Aus Provisorium wird «Providurium»

Luzern: Statt Medis gibt es in dieser Apotheke jetzt Wein

Dominik Inal kennt sich mit Schweizer Weinen bestens aus. (Bild: cbu)

Wer in der Hirschmattstrasse in die «Neue Apotheke» geht, findet keine Tabletten, sondern Biowein. Der Pop-up-Store wäre nur bis Ende September vorgesehen gewesen, geht jetzt aber in die Verlängerung – auf unbestimmte Zeit. zentralplus hat sich mit einem jungen Weinkenner vor Ort getroffen.

In einer Apotheke findet man in der Regel Medikamente und Pflästerli. Nicht so in der «Neuen Apotheke» an der Hirschmattstrasse. Wer hier durch die Eingangstüre tritt, steht vor einem Tisch mit Weinflaschen. Hier treffen wir auf Dominik Inal, der mit uns einen kurzen Rundgang macht. «Wir verkaufen Bioweine und Biodelikatessen, die auf unseren eigenen Weingütern hergestellt werden», erklärt uns der Mediensprecher des Ladens, der mit der Weinbranche selbst bestens vertraut ist. Der 29-Jährige betreibt einen Verein, der jungen Leuten die Weinwelt näherbringen will (zentralplus berichtete).

In umliegenden Regalen stehen weitere Flaschen und rechts vom Eingang sogar eines mit Fruchtchutneys, Pasta und Saucen. Die Atmosphäre im Laden ist ungezwungen und der Look bewusst «unfertig». «Wir sind keine Hochglanzvinothek, wo sich die Leute kaum hereintrauen. Wir wollen hier auf Augenhöhe mit unseren Gästen über Weine sprechen.» Mit Erfolg, wie es scheint. «Wir könnten nicht zufriedener sein», sagt Inal und ergänzt: «Hier arbeiten ausschliesslich junge, weinaffine Leute, das ist wohl etwas Einmaliges.»

Zu Beginn habe man deswegen nämlich befürchtet, nur eine junge Zielgruppe anzusprechen. Aber seit der Eröffnung des Pop-up-Stores im Juli hat sich schon eine buntgemischte Stammkundschaft etabliert. Das liegt vielleicht auch daran, dass Produkte wie der Solaris oder die Palmeri-Weine in hiesigen Restaurants serviert werden und gemäss Inal begehrt sind.

Von Zahnbürsten und Weingütern

Hinter dem Pop-up-Store steht die Familie Breitschmid-Heiniger, die nicht nur drei eigene Bioweingüter betreibt, sondern auch das Dentalhygiene-Unternehmen Curaden in Kriens. Sie haben die Lokalität zu Beginn des Jahres übernommen, nachdem die Hirschmatt-Apotheke nach 32 Jahren ihre Tore schloss (zentralplus berichtete).

Dass die Wahl von CEO Ueli Breitschmid-Heiniger auf diese Ladenfläche fiel, kommt nicht von Ungefähr. «Uelis Vater hat im Obergeschoss dieses Hauses seine Lehre zum Zahntechniker gemacht», erklärt uns Inal. «Der Erfolg von Curaden geht quasi auf dieses Haus zurück.»

Wie aber kommt der Wein ins Spiel? «Die Familie konnte vor einigen Jahren den Hof Sitenrain in Meggen übernehmen.» Mit dem Bioweinbau wurde dem alten Bauernhof neues Leben eingehaucht. «Damals waren Biowein und der Einsatz von sogenannten pilzwiderstandsfähigen Sorten, kurz Piwi, noch kein Trend und der Sitenrain wurde in der Branche auch ein wenig belächelt», so Inal weiter. In der Zwischenzeit hat sich die Wahrnehmung verändert und der Biowein hat sich etabliert. 

In den Folgejahren baute die Familie dann noch je ein Weingut im italienischen Avola und in Zusammenarbeit mit einem lokalen Winzer eines im spanischen Tabuenca auf und produziert mittlerweile rund 60 Bioprodukte, die jetzt neben uns in den Regalen zum Verkauf stehen.

Der Pop-up-Store wird erwachsen

Der Betrieb im Hirschmatt-Quartier war ursprünglich bis zum 25. September befristet. Weil es aber so gut läuft, hat man sich mit dem Liegenschaftseigentümer auf eine Verlängerung bis Ende Jahr geeinigt. Danach ist aber nicht Schluss, denn ab Januar legt die Neue Apotheke den Pop-up-Mantel ab und tritt als reguläres Geschäft auf. «Im neuen Jahr planen wir hier auch einige kleinere Umbauten», erklärt Dominik Inal. Aus dem Provisorium wird also ein Providurium. Trotzdem soll das Lokal nicht zu glattgebügelt daherkommen, um weiterhin ein bunt gemischtes Publikum anzusprechen. 

Künftig will die Neue Apotheke vermehrt auf Events und Degustationen setzen. So ist mit «HalloWein» ein Anlass für die Halloween-Zeit angedacht, wo nebst Kürbissuppe auch verschiedene Weine degustiert werden können. «Später wird auch die Winzerin vom Bioweingut Sitenrain, Nora Breitschmid, vor Ort sein, damit unsere Gäste aus erster Hand etwas über die Produkte erfahren können.» Zudem wird mit der Überlegung jongliert, das Sortiment zu öffnen und auch Produkte von anderen Schweizer Winzerinnen aufzunehmen. «Solange sie unserer Biovision entsprechen. Da machen wir nämlich keine Kompromisse.» 

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