Gemeinsame Psychiatrische Grundversorgung

Luzern soll Nachbarpsychiatrien übernehmen

Die Psychiatrie Obwalden/Nidwalden in Sarnen soll neu von Luzern geführt werden. (Bild: zvg Agentur Hinz und Kunz)

Im Bereich der Psychiatrie wird es immer schwieriger, genügend qualifizierte Fachkräfte zu finden. Dies ist nur eine von mehreren Herausforderungen, vor denen die Kantone Obwalden und Nidwalden bei der psychiatrischen Grundversorgung stehen. Die Lösung: Die Luzerner Psychiatrie soll neu den Betrieb für alle drei Kantone übernehmen.

Die Kantone Obwalden und Nidwalden stossen bei der psychiatrischen Grundversorgung an ihre Grenzen. Knappe finanzielle Mittel der öffentlichen Hand, der Kampf um qualifiziertes Personal sowie die steigenden Ansprüche an die Versorgung stellen die beiden Kantone vor grosse Herausforderungen.

Um sich wettbewerbsfähiger zu machen, soll nun neu der Kanton Luzern die psychiatrische Grundversorgung der drei Kantone übernehmen. Dies wurde in einer Vorstudie geprüft, die an diesem Donnerstag den Medien vorgestellt wurde. Das Projekt trägt den Namen lups-ON, also Luzerner Psychiatrie – Obwalden Nidwalden. Die Luzerner Psychiatrie (Lups) soll demnach den Betrieb für alle drei Kantone sicherstellen. Heute deckt die Psychiatrie Obwalden Nidwalden in Sarnen (Pons) die Dienstleistung für Obwalden und Nidwalden ab. Das Angebot in Sarnen umfasst heute stationäre und tagesklinische Leistungen für Erwachsene sowie ambulante Leistungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 18 Betten stehen bei der stationären Behandlung zur Verfügung. Wie das künftige Angebot mit Luzern als Betreiber aussehen könnte, ist noch offen und wird nun in einem zweiten Schritt geprüft. Eine Bedingung der Kantone Obwalden und Nidwalden dürfte sein, dass das Angebot nicht schlechter werden wird.

Personal wird übernommen

Geplant ist, dass die Luzerner Psychiatrie das Gebäude am Kantonspital Obwalden im Mietverhältnis übernimmt. Zuvor muss dieses aber totalsaniert werden. Der Standort Sarnen soll dabei als stationärer Psychiatriestandort in ähnlicher Grössenordnung weiterbetrieben werden. Auch das Personal (rund 40 Vollzeitstellen) soll übernehmen werden. Obwalden und Nidwalden vergüten der Lups die bestellten Leistungen zu den vollen Kosten via separaten Leistungsaufträgen und Leistungsvereinbarungen. Dazu braucht es in Obwalden und Nidwalden eine Anpassung beim Gesundheitsgesetz. Die beiden betroffenen Regierungsräte schätzten, dass dies auf Anfang 2016 in Kraft treten könnte. Der Kanton Luzern braucht keine rechtliche Anpassungen.

Seit rund 20 Jahren arbeiten die Kantone Obwalden und Nidwalden bei der psychiatrischen Grundversorgung zusammen. Nidwalden hat im stationären Bereich kein Psychiatrie-Angebot. Nidwaldner gehen in der Regel nach Sarnen. Diese Zusammenarbeit wird mit Verträgen geregelt, die jedoch Mitte 2016 auslaufen. «Wenn ich in die Zukunft schaue, ist ein Alleingang von Obwalden und Nidwalden keine Option mehr», sagt der Obwaldner Landammann Hans Wallimann, Vorsteher des Finanzdepartements. Er spricht von einer Win-Win-Win-Situation für alle beteiligten Kantone. Das sieht auch die Nidwaldner Regierungsrätin Yvonne von Deschwanden so: «Nidwalden ist das schwächste Glied der Kette», sagt sie. Die drei Kantone würden eine ideale Planungsregion ergeben, ist sie überzeugt. «Nidwalden ist mit dieser Situation sehr glücklich.» 

Luzerner Psychiatrie unter Spardruck

Obwohl der Luzerner Regierungsrat Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartement, voll hinter dem Projekt steht, so sei die direkte Bedeutung für den Kanton Luzern eher gering. «Es gibt keine unmittelbare Veränderung der Gesundheitsversorgung für die Luzerner Bevölkerung», sagt er. «Die Versorgung macht nicht vor Kantonsgrenzen halt. Auch wir profitieren indirekt.»

«Die Versorgung macht nicht vor Kantonsgrenzen halt.»

Regierungsrat Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements

Profitieren wird die Lups, da das Unternehmen grösser wird und somit attraktiver ist als Arbeitgeber. Alle Beteiligten hoffen, dass es somit einfacher wird, qualifiziertes Personal zu bekommen. «Umfassendere Weiterbildungsmöglichkeiten oder Personalpools für Bereitschaftsdienste vergrössern die Attraktivität für das Personal», sagt Peter Schwegler, Direktor der Lups. Denn auch die Lups gerät unter Spardruck. Mit dem kantonalen Sparprogramm «Leistung und Strukturen II» gerät auch die Lups unter Druck. Der Regierungsrat sieht vor, der Luzerner Psychiatrie einerseits die Beiträge um rund 2,8 Millionen Franken zu kürzen. Andererseits verlangt der Kanton einen höheren Beitrag der Lups aus der Gewinnrückführung. Das Zusammenrücken der Psychiatrie habe nichts mit dem kantonalen Spardruck zu tun, sagt Schwegler. «Auch ohne Sparprogramm müssen wir wettbewerbsfähig denken und uns gut positionieren.» Das sei mit dem Zusammengehen der Fall. «Das Unternehmen wird durch das grössere Einzugsgebiet in der Marktposition gestärkt.» Damit bleibe man auch attraktiver für das Personal.

Personal wird übernommen

«Formal gibt es keine unlösbaren Hindernisse aus heutiger Sicht», sagt Wallimann zu den Ergebnissen der Vorstudie. Er sei erstaunt, auf wie wenig Widerstand das Projekt bisher gestossen ist. Die offenen Fragen der Vorstudie sollen bis Ende 2015 in einem Bericht beantwortet werden. Mit diesem als Grundlage werden dann die drei Kantonsregierungen und die Auftraggeber einen definitiven Entscheid über die Realisierung fällen. Laut Wallimann werde der Betrieb im Idealfall per 1. Januar 2017 aufgenommen.

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