem werden auch die rund 20 Sitzbänke repariert, die jährlich von Vandalen kaputtgemacht werden.

Die Bänke sind mit «Willkommen» auf zehn verschiedene Sprachen beschriftet.

Die Bänke sind mit «Willkommen» auf zehn verschiedene Sprachen beschriftet.

(Bild: azi)

 

Ein Modell, das Schule macht?

Für die Stadt ist das Engagement der Schreiner und Maler ein Glückstreffer: Die Sparmassnahme kann umgesetzt werden, ohne dabei auf Leistungen verzichten zu müssen. Dass die Privatwirtschaft für die öffentliche Hand einspringt – ist das ein Modell, das in der Stadt Luzern Schule machen wird? «Dies kann nicht grundsätzlich beantwortet werden», meint Bächle. «Die Erfahrung zeigt, dass solche Vereinbarungen vor allem in der Entstehungsphase sehr zeitintensiv sind und auch weitere Kosten verursachen.» So entstehe zum Beispiel ein administrativer Mehraufwand, wie sich bei den Bänkli gezeigt habe.

Das heisst: Ganz so viel sparen, wie gewollt, konnte die Stadt bisher noch nicht. Im ersten Jahr waren es statt der 80’000 Franken nur 60’000 Franken. 20’000 Franken habe man letztes Jahr benötigt, um die Partnerschaft ins Rollen zu bringen.

«Das Potenzial für Einsparungen ist zudem im Allgemeinen viel tiefer als gedacht, da die Arbeiten begleitet und überwacht werden müssten», so Bächle über öffentlich-private Partnerschaften. Nicht zuletzt müssten dabei gewisse Projekte ausgeschrieben werden, was wiederum Kosten generiert. «Auch kann es dazu führen, dass möglicherweise der günstigste Bewerber aus dem Ausland stammt und das heimische Gewerbe preistechnisch nicht mithalten kann.» 

Wie’s weitergeht, ist offen

Und wie geht es mit den Sitzbänken in der Stadt weiter? «Die Vereinbarung mit den Schreinern und Malern wurde lediglich für drei Jahre abgeschlossen», erklärt Bächle. Wie es nachher weitergeht, steht derzeit also noch offen. «Es ist vorgesehen, frühzeitig gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.»

Dank den Luzerner Malern und Schreinern kann man sich am Schweizerhofquai auf neue Bänke setzen.

Dank den Luzerner Malern und Schreinern kann man sich am Schweizerhofquai auf neue Bänke setzen.

(Bild: azi)

Weitere Informationen zur Kooperation der Stadt mit den beiden Verbänden finden Sie hier.

Die Bänke sind mit «Willkommen» auf zehn verschiedene Sprachen beschriftet.

Die Bänke sind mit «Willkommen» auf zehn verschiedene Sprachen beschriftet.

(Bild: azi)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andreas Tunger Zanetti
    Andreas Tunger Zanetti, 15.03.2016, 16:21 Uhr

    Es würde sich lohnen, die arabisch beschrifteten Bänke sofort zu revidieren. Zumindest die im Artikel abgebildete Bank enthält einen peinlichen Fehler. Dort steht: wa-sahlan ahlan. Richtig wäre: ahlan wa-sahlan. Klingt für Uneingeweihte praktisch gleich, ist aber so, also würde man in Doha die Schweizer mit «Mitenand grüezi» begrüssen.

    Andreas Tunger-Zanetti

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