Neues Openair in Luzern

Luzern bekommt «Les Digitales»

Veranstalter Remo Bizi vor dem Neubad Luzern. (Bild: Yasmin Billeter)

Luzern bekommt sein erstes Mini-Festival für elektronische Musik. Braucht es das? Ja. Finden die Veranstalter und auch die Stadt Luzern: Am 24. August findet die Luzerner Ausgabe des schweizweiten Les Digital Festivals im Neubad statt.

Hallenbad-Vorplatz statt grüne Wiese: Ursprünglich hätte die Veranstaltung in der Ufschütti stattfinden sollen. Doch als die Medien davon erfuhren und das Projekt mit dem «Funk am See» auf der Lidowiese gleichstellten, klingelten bei Anwohnern und der Stadt die Alarmglocken. Befürchtet wurden Lärmemissionen seitens der Anwohner und einen «Rattenschwanz von Anfragen» von der Stadt.

Dabei ging vergessen, dass das Festival um ein Vielfaches kleiner ist und nicht viel mit dem «Funk am See» gemeinsam hat. «Wir waren enttäuscht», sagt Remo Bitzi, der Les Digitales mitveranstaltet. «Das Festival hätte in der Ufschötti niemanden gestört.» Der neue Austragungsort ist der Vorplatz des Neubads, die Zwischennutzung im Hallenbad Biregg in Luzern, die offiziell am 1. September eröffnet. «Les Digitales ist eine spannende Plattform für elektronische Musik, die sich nicht dem Mainstream andient. Wir beheimaten dieses Festival im Neubad, weil die Stadt eine Durchführung in der Ufschötti nicht bewilligt hat», erklärt  Adrian Albisser vom Netzwerk Neubad.

Die Veranstalter hatten keine Bewilligung

Etwas haben die vermeintlich gleichen Open-Airs dann doch gemeinsam: Beide sind gratis. Deshalb mussten die Veranstalter auch Drittmittel beschaffen und taten dies im Vorfeld über die Crowdfunding-Plattform wemakeit.ch. So kamen insgesamt 1500 Franken zusammen, was nicht unbemerkt blieb. «Nachdem die Lidowiese das Funk am See hat, bekommt die Ufschötti nun Les Digitales», schrieb der «Blick am Abend» sinngemäss. Und so wurden die Veranstalter zur Stadt Luzern zitiert. Sie hatten keine Bewilligung eingeholt – und bekamen auch keine mehr. Die Ufschötti ist ein Erholungsgebiet und Platz für wilde Partys habe es offiziell nicht, argumentiert die Stadt. Dies sei ein politischer Beschluss. Für das etablierte Festival «Funk am See» werde alle zwei Jahre eine Ausnahme gemacht, sagt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen der Stadt Luzern.

Braucht Luzern dieses Festival?

Braucht Luzern überhaupt ein Festival für elektronische und experimentelle Musik? Die Bedeutung dieser Musiksparte habe auch in der Zentralschweiz zugenommen und sei kein unwesentlicher Faktor für Luzern als Kulturstadt, findet Veranstalter Remo Bitzi. «Ich glaube aber nicht, dass dies allein unser Festival rechtfertigt. Les Digitales steht auch für eine Kunstform, die bezüglich ihrer Relevanz für zeitgenössische Fragestellungen kaum zu überschätzen ist.» Man merkt, dass er das Festival mit Leidenschaft organisiert. «Schliesslich veranstalten wir dieses Festival vor allem auch, weil wir es gerne machen und unsere Interessen mit anderen Menschen teilen wollen», sagt er. «Wir interessieren uns für experimentelle Musik, die mehr will, als zu unterhalten. Wir haben vor allem Musiker eingeladen, die sich als Künstler begreifen und mit ihren Produktionen ein Konzept verfolgen», erklärt Bitzi ihren Anspruch. 

Die Stadt Luzern bekennt sich im Leitbild Eventpolitik zu Veranstaltungen mit besonderer Ausstrahlung und unterstützt das neue Openair: «Les Digitales verspricht ein spannendes Forum für Freunde elektronischer und experimenteller Musik zu werden. Luzern ist unbestritten eine musikalische Stadt, deshalb braucht es eine breite Palette musikalischer Erlebnis- und Genusswelten», so Mario Lütolf von der Stadt Luzern. 

Vernetzungsarbeit im Underground

Nach der Verweigerung der Bewilligung in der Ufschötti liessen die Organisatoren nicht die Köpfe hängen, sondern suchten nach einer Alternative. Die Beschwerden anderer Veranstalter über die Verdrängung der «Underground»-Kultur aus dem Stadtzentrum kann Bitzi zwar nachvollziehen, er meint aber auch: «Das ist unser Los. Es gehört zum Underground dazu, sich seine eigenen Orte zu suchen.» 

Zu diesem Underground zählt wohl auch das zweikommasieben Magazin, das Bitzi gemeinsam mit Freunden seit 2011 herausgibt und das am Les Digitales seine siebte Ausgaben feiert. Ein Magazin das versucht «diesen Bastard namens Gegenwart einzufangen» und eine Momentaufnahme der gegenwärtigen Klubkultur in und um Luzern liefern will. 

Für Les Digitales hat man mit dem Korsett Kollektiv zusammengespannt, zu dem eine enge Bindung besteht. Das Netzwerk für Multimedia-Artists, Sound-Designer, DJs, Promotern und Grafikern operiert bereits seit 2005 von Luzern aus. Das Kollektiv organisiert Veranstaltungen jeglicher Couleur und veröffentlicht seit einiger Zeit auch die Musik seiner Mitglieder. Auch Les Digitales soll nun unbekanntere Sounds an die Öffentlichkeit tragen und lädt Besucher ein, entspannt auf den Liegestühlen vor dem Neubad einzutauchen.

Remo Bitzi empfiehlt zur Einstimmung auf das Festival folgenden Mix:

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